„Dachte an einen Hitzschlag“Mitten im Testspiel: Stuttgart-Torwart läuft für den Gegner auf

Kurioser Testspiel-Moment: Stefan Drljaca wird beim Duell des VfB Stuttgart gegen Fortuna Sittard für Niels Martens eingewechselt.

Kurioser Testspiel-Moment: Stefan Drljaca wird beim Duell des VfB Stuttgart gegen Fortuna Sittard für Niels Martens eingewechselt.

Kurioser Arbeitstag für Stefan Drljaca. Eigentlich hatte der VfB Stuttgart den Torwart als Kader-Ergänzung verpflichtet. Im Testspiel gegen Fortuna Sittard wechselte der Schlussmann aber plötzlich die Seiten.

von Béla Csányi  (bc)

Die Sommer-Vorbereitung läuft bei den Klubs in Fußball-Europa auf Hochtouren, die Testspiel-Listen quer über den Kontinent sind dieser Tage kaum mehr zu überblicken. Kein Wunder, dass sich hier und da kuriose Randgeschichten ergeben.

Auch das Wochenende, an dem die allermeisten Bundesliga-Vertreter weitere Vorbereitungsspiele absolvierten, war da keine Ausnahme. Für erstaunte Blicke sorgte dabei der VfB Stuttgart bei seinem ergebnistechnisch noch recht unverdächtigen 3:0-Sieg gegen Holland-Klub Fortuna Sittard am Samstag (20. Juli 2024) in Heilbronn.

VfB-Keeper Stefan Drljaca spielt kurzerhand für Fortuna Sittard

Der niederländische Erstligist verfügt aktuell längst nicht über einen kompletten Kader, ist etwa im Tor nach dem Abgang von Michael Verrips (27) nach Belgien in der vergangenen Woche mit gerade mal einem Akteur besetzt. Gegen den VfB stand dann sogar U21-Schlussmann Niels Martens (20) zwischen den Pfosten – bis zur 70. Minute.

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Für die letzten 50 Minuten im auf zweimal 60 Minuten angesetzten Test-Duell wechselte Trainer Danny Buijs (42) Torhüter Stefan Drljaca (25) ein. Der war im Sommer zwar gerade erst gewechselt, allerdings nicht etwa in die Eredivisie, sondern nach Stuttgart. Und so joggte der Keeper mit breitem Grinsen im Gesicht ins Fortuna-Tor – in seinem VfB-Dress!

„Man hilft sich: Da Fortuna Sittard auf einen weiteren Torhüter angewiesen ist, steht unser Keeper Stefan Drljaca jetzt für die gegnerische Mannschaft im Tor“, informierte der VfB auf seinem X-Kanal über den kuriosen Wechsel. Auf die Möglichkeit der Amtshilfe hatten sich beide Mannschaften vor dem Spiel bereits verständigt.

Weil die Schwaben in Sachen Torwart-Besetzung nicht geizen und ganze vier Kandidaten im Kader haben, konnte Trainer Sebastian Hoeneß (42) den Neuzugang aus Dresden für ein 50-Minuten-Intermezzo kurzerhand an den Testspiel-Gegner verleihen. Die sportlich faire Geste sorgte im ersten Moment aber auch für Verwunderung.

Wetten, Koks und Phantomtore

Die größten Skandale im deutschen Fußball

Die Schalke-Spieler Rolf Rüssmann, Herbert Lütkebohmert und Stan Libuda (v.li.) auf dem Weg zu ihrer Anhörung vor dem DFB-Sportgericht.

Die Schalke-Spieler Rolf Rüssmann, Herbert Lütkebohmert und Stan Libuda (v.li.) auf dem Weg zu ihrer Anhörung vor dem DFB-Sportgericht. Im Rahmen des Bundesliga-Skandals wurde 1971 unter anderem das Spiel Schalke gegen Bielefeld verschoben. Die größten Skandale in der Geschichte des deutschen Fußballs siehst du in dieser Bildergalerie. (Foto: 26. März 1972)

