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Interview

„Gegner sehen in mir eine Gefahr“Extra-Training, mehr Muskeln: Musiala erklärt sein Erfolgs-Geheimnis

Deutschlands Jamal Musiala (r) feiert seinTor zum 2:0 mit Antonio Rüdiger.

Antonio Rüdiger feierte Torschütze Jamal Musiala beim EM-Auftakt gegen Schottland am Freitag (14. Juni 2024).

Erstes EM-Spiel, erstes Tor, erste Auszeichnung. Jamal Musiala zeigte gleich zum Turnier-Start eine glänzende Leistung. Der Bayern-Star ist Publikumsliebling und genießt diese Rolle.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Nach der 5:1-Torparty gegen Schottland war Deutschlands „Man of the Match“ noch total aufgekratzt. Jamal Musiala (21) konnte nach der Rückkehr ins Team-Quartier in Herzogenaurach zunächst nicht einschlafen und schaute sich deshalb noch die Serie „Game of Thrones“ an.

„Hoffentlich kommen noch mehr solcher Momente“, sagte der Torschütze. „Heim-EM, erstes Spiel, wir wollten gut starten. Ich bin einfach happy, dass wir so viele Tore geschossen haben. Wir können in die nächsten Spiele mit Selbstbewusstsein reingehen“, lautete sein Fazit nach dem gelungenen Turnierstart.

Jamal Musiala „einfach happy“ nach Traum-Start in die EM

Musiala umdribbelte die schottischen Gegenspieler immer wieder wie Slalomstangen. Seine Passquote lag bei 100 Prozent. Das Publikum erhob sich bei seiner Auswechslung, es gab donnernden Applaus.

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Der Bayern-Star hat sich für sein drittes Turnier nach der EM 2021 mit wenigen Einsatzminuten als DFB-Azubi und der vermurksten WM 2022 als Stammkraft sehr viel vorgenommen. Im EXPRESS.de-Interview spricht er darüber.

Jamal Musiala schießt gegen Schottland aufs Tor.

Dynamisch und entschlossen: Jamal Musiala gelang gleich im EM-Auftaktspiel der erste deutsche Treffer.

Sie sind Publikumsliebling. Ihre Rückennummer war zwischenzeitlich im Online-Shop ausverkauft.

Jamal Musiala: Das ist schön zu hören. Das will man als Spieler ja: Dass die Fans einen mögen und dein Trikot kaufen. Hoffentlich werden noch mehr Nummern produziert, damit sich alle ihr Trikot noch mit der Nummer Zehn beflocken lassen können. Aber ernsthaft: Ich versuche weiter, meine Fans stolz zu machen und erfolgreich zu spielen.

Wenn öffentliche Trainingseinheiten stattfinden, wird Ihr Name am lautesten skandiert. Ist das noch etwas Besonderes?

Jamal Musiala: Natürlich! Ehrlicherweise glaube ich schon, dass man sich nach einer Zeit irgendwie daran gewöhnt, aber davon bin ich persönlich noch weit entfernt. Es ist immer etwas Schönes, wenn mich die Fans feiern. Das gibt mir ein gutes Gefühl für die bevorstehenden Aufgaben. Darum versuche ich immer, alles zu geben – damit auch alle happy sind.

Nun geht es im zweiten Spiel gegen Ungarn. Gegen die haben Sie vor drei Jahren Ihr EM-Debüt gefeiert. Was fällt Ihnen zu damals noch ein?

Jamal Musiala: Leon Goretzka hat das Tor zum 2:2 gemacht – und wir brauchten dieses Tor, um weiterzukommen. Ich bin reingekommen und habe mir in den Kopf gesetzt: Sei nicht schüchtern und geh mit ein bisschen Risiko in deine Aktionen. Das hat Gott sei Dank geklappt (lacht). Es war eine richtig coole Erfahrung, damals dabei zu sein und ein paar Spielminuten zu sammeln. Das war ein großer Moment für mich. Jetzt werde ich bei der EM wahrscheinlich etwas länger auf dem Platz stehen (lacht).

