„Einmal Fortuna, immer Fortuna“ – so simpel, aber treffend lautete das Thema bei der zehnten Ausgabe von „EXPRESSO – der Düsseldorf-Talk“. Vier Gäste haben das Phänomen des Kult-Klubs erklärt: Vorstand Klaus Allofs, Ex-Boss Peter Frymuth, Kapitän Adam Bodzek und Fortuna-Chefreporter Patrick Scherer.
EXPRESSO-Talk mit Allofs, Bodzek und Frymuth„Fußball ohne Fans ist wie eine andere Sportart“
Düsseldorf. Allofs wartete dabei mit einigen Anekdoten auf, die längst nicht jedem bekannt sein dürften. Zum Beispiel, dass er erst mit neun Jahren mit dem Fußball begann, weil seine Eltern darauf bestanden, dass er zuerst in den Turnverein geht. Oder aber, dass sein Vater im Vereinsheim des TuS Gerresheim wochenlang kein Bier mehr bekam, weil Klaus zur Fortuna wechselte.
Klaus Allofs wechselte nicht aus freien Stück zum 1. FC Köln
Bis der Verein in finanzielle Schieflage geriet und ihn 1981 für die damalige Rekordablöse von 2,25 Millionen D-Mark an den 1. FC Köln verkaufte. „Vielleicht wäre ich damals aus freien Stücken gar nicht gegangen“, verriet der EM-Torschützenkönig von 1980. Dennoch sieht er es positiv, dass er Erfahrungen bei verschiedenen Stationen gesammelt hat. Selbst seinem missglücktes Trainer-Engagement bei Fortuna im Jahr 1998 sieht er als guten Erfahrungswert und schmunzelt: „Ein richtiger Trainer bist du erst, wenn du mal gefeuert worden bist.“
Zumal er anschließend bewies, dass seine großen Stärken im Management liegen. Auch Frymuth hatte Moderator Michael Kerst und den Gästen im Apollo eine Menge zu erzählen. Bereits mit 19 Jahren kümmerte er sich als Funktionär um den Jugendfußball im Kreis Düsseldorf, 2004 wurde er dann zum Vorstandsvorsitzenden bei Fortuna berufen.
Peter Frymuth über seine Zeit als Vorstand von Fortuna Düsseldorf
„OB Joachim Erwin hat mich von China oder Japan aus überzeugt. Die Mannschaft war im Sommer in die Regionalliga aufgestiegen, stand jetzt aber wieder auf einem Abstiegsplatz. Es herrschte Unruhe, und wir hatten nicht mal die Marketingrechte, um einen Schal zu verkaufen.“ Das alles wurde im Laufe der Jahre stetig aufgebaut und mit dem Bundesliga-Aufstieg 2012 gekrönt. Ganz anders war’s beim DFB: „Da bin ich 2013 Vize geworden, ein Jahr später wurde Deutschland Weltmeister.“ Dort wurde es dafür danach eher ungemütlich.
Die Toten Hosen als Botschafter für Fortuna Düsseldorf
Als gebürtiger Franke kam Patrick Scherer nicht mit Fortuna-DNA zur Welt. Doch auch er entdeckte den Verein bereits für sich, lange bevor er über ihn schrieb: „Es wurde intensiver durch einen Kumpel, der riesiger Fan der „Toten Hosen“ ist und jeden Tag dieses Trikot anhatte. Wir waren dann auch bei verschiedenen Spielen. Man kann schon sagen, dass Fortuna auch über die Stadtgrenzen hinaus einen gewissen Kult-Status hat.“
In den letzten beiden Jahrzehnten gab es immer wieder Spieler, auf die Fortuna so eine Faszination ausübte, dass sie dem Klub eine Ewigkeit treu blieben. Lumpi Lambertz war so einer, Oliver Fink auch. Aktuell ist Adam Bodzek der Dino im Team – seit zehneinhalb Jahren ist der Kapitän jetzt schon in Düsseldorfer Diensten. Und das hat viel mit der Faszination zu tun, die von den Rängen ausgeht.
„Die Fans machen einen großen Teil des Vereins aus“, sagt er. „In Oldenburg sollen 2000 gewesen sein, wie ich gehört habe. Am ersten Spieltag in Sandhausen hat man überall im Stadion Fortuna-Fans gehört. Ich weiß noch nicht mal, ob da überhaupt Gäste-Fans zugelassen waren.“ Das Phänomen der Düsseldorfer Zuschauer hat er schon mitbekommen, als er noch nebenan für den MSV Duisburg spielte. „Das habe ich immer im Blick gehabt, allein schon wegen der Straßenbahn-Derbys“, erinnert sich Bodzek.
Adam Bodzek über die Duelle mit dem MSV Duisburg
Dabei kamen diese Duelle zu seiner Zeit bei den Zebras gerade erst wieder auf, vor 2009 hatte Fortuna zehn Jahre lang unterhalb der Zweiten Liga gespielt. Dennoch gab es in der Folge Spiele, die niemand vergisst. Wie 2012, als der MSV am letzten Spieltag unbedingt Fortunas Aufstieg verhindern wollte und sich Düsseldorf mit einem 2:2 gerade so in die dann erfolgreiche Relegation rettete.
Da kickte Bodzek längst schon auf der Seite der Rot-Weißen und half dabei, ein großes Comeback-Werk zu vollenden. „Die Fans haben viel mitgemacht, Fortuna hat Oberliga und Regionalliga gespielt“, bekam der Abräumer auch schon vor seiner Zeit in der Landeshauptstadt mit. Dass sich der Verein wieder zurückgemeldet hat, findet Bodzek alles andere als selbstverständlich: „Man sieht ja, wie viele Vereine, die früher mal groß waren, unten steckengeblieben und nicht mehr rausgekommen sind.“
In Düsseldorf habe das viel mit dem Push zu tun, der von außen kommt, sagt Bodzek. „Es gab vor ein paar Jahren diese Phase, in der es nicht gut aussah. Da ist ein Ruck durch die Stadt gegangen. Hier erkennen die Fans, wann die Mannschaft Hilfe braucht.“ Die kam, als Friedhelm Funkel die Mannschaft 2016 vor dem erneuten Sturz in die 3. Liga bewahrte.
Kapitän Adam Bodzek hat die Fans von Fortuna Düsseldorf vermisst
Was aber ist, wenn der Anhang nicht mehr anwesend sein darf? Wenn es nur noch Geisterspiele gibt wie in der fast kompletten letzten Saison? „Fußball ohne Fans ist eine gefühlt andere Sportart. Mit Fans bekommst du viel mehr Feedback, selbst wenn du nur eine Ecke rausholst.“ Zum Glück sind sie ja wieder da …