Trainer Egon Piechaczek, seine Freundin Vera Kwasny, Anwalt Herbert Kleine

In der Saison 1970/71 erschütterte ein Manipulations-Skandal den deutschen Fußball, der als Bundesliga-Skandal in die Geschichte einging. Arminia Bielefeld und Rot-Weiß Oberhausen versuchten, durch Bestechung anderer Spieler ihre Vereine vor dem Abstieg zu bewahren. Es gab lange Sperren und hohe Geldstrafen für die Trainer beider Vereine, 52 Spieler sowie Funktionäre und Vereine. Das Foto zeigt (v.li.) Bielefeld-Trainer Egon Piechaczek, seine Freundin Vera Kwasny und Anwalt Herbert Kleine am Rande der DFB-Sportgerichtsverhandlung am 20. Februar 1972

Trainer Eugen Hach (Alemannia Aachen)

Beim Spiel von Alemannia Aachen gegen Energie Cottbus verlor der Aachener-Trainer Eugen Hach die Nerven – und hatte seitdem seinen Spitznamen „Der Würger vom Tivoli“ weg. Er packte in der achten Spielminute den Cottbus-Stürmer Franklin Bittencourt mit beiden Händen von hinten um den Hals. Hach bekam eine Sperre von drei Monaten und eine Geldstrafe in Höhe von 15.000 Mark. (Foto: 7. April 2000)

Trainer Christoph Daum (Leverkusen) nachdenklich auf der Pressekonferenz.

„Ich tue das, weil ich ein absolut reines Gewissen habe.“ Eines der bekanntesten Zitate der deutschen Fußball-Geschichte. Im Jahr 2000 warf Uli Hoeneß dem damaligen Trainer von Bayer 04 Leverkusen und designiertem Bundestrainer Christoph Daum Drogenkonsum vor. Daum selbst schlug eine Haarprobe vor, um seine Unschuld zu beweisen. Die Probe war positiv und Daum wurde beurlaubt. Seine Trainerlizenz durfte er behalte, musste aber 100.000 Euro Bußgeld bezahlen. Bundestrainer wurde er niemals. (Foto: 2. Juli 2000)

Stefan Effenberg bei einem Spiel in der Allianz-Arena.

Stefan Effenberg war als Trainer von Zweitligist SC Paderborn gleich an mehreren Skandalen beteiligt. Nach einer Party-Nacht auf dem Oktoberfest wurde er mit Trunkenheit am Steuer erwischt. Im Trainingslager in Belek entblößte sein Spieler Nick Proschwitz sich in einer Bar vor einer Frau. Dann kam auch noch heraus, dass Effenbergs Trainerlizenz abgelaufen war – er hatte einige Fortbildungen verpasst. Schließlich reichte es dem SCP-Präsidenten Wilfried Finke, Effenberg wurde entlassen. „Es war alles negativ: Penis-Affäre, Führerscheinentzug, fehlender Trainerschein“, so Finke 2016. (Foto: 16. Oktober 2022)

Schiedsrichter Robert Hoyzer beim DFB-Pokalspiel SC Paderborn 07 gegen Hamburger SV.

Rund drei Jahrzehnte nach dem Bundesliga-Skandal wurde 2005 ein großer Wett-Skandal aufgedeckt. Im Mittelpunkt Schiedsrichter Robert Hoyzer. Er gab zu, durch seine Entscheidungen Spiele verschoben zu haben. Hoyzer wurde wegen Beihilfe zum Betrug zu einer Haftstrafe von 2 Jahre und 5 Monaten verurteilt und als Schiedsrichter lebenslang gesperrt. (Foto: 21. August 2004)

Thomas Helmer (Bayern, Mitte) erzielt das "Phantomtor" gegen Torwart Andreas Köpke (Nürnberg).

