Deutschlands Nationalmannschaft in der Mega-Krise. Nach der WM holte das DFB-Team nur einen Erfolg aus fünf Partien, von den letzten 16 Länderspielen wurden gerade mal vier gewonnen.

Nun soll vor 25.000 Fans wieder einmal ein Neuanfang her. In Wolfsburg wartet am Samstag (9. September 2023, 20.45 Uhr, RTL) zunächst Japan. Dieses Duell läutete bei der WM in Katar den Anfang vom Ende ein. Die 1:2-Niederlage im Auftaktspiel sorgte letztlich für das Vorrunden-Aus.

Hansi Flick holte nur vier Siege aus den jüngsten 16 Länderspielen

Beim Versuch, die Wende einzuleiten, sorgt Hansi Flick (58) für den nächsten Knaller. Das Team wird von Ilkay Gündogan (32) als Kapitän in die Saison mit der Heim-Europameisterschaft geführt. Der Neuzugang des FC Barcelona erhält den Vorzug gegenüber Joshua Kimmich (28) und Thomas Müller (33), die mehr Länderspiele absolviert haben.

Gündogan weiß, wie man Siege feiert. Als Kapitän von Manchester City bejubelte er in der vergangenen Saison das Triple. In der DFB-Auswahl hatte er aber meist einen schweren Stand. Seine bärenstarken Leistungen im Verein brachte er nur selten in seinen 67 Länderspielen auf den Platz.

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„Wir haben überlegt: Was würde auch der Mannschaft noch mal helfen? Bei der Nationalmannschaft ist es meistens so: Wer die meisten Länderspiele hat, ist auch gleichzeitig der Kapitän. Ich habe mich dazu entschieden, Ilkay die Kapitänsbinde zu geben. Gemeinsam mit Joshua Kimmich ergibt das jetzt unser Führungsduo“, sagte Flick am Freitag (8. September 2023).

Der Bundestrainer weiter: „Ich bin total happy, dass beide sich damit committed haben. Das gibt uns eine neue Energie, die wir einfach auch gut gebrauchen können. Ilkay wird eine andere Rolle einnehmen als jetzt“. Damit ist gemeint, dass er im Zentrum mehr Freiheiten bekommt, während Kimmich auf die rechte Seite rutscht.

„Joshua hat enorme Qualitäten, die er auf verschiedenen Positionen einbringen kann. Er stellt sich in den Dienst der Mannschaft“, sagte Flick über den Bayern-Profi. „Unsere Aufgabe als Trainer ist es, ihn da hinzustellen, wo er der Mannschaft am meisten geben kann. Wir haben uns auf eine Spielphilosophie geeignet. Wir wollen die Intensität hochhalten und durch ein gutes Spiel wieder Vertrauen bekommen“.

Dass nun Gündogan das Team aufs Feld führt, ist nicht selbstverständlich. Der Foto-Skandal von 2018, als er und Teamkollege Mesut Özil (34) sich mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan (69) ablichten ließen, ist nicht vergessen.

Zwischendurch machten auch Rücktrittgerüchte die Runde. „Einen Punkt, wo ich daran dachte, aufzuhören, gab es nicht. Es gab jedoch Phasen, als Hansi Bundestrainer wurde, dass wir Gespräche hatten. Es gab nicht große Fragezeichen, dass er mich überreden musste, weiterzumachen“, sagt er nun vor seinem 68. Einsatz.

Ilkay Gündogan: Flick musste mich nicht zum Weitermachen überreden

„Generell freue ich mich über das Vertrauen vom Bundestrainer und dem gesamten Team. Es ist eine Ehre für mich, die noch junge Mannschaft als Kapitän auf den Platz führen zu können. Die Erfahrung mit City im letzten Jahr hat gezeigt, dass ich dem gerecht werden kann.“

Vor dem Japan-Duell machte der Mittelfeld-Star auch gleich eine Ansage: „Ich bin der Meinung, dass wir die Qualität im Team haben, dass wir den anderen Mannschaften bei Turnieren auf Augenhöhe begegnen können. Aber so langsam müssen wir jetzt wieder anfangen, Ergebnisse zu erzielen. Wir starten jetzt in die heiße Phase des EM-Jahres, und da wird es Zeit.“

Was auf der Kapitänsposition passiert, wenn Manuel Neuer (37) nach seinem Beinbruch zurückkehrt, ließ Flick offen: „Die Situation mit Manu ist, dass er erstmal gesund werden muss. Da mache ich mir aktuell keine Gedanken“. Offenbar wurde in Wolfsburg nicht nur eine vorübergehende Zeitenwende beschlossen.