Letzter Test vor SommerpauseFlick in der Krise: Vom EM-Titel will er schon nicht mehr sprechen

Bundestrainer Hansi Flick sitzt auf dem Podium.

Die Lage ist ernst: ein nachdenklicher Hansi Flick bei der Pressekonferenz am Montag (19. Juni 2023) in Frankfurt.

Hansi Flick will mit der Nationalmannschaft im letzten Testspiel vor der Sommerpause unbedingt einen Sieg einfahren. Gegen Kolumbien geht es um die Stimmung im Land und um seine Position.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Am Dienstag (20. Juni 2023) wird um 14 Uhr in der Gesamtschule Berger Feld in Gelsenkirchen das Maskottchen für die EM 2024 präsentiert. Diesmal wird das Tier im Gegensatz zur WM 2006 eine Hose tragen. Die Turniermacher freuen sich auf jeden Fall auf den nächsten Meilenstein, 360 Tage vor dem ersten Spiel.

Bei den Fans in Deutschland hält sich die Begeisterung vor dem Heim-Event hingegen stark in Grenzen. Die zuletzt enttäuschenden Leistungen der Nationalmannschaft haben für viel Gleichgültigkeit in der Bevölkerung gesorgt. In den vergangenen 15 Länderspielen gab es nur noch vier Siege, dafür reichlich Gegentore.

Maskottchen für die Heim-EM 2024 wird in Gelsenkirchen vorgestellt

Die TV-Quote bei der 0:1-Niederlage in Polen war mit 5,92 Millionen dürftig. Und die Veltins-Arena dürfte am Abend (20.45 Uhr, RTL) im letzten Testspiel vor der Sommerpause gegen Kolumbien auch nicht ausverkauft sein. 45.000 Tickets wurden im Vorfeld abgesetzt.

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Hansi Flick (58) steckt in einer großen Krise. „Das stimmt, da muss ich leider zustimmen. Man steht in der Verantwortung. Die Ergebnisse geben wenig Spielraum für anderes her“, sagte er am Montag. Trotz der angespannten Lage hat er noch gute Laune. Vielleicht lag das auch an der durch Rudi Völler (63) ausgesprochenen Job-Garantie – selbst im Falle einer Niederlage gegen Kolumbien – am Tag zuvor.

Als bei der abschließenden Pressekonferenz ein junger Fan wissen wollte, ob Flick nicht lieber wieder Bayern-Trainer werden wolle, entgegnete der: „Ich mag den Job als Bundestrainer. Mir macht es sehr viel Spaß, es ist alles wunderbar. Was gerade passiert, gehört zum Fußball und zum Leben dazu“, sagte Flick zu Paul. „Ich gehe kompromisslos meinen Weg, damit auch du jubeln kannst“.

Ob Deutschland bei der Heim-EM in einem Jahr sogar vom Titel träumen kann, wollte der Coach aber nicht versprechen. „Die Fragen, die in der Zukunft liegen, was soll ich da antworten? Ich bin kein Hellseher. Wir werden uns so vorbereiten, dass es möglich ist – alles andere ist Wunschdenken.“

Jamal Musiala beim Training von Hansi Flick.

Hansi Flick beobachtet Jamal Musiala beim Training in Frankfurt.

Vor der WM in Katar klang das noch anders. Da sprach Flick davon, Weltmeister werden zu wollen: „Das ist unser großes Ziel. Da stapeln wir jetzt auch nicht tief.“ Es folgte das Vorrunden-Aus und seitdem viel Frust. Zuletzt hieß es 2:3 gegen Belgien, 3:3 gegen die Ukraine, 0:1 gegen Polen.

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Die DFB-Bosse bleiben trotzdem entspannt. Präsident Bernd Neuendorf (61) hält es für „völlig übertrieben, den Untergang des Abendlandes auszurufen“. Auch in Ermangelung einer Alternative glauben die Verantwortlichen, dass Flick mit seinen Experimenten und permanenten Umstellungen das Team verbessere.

Hansi Flick: „Im September wird alles anders ausschauen“

Der Bundestrainer wiederholte auch vor der Abreise zum Hotel in Essen seine Parolen: „Wir glauben an unseren Weg. Wir sind überzeugt von unserem Weg. Wir haben Fortschritte gesehen“. Nur im Ergebnis habe sich das nicht niedergeschlagen. Deshalb legt Flick auch besonderen Wert auf ein positives Resultat gegen Kolumbien: „Die Mannschaft ist gefragt. Die Vorzeichen sind jedem bekannt. Es geht wirklich ums Ergebnis.“

Ansonsten wird auch gegen den Weltranglisten-17. erneut getüftelt – unter anderem mit Dreierkette. Ab September gehe es dann darum, die EM-Elf einzuspielen. „Da wird alles ganz anders ausschauen“, kündigte er an. „Dann sehen wir mit Sicherheit eine Mannschaft, die größtenteils dann auch für die Euro 2024 möglichst den Erfolg holen soll, den wir uns wünschen.“ Aktuell wäre schon das Überstehen der Vorrunde als solcher zu werten.