Phantomtor 1: Beim Spiel des FC Bayern gegen den 1. FC Nürnberg sah fast jeder im Stadion, dass der Schuss von Thomas Helmer am Tor vorbei trudelte – bis auf Schiedsrichter Hans-Joachim Osmers und sein Assistent Jörg Jablonski. Der DFB entschied auf ein Wiederholungsspiel. (Foto: 23. April 1994)

Trainer Norbert Meier (Duisburg) attackiert Albert Streit (Köln)

Wie vom Blitz getroffen fiel Norbert Maier 2005 um. Der Trainer des MSV Duisburg und Köln-Spieler Albert Streit hatten sich Kopf an Kopf gegenübergestanden. Meier setzte zum Kopfstoß an und sank danach selbst theatralisch zu Boden. Schiedsrichter Manuel Gräfe zeigte Streit die Rote Karte. Doch die TV-Bilder entlarvten Meier. Der DFB sperrte den Trainer für 3 Monate und erhob eine Geldstrafe in Höhe von 12.500 Euro. Den Trainerjob in Duisburg war Meier danach los. (Foto: 6. Dezember 2005)

Schiedsrichter Wolf Dieter Ahlenfelder

Referees Wolf Dieter Ahlen fields

Ein Spiel dauert 90 Minuten? Nicht bei Wolf-Dieter Ahlenfelder. In seinem erst dritten Bundesliga-Einsatz am 8. November 1975 wollte er beim Spiel Bremen gegen Hannover schon nach 32 Minuten die erste Halbzeit beenden. Vor dem Spiel gab es Bier und einen Malteser ... Ahlenfelder damals: „Wir sind Männer und trinken keine Fanta.“

Linienrichter Christian Gittelmann wird von einem auf dem aus dem Heim-Bereich geworfenen Bierbecher getroffen.

Der Becherwurf von Bochum! Am 18. März 2022 treffen der heimische VfL und Borussia Mönchengladbach im Freitagsspiel der Bundesliga aufeinander. Linienrichter Christian Gittelmann (M.) wird in der 69. Minute von einem aus dem Heim-Bereich geworfenen Bierbecher getroffen, sackt zu Boden und wird mit dem Krankenwagen abtransportiert. Nach eigener Aussage erleidet er durch den Wurf eine Schädelprellung und ein Schleudertrauma. Das Spiel wird abgebrochen und später mit 2:0 für Gladbach gewertet – dem Spielstand zum Zeitpunkt des Abbruchs.

Franck Ribéry (München) sitzt auf der Bank.

Bayern-Star Franck Ribéry sorgte nicht nur auf dem Platz für ordentlich Wirbel. 2009 schrieb er abseits des Platzes Negativ-Schlagzeilen. Der Franzose wurde angeklagt, weil er Sex mit einer erst 17-Jährigen gehabt hatte. Im Prozess wurde Ribéry freigesprochen, da ihm das Gericht glaubte, dass er die junge Frau für volljährig gehalten hatte. (Foto: 27. Mai 2019)

Paolo Guerrero im Trikot des HSV.

Dass der ehemalige HSV-Stürmer Paolo Guerrero treffsicher war, war schon im Jahr 2010 bekannt. Nach dem Heimspiel gegen Hannover 96 schoss er aber gewaltig über das Ziel hinaus. Auf dem Weg in den Spielertunnel pfefferte Guerrero seine Trinkflasche in Richtung eines Zuschauers. Der Mann, der Guerrero beschimpft haben soll, wurde im Gesicht getroffen. Vom DFB bekam Guerrero eine Fünf-Spiele-Sperre und vom HSV eine Rekordgeldstrafe. (Foto: 6. März 2011)

Bild von Uli Hoeneß

Uli Hoeneß machte im Jahr 2013 Schlagzeilen, als er sich selbst wegen Steuerhinterziehung anzeigte. Er wurde zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. (Foto: 13. November 2013)

Stefan Kießling erzielt das Tor zum 2:0 für Leverkusen

Phantomtor 2 Stefan Kießling trifft in Sinsheim für seinen Verein Bayer 04 Leverkusen gegen die TSG 1899 Hoffenheim – oder doch nicht? In der Saison 2013/14 gab es diesen unglaublichen Aufreger über das Tor, das keines war. Kießlings schoss den Ball eigentlich ans Außennetz, doch durch ein Loch im Tornetz flog der Ball rein. Der Treffer wurde gegeben, anders als bei Thomas Helmer gab es keine Spiel-Wiederholung. (Foto: 18. Oktober 2013)

Marco Reus im BVB-Trikot.

