Nach bitterer Liga-PleiteSt. Pauli beim Pokal-Kracher mental im Vorteil? Experte klärt auf

St. Paulis Eric Smith im Zweikampf mit Fortuna Düsseldorfs Isak Johannesson.

Fortuna Düsseldorf und Isak Johannesson (r.) treten am Dienstagabend (30. Januar 2024) im Viertelfinale des DFB-Pokals beim FC St. Pauli um Eric Smith an. In der 2. Bundesliga hatten sich die Hamburger am vergangenen Samstag (27. Januar) mit 2:1 in Düsseldorf durchgesetzt.

Fortuna Düsseldorf will sich im Viertelfinale des DFB-Pokals beim FC St. Pauli für die bittere Heimpleite in der Liga revanchieren. Welches der beiden Teams ist dabei psychologisch im Vorteil? Ein Experte klärt auf.

von Anton Kostudis  (kos)

Ring frei für Runde zwei! Nach der bitteren Heim-Schlappe am vergangenen Samstag in der Liga gegen den FC St. Pauli (1:2 am 27. Januar 2024) sinnt Fortuna Düsseldorf auf dem Hamburger Kiez auf Revanche.

Beim Viertelfinal-Showdown am Dienstagabend (30. Januar, 20.45 Uhr) geht es um viel: Erstmals seit 28 Jahren kann Fortuna wieder in ein Pokal-Halbfinale einziehen – und obendrein knapp dreieinhalb Millionen Euro DFB-Prämie einstreichen.

Fortuna Düsseldorf: St. Pauli mit psychologischem Vorteil?

Fortuna-Cheftrainer Daniel Thioune (49) hatte bereits vor dem ersten von zwei Duellen erklärt: „Der Sieger des ersten Spiels hat sicherlich einen kleinen psychologischen Vorteil.“ Aber stimmt das wirklich?

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EXPRESS.de hat einen Experten befragt: Jürgen Walter (68). Der erfahrene Diplom-Sportpsychologe aus Düsseldorf hat bereits unzählige Einzelsportler und Mannschaften betreut, berät Führungskräfte und lehrt zudem an der Universität Köln und der Fresenius-Hochschule Düsseldorf. Natürlich verfolgt er auch das Geschehen bei der Fortuna ganz genau.

Für Walter stellt sich die psychologische Ausgangslage vor dem Pokal-Showdown keineswegs eindeutig dar. „Die Situation birgt Vor- und Nachteile. Und zwar sowohl für St. Pauli als auch Fortuna“, erklärt er gegenüber unserer Redaktion.

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Für St. Pauli gelte: „Sie können und werden aus dem Sieg in Düsseldorf natürlich Selbstvertrauen ziehen. Doch es besteht auch eine Gefahr. Nämlich die, dass die Spieler die Sache etwas zu leicht nehmen.“ So sei der Gedanke, dass es nach der vermeintlich schwereren Auswärts-Aufgabe in Düsseldorf vor heimischem Publikum nun leichter fallen wird, durchaus verlockend – und teilweise auch gar nicht komplett zu verhindern. „Das läuft unterbewusst ab“, so Walter. „Und das kann für Fortuna ein kleiner Vorteil sein.“

Für Düsseldorf wiederum wird die Partie am Millerntor natürlich ebenfalls eine mentale Herausforderung. Der Experte warnt: „Die Gefahr besteht natürlich darin, dass die Spieler insgeheim glauben: Wir haben St. Pauli schon zu Hause nicht besiegt, also wird es dort wahrscheinlich auch nicht klappen.“

Sport-Psychologe Jürgen Walter im Porträt.

Sport-Psychologe Jürgen Walter aus Düsseldorf hat für EXPRESS.de die Ausgangslage vor dem Pokal-Viertelfinale des FC St. Pauli gegen Fortuna Düsseldorf analysiert.

Walter rät Fortuna außerdem davon ab, sich zu intensiv auf das Thema Revanche zu fokussieren. „Wut im Bauch kann auch zu Übermotivation und mangelnder Emotionskontrolle führen. Das sind nie gute Begleiter im Wettkampf“, erklärt der Psychologe.

Für die Düsseldorfer sei am Ende vielmehr eine Frage entscheidend: „Haben sie Freude auf den Erfolg? Oder Angst vor dem Misserfolg?“ Walter ermuntert Thioune und seine Mannen daher: „Es geht darum, mutig zu sein.“ Folgende Mental-Strategie gibt er den Rot-Weißen mit an die Hand: „Sie müssen mit der Überzeugung ins Spiel gehen, dass die nächste Aktion gut werden kann. Der nächste Einwurf. Der nächste Pass. Der nächste Torschuss.“ Für den Psychologen ist klar: „Wenn die nächste Aktion im Fußball gut ist, dann erhöht sich die Chance auf ein Tor. Egal, wie es in diesem Moment gerade steht.“

Der Pokal-Kracher am Millerntor, er wird für beide Teams also auch ein mentaler Wettkampf. Wer bewahrt am Ende kühlen Kopf? Das wird sich am späten Dienstagabend zeigen.