HSV fordert mehr Geld für TraditionsklubsBundesligist warnt: „Alarmglocken müssen schrillen“

Eric Huwer bei der Mitgliederversammlung des HSV.

HSV-Finanzchef Eric Huwer fordert den Faktor Interesse bei der TV-Geld-Verteilung zu stärken. (Foto: 23. März 2024)

Die Verteilung der Medienerlöse sorgt für Diskussionen. Der HSV fordert eine gerechtere Verteilung der TV-Gelder basierend auf Aufmerksamkeit, wie der Stadionauslastung. Mainz' Heidel pocht auf Leistung statt Tradition.

Fußball-Zweitligist Hamburger SV hat sich für ein Umdenken bei der Verteilung der Medienerlöse im Profifußball ausgesprochen und mehr Geld für Vereine gefordert, die eine höhere Aufmerksamkeit generieren.

„In keiner anderen europäischen Topliga werden Themen wie Stadionauslastung, Aboabschlüsse, Markenreichweite oder die Beteiligung an abendlichen Topspielen so wenig Rechnung getragen wie in Deutschland“, bemängelte HSV-Finanzchef Eric Huwer (41) im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“.

Heidel widerspricht Klubs wie Schalke und dem HSV

Huwer stellte klar, sportlicher Erfolg müsse „weiterhin stark berücksichtigt und honoriert werden“. Erfolg sei aber nicht nur Ergebnis dessen, was auf dem Rasen passiert: „Wir haben in Deutschland eine einmalige Fankultur mit mitunter gewaltigen Stadionkulissen, für die wir im Ausland regelrecht beneidet werden.“

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Die dadurch entstehenden TV-Bilder seien „ein wirtschaftlicher Wert, zu dem Klubs unterschiedlich viel beitragen. Und hier sollten wir eine bessere, gerechtere Balance bei der Ausschüttung der TV-Gelder finden“, sagte er.

In anderen europäischen Top-Nationen wie England oder Italien seien „20 Prozent für den Faktor Aufmerksamkeit völlig normal“, sagte Huwer. In Deutschland wird das Interesse als Faktor seit der letzten Verteilung erstmals berücksichtigt, allerdings werden danach aktuell nur drei Prozent der Fernsehgelder ausgezahlt.

Laut Huwer wäre mittelfristig eine Annäherung an die Werte der anderen Ligen erstrebenswert. „Gegenwärtig hielte ich eine Anhebung auf zehn bis 15 Prozent für einen fairen Kompromiss“, meinte er. Auch Schalke hatte zuletzt für eine Anpassung der Verteilung der TV-Gelder plädiert.

Im Gegensatz dazu hat sich Sportvorstand Christian Heidel (61) vom Bundesligisten Mainz 05 in der Debatte um die Verteilung der TV-Gelder für das Leistungsprinzip ausgesprochen.

„Ich kann sicher nachvollziehen, dass Schalke und andere Traditionsklubs aus der zweiten Liga die Säule, die die TV-Erträge nach Interesse verteilt, gerne fünfmal größer hätten“, sagte der 61-Jährige im Interview mit der „Frankfurter Rundschau“. Wenn es im Fußball jedoch nicht mehr nach Leistung ginge, „müssen die Alarmglocken schrillen.“

Die Verteilung sei, „wie bisher gehandhabt, sehr fair“. Weniger gefalle ihm „der Ansatz, mehr Geld zu wollen, weil man als Traditionsverein vielleicht vor 30 oder 40 Jahren sehr gut gearbeitet hat. Das Jetzt sollte bewertet werden, nicht die Vergangenheit“, betonte Heidel.

Zudem sei es „den Großen in der zweiten Liga wahrlich nicht verboten, wieder in die Bundesliga aufzusteigen.“ Vor kurzem hatte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) eine leichte Steigerung der TV-Erlöse auf 1,12 Milliarden Euro pro Saison für die kommenden vier Spielzeiten verkündet.

Mit der sportlichen Entwicklung seines Klubs in dieser Saison zeigte sich Heidel zufrieden. „Dass wir wie aktuell in Schlagdistanz zu den internationalen Plätzen kommen würden, haben wir vielleicht nicht ganz so erwartet“, gestand er.

Mainz 05 steht nach 14 Spieltagen auf Platz sieben der Tabelle, am vergangenen Wochenende gelang im Heimspiel gegen Bayern München ein 2:1-Sieg. (sid)