Fortuna Düsseldorfs Zweitliga-Rivale Hamburger SV hat Chefcoach Tim Walter vor die Tür gesetzt. Daniel Thioune weiß, wie schnell im hohen Norden die Stimmung kippen kann.
Walter-Knall beim HSVFortuna-Coach Thioune dankt Hamburg-Legende: „Wunderbarer Mensch“
Es war der große Trainer-Knall in der zweiten Liga: Am Montag (12. Februar 2024) hatte der Hamburger SV seinen Cheftrainer Tim Walter (48) vor die Tür gesetzt. Trotz Rang drei und nur zwei Punkten Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz war nach 21 Spieltagen Schluss für den exzentrischen Coach.
Die zweite 3:4-Heimniederlage in Folge (am Freitagabend gegen Hannover, zwei Wochen zuvor gegen Karlsruhe) brachte das Fass der Bosse am Ende zum Überlaufen.
Fortuna Düsseldorf: Zweitliga-Konkurrent HSV wirft Walter raus
Walter war im Sommer 2021 in Hamburg angetreten, um den einstigen Bundesliga-Dino endlich wieder in die Erstklassigkeit zu führen. Zweimal führte er das Team auf Rang drei und damit in die Aufstiegsrelegation. Zweimal hatten die „Rothosen“ das Nachsehen (erst gegen die Hertha, dann gegen Stuttgart). Nach 103 Spielen an der Seitenlinie musste Walter nun seinen Hut nehmen. Und das, obwohl er mit 1,82 Zählern pro Partie den besten Punkteschnitt aller HSV-Cheftrainer in der zweiten Liga vorweisen kann.
Wer Walters Nachfolge in der Hansestadt antritt, ist derweil noch unklar. Am kommenden Wochenende (Samstag, 17. Februar, 13 Uhr) wird das Team erst einmal der bisherige Assistenzcoach Merlin Polzin (33) im Spiel beim Kellerkind Hansa Rostock betreuen.
Auch Fortuna Düsseldorfs Chefcoach Daniel Thioune (49) hat die Freistellung Walters natürlich zur Kenntnis genommen. Und es erweckt fast den Anschein, als hätte der Trainer der Rot-Weißen schon eine leise Vorahnung gehabt ...
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Denn: Als Thioune am späten Samstagabend (10. Februar) erstmals im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF zu Gast war, kam die Sprache auch auf seinen ehemaligen Arbeitgeber aus Hamburg. „Ich weiß, wie ambitioniert der Verein ist. Ich weiß aber auch, wie groß die Herausforderungen sind“, meinte der Fortuna-Coach vielsagend.
Im Sommer 2020 hatte Thioune die Norddeutschen bekanntlich übernommen, war dann aber nach 32 Spielen von seinen Aufgaben entbunden worden – Klub-Ikone Horst Hrubesch (72) übernahm. Interessanterweise lag der HSV damals ebenfalls auf Rang drei, wenngleich der Spielplan coronabedingt verzerrt war. Holstein Kiel sicherte sich über diverse Nachholspiele schließlich noch Rang drei, die Hamburger und Hrubesch (zwei Siege, eine Niederlage) schauten am Ende als Vierter in die Röhre. Wenngleich auch die perfekte Ausbeute von neun Zählern letztlich nicht gereicht hätte.
„Ich bin nicht im Groll gegangen, ich habe es als Erfahrungswert mitgenommen. Ich sehe es nicht als gescheitert an, ich sehe es als nicht vollendet an“, meinte Thioune nun rückblickend über sein HSV-Aus.
Den HSV hatte Thioune seit seinem Aus freilich weiter im Blick. „Natürlich schaue ich auf das, wo ich in der Vergangenheit gewirkt und gearbeitet habe. Dem Verein ist es mehr als zu wünschen, in der Bundesliga wieder stattzufinden“, so der Düsseldorf-Trainer.
Thioune verriet auch, wie wichtig Hrubesch im Verlauf seiner Hamburger Zeit für ihn gewesen war. „Horst ist ein ganz wunderbarer Mensch. Diese Empathie und das Gespür für die Situation zu entwickeln. Das kann Horst ungemein“, erklärte der Fortuna-Coach. Thioune weiter: „Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, als der Wind mal ein wenig rauer wurde in Hamburg. Dann kommt mal einer und hält einen Regenschirm davor. Und sagt: ‚Lass mal reden, heute Nachmittag kommst du mal zum Grillen vorbei.‘ Das hilft in den Momenten. Deswegen öffnet er sehr, sehr viele Türen. Und vielleicht auch das Herz vieler Menschen.“
Mittlerweile sind der HSV und Thioune nun Konkurrenten in der zweiten Liga. Und trotz Rang sieben für Düsseldorf und fünf Punkten Rückstand auf den Ex-Klub ist das Aufstiegsrennen 13 Spieltage vor Schluss noch nicht entschieden. Der Fortuna-Trainer gab sich daher angriffslustig: „Am liebsten bin ich vor dem HSV. Aber das liegt in der Natur der Sache. Natürlich hätte ich gerne 17 oder 16 andere Mannschaften auch hinter mir“, so Thioune.
Wer am Ende die ersehnte Bundesliga-Rückkehr schafft, wird sich zeigen. Entscheidend könnte dabei auch der Ausgang des Rückrunden-Duells am Freitag (8. März, 18.30 Uhr) in der Düsseldorfer Merkur-Spiel-Arena sein. Eines ist Fakt: Für Daniel Thioune wird es ganz sicher kein Spiel wie jedes andere.