Es war die entscheidende Szene beim Pokal-Thriller auf St. Pauli: Christos Tzolis lupfte Fortuna Düsseldorf mit dem letzten Elfmeter ins Halbfinale. Seinem Cheftrainer bescherte das unschöne Erinnerungen.
Lupf-Elfer bei Pokal-KrimiJetzt erklärt Thioune seinen Tzolis-Rüffel: „Stachel sitzt tiefer bei mir“
Es war der irre Schlusspunkt eines dramatischen Fußball-Abends: Mit einem frechen Panenka-Elfer hatte Christos Tzolis (22) Fortuna Düsseldorf beim Pokal-Thriller auf St. Pauli weitergelupft. Am späten Dienstagabend (30. Januar 2024) war amtlich: Die Rot-Weißen stehen erstmals seit 28 Jahren wieder im Halbfinale.
Doch die entscheidende Szene sorgte anschließend nicht nur für Begeisterung. So musste sich Elfer-Frechdachs Tzolis von seinem Coach Daniel Thioune (49) auch einen Rüffel abholen.
Fortuna Düsseldorf: Daniel Thioune erklärt Tzolis-Rüffel
„Offen gesagt: völlig unangemessen. Das muss ich ehrlicherweise gestehen. Ich bin kein Freund davon und finde auch nicht, dass das respektvoll gegenüber dem Gegner ist“, hatte Thioune beim ZDF über den Tzolis-Lupfer gesagt. „Ich muss es darauf reduzieren, dass ich mich unfassbar darüber freue. Über die Art und Weise des Elfmeters nicht“, so der Düsseldorf-Trainer weiter.
Bei manchen Beobachtern sorgte die Aussage für Unverständnis und Kopfschütteln. Von vielen Fans war Tzolis nach der Partie für seine Kaltschnäuzigkeit und Coolness gefeiert worden.
Vor der Auswärtspartie in der zweiten Liga beim SC Paderborn (Sonntag, 4. Februar, 13.30 Uhr) kam die Szene nun noch mal zur Sprache. Und Thioune erklärte offen, warum er seinen Sieg-Torschützen für seine freche Elfer-Aktion kritisiert hatte.
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„Ich habe meine eigene Geschichte, was den Panenka-Elfer betrifft. Da sitzt der Stachel vielleicht ein bisschen tiefer bei mir“, begann Thioune. Der Fortuna-Coach bezog konkret auf den 3. April 2018: Damals trat Thioune als Coach des Drittligisten VfL Osnabrück mit seinem Team im Halbfinale des Niedersachsenpokals beim Regionalliga-Vertreter SV Drochtersen/Assel an. Nachdem in der regulären Spielzeit keine Treffer gefallen waren, ging es direkt ins Elfmeterschießen.
Die Besonderheit: In Niedersachsen erhalten beide Finalisten des Landespokals ein Startrecht für den DFB-Pokal. Für Thioune und seine Osnabrücker, die als Drittligist nicht automatisch im Pokal dabei waren, eine riesige Chance!
Daniel Thioune berichtet von folgenschwerem Elfer-Fehlschuss
Tatsächlich lief im Elfmeterschießen auch alles nach Plan. Die ersten vier Osnabrücker Schützen traten an – und verwandelten. Drochtersen wiederum hatte einen Elfmeter verschossen. Osnabrück hatte daher Matchball. „Wir standen mit einem Bein im DFB-Pokal. Für einen Drittligisten ging es um verdammt viel. Es gab dann den zehnten Schützen. Und der hat die Art und Weise gewählt, wie Christos sie gewählt hat.“
Thioune nannte den Namen des Akteurs nicht. Meinte aber: Ahmet Arslan (29). Der Angreifer, der beim Düsseldorfer Zweitliga-Rivalen 1. FC Magdeburg unter Vertrag steht und aktuell an Drittligist Dynamo Dresden verliehen ist, versuchte es seinerzeit ebenfalls per Panenka. Das Problem: Drochtersens Schlussmann Philipp Kühn (31, heute im Osnabrück-Kasten) hatte den Braten gerochen – und war einfach stehen geblieben. Am Ende traten insgesamt 20 Schützen an, es triumphierte der Regionalligist. Riesen-Frust herrschte dagegen bei Thioune über den dämlichen Elfer-Fehlschuss seines Schützlings.
„Das hat zu einer Zerrissenheit in der Mannschaft geführt. Die Mannschaft hatte dann große Probleme mit dem Schützen“, erinnerte sich Thioune. In der Tat: Arslan machte anschließend kein Spiel mehr für den VfL und verließ den Klub am Saisonende. Thioune erklärte weiter: „Ich habe mit Christos nah dem Spiel sofort darüber gesprochen, ich habe ihm auch diese Geschichte erzählt.“
Der Fortuna-Trainer erklärte weiter: „Es hat eine unfassbar negative Wirkung, wenn dieser Ball nicht reingeht und man dann ausscheidet. Christos mit seiner jugendlichen Unbekümmertheit kann nicht abschätzen, wozu so etwas führen kann.“ So habe das Spiel beispielsweise für Düsseldorf-Keeper Florian Kastenmeier (26), der mit den Rot-Weißen bereits zweimal im Elfmeterschießen aus dem Pokal geflogen ist, „eine unfassbare Bedeutung gehabt“, so Thioune.
Seinen Rüffel wollte der Coach allerdings auch nicht zu hoch bewerten. „Es war nicht so hart und böse, wie es nach außen dargestellt wurde. Vielleicht war es von mir nicht richtig, von Respektlosigkeit zu sprechen. Aber vielleicht war es etwas, was in der Situation nicht angemessen war. Der Überzeugung bin ich auch heute noch“, erklärte Thioune, der ergänzte: „Aber trotzdem habe ich Christos ganz fest gedrückt und bin unfassbar glücklich, dass der Ball reingegangen ist. Und der Torwart nicht stehen geblieben ist.“