Wie hat sich Ihre Spielweise von damals verändert? Leroy Sané meinte kürzlich, Sie seien auf dem Platz „erwachsener“ geworden.

Jamal Musiala: Ich glaube schon, dass ich im Vergleich zu damals nochmal eine große Entwicklung gemacht habe. Es ist aber auch mein Anspruch, mich täglich weiterzuentwickeln. Ich habe körperlich zugelegt und viel Spielpraxis und Erfahrung gesammelt – vor allem in großen Spielen. Je mehr Spiele man macht, desto mehr Gefühl bekommt man für gewisse Situationen. Da fühle ich mich schon sehr weit.

Sie haben auch an Muskelmasse zugenommen, wenn man Ihre Statur von damals und heute vergleicht.

Jamal Musiala: In den vergangenen zwei Jahren habe ich nochmal ordentlich an Muskeln zugelegt. Meinen Oberkörper trainiere ich aber nicht viel, sondern arbeite mehr an meinen Beinen – damit ich einen noch robusteren Stand habe. Ich fühle mich echt stabil in den Zweikämpfen und habe nicht das Gefühl, dass ich obenrum noch zulegen muss. Ich will meine Geschwindigkeit auch nicht verlieren, daher versuche ich mehr an den Beinen zuzulegen.

Mittlerweile werden Sie häufig in Manndeckung genommen. Welchen Einfluss hat das auf Ihr Spiel?

Jamal Musiala: Da wären wir wieder beim Thema Erfahrung. Mit der Zeit weiß man, wie man richtig antizipiert. Aber es stimmt, in den vergangenen Jahren haben die Gegner häufig besonders auf mich geachtet, damit ich nicht mehr so viele freie Räume bekomme. Dann braucht man Gefühl: Wann kann ich trotzdem ins Risiko gehen und zum Dribbling ansetzen? Oder ist es besser, einen Doppelpass zu spielen oder den Angriff abzubrechen?

Julian Nagelsmann umarmt Jamal Musiala.

Bundestrainer Julian Nagelsmann nahm den glücklichen Jamal Musiala nach dessen Auswechslung in den Arm.

Ist das vielleicht auch die Herausforderung für einen Top-Spieler wie Sie – sich gegen mehrere Gegenspieler gleichzeitig durchsetzen?

Jamal Musiala: In gewisser Weise ist es ja ein Kompliment für mich, dass die Gegner in mir eine Gefahr sehen und Respekt haben. Dieses Päckchen müssen alle Top-Spieler mit sich tragen: Dass sich die Gegenspieler auf einen einstellen und entsprechend attackieren.

Wo wollen Sie sich als Spieler konkret noch verbessern?

Jamal Musiala: Der Torabschluss und meine Schusstechnik stehen weit oben auf meiner Liste. Ich bin schon der Meinung, dass ich vorm Tor noch selbstbewusster und effizienter werden muss.

Jamal Musiala trainiert regelmäßig seinen Torabschluss

In München trainieren Sie regelmäßig Ihren Torabschluss, hier bei der Nationalmannschaft auch?

Jamal Musiala: Wenn es mir körperlich gut geht, schon. Ich will Torabschlüsse in realistischen Szenarien üben, die auch so im Spiel vorkommen könnten. Das gehört zu meiner Routine nach den Trainingseinheiten. Meistens muss Sandro Wagner herhalten. Beim FC Bayern war es zuletzt Anthony Barry. Ich finde immer jemanden (lacht).

Nach dem Traum-Start in die EM: Was ist für Deutschland drin?

Jamal Musiala: Ein Sieg ist wichtig, um gut zu starten und gleich in einen Flow zu kommen. Das hilft uns dann bei den nächsten Gruppenspielen. Jeder träumt vom Titel, aber wir müssen uns von Spiel zu Spiel ins Turnier kämpfen und besser werden. Dann könnte es weit gehen für uns.