„Wollen kein Geld von Ländern wie Katar“FC-Vize Wettich fordert mehr Haltung von DFB und DFL

Auch im Sport- und Olympiamuseum ist die WM in Katar Thema. Bei einer Podiumsdiskussion positionierte sich Carsten Wettich, Vize-Präsident des 1. FC Köln, als Katar-Kritiker und fordert mehr Haltung von DFB und DFL.

von Alexander Haubrichs  (ach)

Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar und die Vereine der Bundesliga – auch für den 1. FC Köln ist die Wüsten-WM ein schwieriges Thema, die Mehrheit der Fans steht dem Turnier ablehnend gegenüber.

Bei der Diskussionsrunde „Wir müssen reden… über die Fußball-WM in Katar“, organisiert von den NRW-Fanprojekten, positionierte sich zumindest Carsten Wettich (43), Vize-Präsident des FC, deutlich kritisch.

Ausstellung über Gastarbeiter im Sportmuseum in Köln

„Wir haben einen Spieler, der dabei ist. Für Ellyes Skhiri ist es ein Karrierehighlight, das darf er genießen und dafür wünschen wir ihm das Beste. Insgesamt ist unser Anspruch, aufzuklären und unseren Fans die Möglichkeit geben, sich zu informieren. Wir haben eine klare Meinung, von uns fährt niemand hin, weder Vorstand noch Geschäftsführung oder Trainer. Wir versuchen, den betroffenen Menschen unsere Kanäle zur Verfügung zu stellen“, sagte Wettich in der Talkrunde im Deutschen Sport- und Olympiamuseum am Montag, 14. November 2022.

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So wird im Sportmuseum mit Unterstützung des 1. FC Köln ab Freitag (18. November) die Ausstellung „Forgotten Team“ zu sehen sein. Der Fotograf Mohamed Badarne hat die Arbeitsmigranten in Katar besucht und will ihnen hier eine Stimme geben. Er war auch bei den Familien in Nepal, deren Söhne auf den WM-Baustellen der Kataris unter unmenschlichen Bedingungen schuften mussten und zum Teil ihr Leben dort ließen. Wettich kündigte an: „Jeder soll sich seine Meinung bilden. Wir werden die WM kritisch begleiten.“

Wettich machte deutlich, dass die Ausrichtung des 1. FC Köln über die Kritik an Katar hinausgeht. „Wir haben auch aus Haltungsgründen die Kooperation mit China beendet, haben in der Conference League einen Ausschluss der weißrussischen Teams gefordert. Wir sind auf Sponsoren angewiesen, aber auch da prüfen wir: Sind die Partner mit unseren Werten vereinbar? Und da wollen wir keine Geldgeber aus Staaten wie Katar“, so Wettich, der sich „da mehr Unterstützung auch von anderen Klubs erhofft hätte. Wenn wir als DFB und als DFL das Thema ernst nehmen würden und einig sind, dann hätten wir auch eine stärkere Stimme – auch was Dinge wie die WM-Vergaben der FIFA angeht.“

Aber Wettich war nicht allein in der Runde. Politikwissenschaftler und Autor Jan Busse gab einen spannenden Einblick in die politischen Rahmenbedingungen und wieso Katar unbedingt diese Weltmeisterschaft wollte und auch bekam. Er hält das „System FIFA für nicht reformierbar. Sie ist Teil des Problems.“

FC-Vizepräsident Carsten Wettich am Mikrofon.

FC-Vize Carsten Wettich neben Fan-Aktivistin Susanne Franke am 14. November 2022 im Deutschen Sport- und Olympia-Museum in Köln.

Der aus Syrien stammende und nun in Koblenz lebende Nahost-Fanexperte Nadim Rai kann die Kritik an der Katar-WM nachvollziehen. „Nur drei von 23 Staaten aus dem arabischen Raum profitieren wirtschaftlich von dieser WM. Aber es gibt Argumente, die werden dort als islamophob und anti-arabisch wahrgenommen. Und die schlachtet das katarische Regime aus.“

Aber was bleibt einem außer reinem Protest? Susanne Franke, Schalke-Fan und Fußball-Aktivistin, hat mit Mitstreitern die Aktion „Back2Bolzen“ ins Leben gerufen. „Die Kritik an Katar bringt ja sogar Schalker und Dortmunder zusammen, gesellschaftliche Gruppen wie Fanprojekte und Fridays for Future vereinen sich im Protest. Wir wollen mit unserem Angebot Möglichkeiten aufzeigen, was man sinnvolleres tun kann, als sich dieses Turnier anzuschauen.“

Wettich fordert für die Zukunft „ökonomische und ökologische Kriterien neben einem Blick auf die Menschenrechtssituation“, fürchtet aber, dass die westlichen Demokratien an Einfluss verlieren. Anderen wären solche Themen nicht so wichtig – was eine Durchsetzung von Standards schwierig macht.