Marco Reus wurde im Jahr 2014 erwischt, wie er ohne Führerschein Auto gefahren war. Kein Einzelfall. Man fand heraus, dass Reus das schon seit drei Jahren gemacht hatte. Vom Gericht wurde er dafür zu einer Geldstrafe von einer halben Million Euro verurteilt. Reus holte seinen Führerschein nach. (Foto: 22. Juli 2023)

Kevin Großkreutz lacht.

Und noch ein BVB-Profi: Vor dem DFB-Pokalfinale zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund 2014 soll Kevin Großkreutz in der Lobby eines Berliner Hotels uriniert haben. Der Verein bestrafte ihn mit einer Geldstrafe von 60.000 Euro. (Foto: 7. September 2018)

Emir Spahic gestikuliert.

Der ehemalige Bundesliga-Profi Emir Spahic wurde gleich zweimal mitten in der Saison entlassen. Bei Leverkusen prügelte er sich nach dem DFB-Pokal-Spiel 2015 gegen die Bayern mit zwei Ordnern. Beim HSV wurde er ebenfalls freigestellt – offenbar, weil er Mitspieler geohrfeigt und beleidigt hatte. (Foto: 26. November 2014)

Julian Nagelsmann mit Flasche in der Hand.

Der spätere Bundestrainer Julian Nagelsmann sorgte als junger Bundesliga-Coach mit einem Flaschen-Wurf für einen Aufreger. Als Trainer der TSG 1899 Hoffenheim war beim Spiel gegen Borussia Mönchengladbach 2017 dermaßen wütend, dass er seine Wasserflasche Richtung Tribüne feuerte. Die Flasche traf einen Fan am Kopf. Nagelsmann entschuldigte sich persönlich und wurde vom DFB für seine „Unabsichtlichkeit“ nur verwarnt. (Foto: 28. Oktober 2017)

Trainer Jürgen Klinsmann tröstet Jordan Torunarigha.

Unschöne Szenen ereigneten sich im Februar 2020 im DFB-Pokal-Spiel zwischen Schalke 04 und Hertha BSC Berlin 2020. Hertha-Verteidiger Jordan Torunarigha wurde von Schalke-Fans rassistisch beleidigt. Mit Tränen in den Augen stand er auf dem Platz, musste von Jürgen Klinsmann getröstet werden. Leider nicht der erste und nicht der letzte Rassismus-Skandal in Deutschland. (Foto: 4. Februar 2020)

Marius Gersbeck gibt Anweisungen.

Hertha-Torhüter Marius Gersbeck war im Trainingslager in eine Schlägerei in einer Kneipe in Österreich verwickelt und wurde vorzeitig nach Hause geschickt. Gersbeck wurde wegen schwerer Körperverletzung angeklagt, das Verfahren wurde eingestellt, nachdem Gersbeck im Rahmen einer Diversion eine Geldstrafe von 40.000 Euro zahlte. (Foto: 31. Januar 2024)

Nenad Bjelica greift Leroy Sané ins Gesicht.

Union Berlins Trainer Nenad Bjelica griff Bayerns Leroy Sané 2024 bei einem Spiel zweimal mit der Hand unsanft ins Gesicht, als dieser den Ball holen wollte. Schiedsrichter Frank Willenborg zeigte dem Kroaten die Rote Karte. Der DFB sperrte den Trainer für drei Spiele und erhob eine Geldstrafe in Höhe von 25.000 Euro. Entschuldigen wollte sich Bjelica anschließend nicht. (Foto: 24. Januar 2024)

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„Ich dachte, ich hätte einen Hitzschlag, als ich plötzlich auf beiden Seiten des Feldes VfB-Torhüter gesehen habe“, kommentierte ein Fan, der sich das Spiel bei sengender Hitze angeschaut hatte. Ein anderer schrieb: „Hatte mich schon gewundert, warum er sich aufwärmt.“

Wenn auch im Tor des Gegners, konnte der Stuttgarter Neuzugang durchaus Eigenwerbung betreiben, wahrte nach den zuvor drei Gegentoren der Niederländer in der verbleibenden Spielzeit eine weiße Weste.

Weil der VfB in Alexander Nübel (27) eine unangefochtene Nummer eins hat, wird es mit Einsätzen für die eigene Mannschaft in der anstehenden Saison für Drljaca trotzdem alles andere als einfach.