Bundestrainer Hansi Flick ist genervt vom Corona-Wirbel bei der Nationalmannschaft. Vor dem WM-Quali-Spiel gegen Liechtenstein musste auch noch Julian Draxler abreisen.
„Impfen ist der einzige Weg aus der Pandemie“Flick sauer auf Corona-Chaos beim DFB – Draxler fällt aus
Wolfsburg. Den Jahresabschluss mit der Nationalmannschaft hatte sich Hansi Flick (56) ganz anders vorgestellt. Zwei Siege zum Ende der WM-Qualifikation sollten gegen Liechtenstein und Armenien her, der eigene Start-Rekord als Bundestrainer ausgebaut und Vorgänger Joachim Löw (61) gebührend verabschiedet werden. Stattdessen wird alles von Niklas Süles positivem Coronatest und den fünf in die Quarantäne abgereisten Nationalspielern überlagert.
Dazu kam auch noch Verletzungspech. Nach Florian Wirtz (18) und Nico Schlotterbeck (21) musste am Mittwoch (10. November 2021) auch noch Paris-Profi Julian Draxler (28) abreisen. „Er hat eine muskuläre Verletzung rechts in der hinteren Muskulatur. Wie lange er ausfällt, kann ich nicht sagen“, sagte Flick, sprach aber von „einiger Zeit“.
Gut, dass die beiden Duelle gegen Liechtenstein am Donnerstag (20.45 Uhr. RTL) und in Armenien (Sonntag, 18 Uhr) nicht mehr die große Bedeutung haben. Hansi Flick: „Wir haben viele Spieler eingeladen, viele haben uns wieder verlassen. Natürlich war am Montag viel Hektik da. Wir sind absolut froh, dass wir uns schon im Oktober qualifiziert haben, wenn ich mir jetzt die Hektik anschaue.“
Statt in Sitzungen die Spieler auf das WM-Jahr 2022 einzustimmen, drehte sich alles nur um Corona und die zahlreichen Spieler im DFB-Trikot, die bisher eine Impfung abgelehnt haben. „Dass so was auch bei der Nationalmannschaft passiert, war ja fast vorauszusehen“, sagte der Bundestrainer. „Aber wir haben keine Impfpflicht. Das können wir keinem vorschreiben, wenn er Bedenken hat. Man darf die Leute, die sich nicht impfen lassen wollen, nicht verurteilen.“
Hansi Flick: „Ich würde mir wünschen, dass es so etwas nicht mehr gibt“
Flick selbst hat im Gegensatz zu Joshua Kimmich & Co. eine andere Haltung. „Meine Überzeugung ist, dass es der einzige Weg raus aus der Pandemie ist, sich zu impfen. Gerade wir, die viele Kontakte haben und in der Öffentlichkeit stehen, sollten das tun. Jeder hat am Ende die Verantwortung für sich und das Recht, das zu verweigern.“ Neben dem vollständig geimpften Niklas Süle mussten auch Joshua Kimmich, Jamal Musiala, Serge Gnabry und Karim Adeyemi in Quarantäne abreisen.
Eigentlich wollte der Bundestrainer in Wolfsburg ausführlich mit den Impf-Verweigerern sprechen, doch dann mussten diese rasch in die Isolation. „Ich habe kurz mit den Spielern gesprochen, aber die Dinge werden unter uns bleiben. Das werden wir in den nächsten Wochen aber noch einmal nachholen.“
Auf die Frage, ob er für eine Impfpflicht sei, antwortete Flick ausführlich: „Es gibt genug Experten, die sich mit dem Thema befassen. Wenn die der Meinung wären, dass es eine Impfpflicht geben sollte, würden sie es machen. Wir wissen alle, dass in allen Bereichen auch Menschen gibt, die sich nicht impfen lassen. Wir sind in der Öffentlichkeit, wir sind etwas gläsern, wir haben auch Verantwortung, wir können Fußball spielen. Ich wünsche mir natürlich schon, dass die Spieler geimpft sind, aber es ist ihre eigene Entscheidung. Ich hoffe, dass es solche Themen, dass wir fünf Spieler nach Hause schicken müssen aufgrund von Corona, nicht mehr gibt, das würde ich mir wünschen“.
Ob er im kommenden Jahr nur noch Spieler nominieren würde, die geimpft sind, wollte Flick noch nicht beantworten. Auch die Möglichkeit, dass zur WM nach Katar nur geimpfte Akteure reisen dürfen, ist für den Bundestrainer noch Zukunftsmusik: „Katar ist noch weit weg, was dann kommt, werden wir sehen.“