„Bereit für neue Heldinnen“DAZN geht beim Frauenfußball aufs Ganze: Eigener Kanal geplant

Die Hand eines Reporters hält bei einem Interview vor dem Spiel ein Mikrofon mit der Aufschrift DAZN.

DAZN will sein Programm ausweiten und neu gestalten. Unser Symbolfoto zeigt ein Mikrofon im Jahr 2021 bei einem Bundesligaspiel.

Der Streamingdienst DAZN hat die Branche in den vergangenen Jahren ordentlich aufgemischt. Um immer mehr Kundinnen und Kunden zu gewinnen, plant das Unternehmen sein Angebot auszuweiten.

von Uwe Bödeker  (ubo)

Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF müssen sich warm anziehen. Seit einigen Jahren schon wird die Konkurrenz immer mächtiger – vor allem, wenn es um Livesport und TV-Rechte geht.

Ein Beispiel ist der Streamingdienst DAZN. Und der will künftig sein Angebot massiv ausbauen. Das verriet Alice Mascia, bei DAZN verantwortlich für Deutschland, Österreich und die Schweiz, am Montag (30. Januar 2023) im Interview mit DWDL.de.

Dabei geht es vor allem um einen neuen Trend aus den USA, der seit wenigen Monaten in Europa auf dem Vormarsch ist: sogenanntes FAST-TV.

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FAST steht für „Free-Ad-Supported-Streaming-TV“. Schnell umgesetzte Channels funktionieren als werbefinanzierte Streaming-Kanäle und ergänzen so das Angebot der Sender. Für Nutzerinnen und Nutzer sind diese Inhalte also kostenlos.

DAZN-Chefin Alice Mascia erklärt Preiserhöhung

Zuletzt gab es Wirbel, weil DAZN seine Abo-Preise massiv erhöht hatte. Mascia sagt dazu: „Das Unternehmen wurde gegründet, um den Markt zu verändern, was es zweifelsohne getan hat. Gleichzeitig hat sich das Unternehmen in den zurückliegenden Jahren aber auch selbst gewandelt. Zum Beispiel haben wir wichtige Rechte, wie die Uefa-Champions-League und die Bundesliga, erworben und die Preise mussten dem gestiegenen Wert unseres Angebots angepasst werden. Das war keine einfache Aufgabe.“

Nach einer Start-Phase mit niedrigen Preisen wird nun bei DAZN ein neues Zeitalter beginnen: „Wie viele andere Unternehmen, die den Markt aufmischen wollen, hat auch DAZN in der Anfangsphase bewusst auf einen niedrigen Preispunkt und ein breites Angebot gesetzt, das jedoch deutlich weniger teure Rechte umfasste. Zu dieser Zeit war DAZN als Netflix des Sports positioniert. Das war sicher die richtige Strategie, gerade in Konkurrenz zu Sky, das den Markt lange mit der Bundesliga, der Champions League oder der Premier League dominierte. Doch die Zeiten haben sich geändert; DAZN ist gewachsen und Sky ist inzwischen eben kein Monopolist im Sportbereich mehr. Den besten Premiumsport an einem Ort bietet jetzt DAZN. Das muss sich auch in unserem Preis widerspiegeln“, erklärt Mascia.

Die emotionalen Reaktionen der Fans auf die Preiserhöhung kann Mascia verstehen: „Am Ende gilt für uns das, was für jedes Start-up gilt: Es zählt die Profitabilität. Und ganz ehrlich: Andere Unternehmen in unserer Branche haben über die Jahre hinweg ihre Preise signifikant erhöht. Auch, wenn man in andere Länder schaut, zum Beispiel nach Spanien oder Italien, müssen die Fans für Sport deutlich mehr bezahlen als in Deutschland. Aber wie immer gilt: Sport ist ein sehr emotionales Thema.“

DAZN strukturiert nun auch sein Angebot um, es gibt unterschiedliche Pakete. Wer weniger sehen will, muss auch weniger zahlen. Teilweise gibt es Angebote für zehn Euro im Monat.

Macia erklärt: „Es gibt viele Sportarten, die für den deutschen Markt interessant sind, die aber längst nicht so teuer sind wie die Bundesliga und Champions League. Besonders in den vergangenen zwei Jahren hat DAZN für alle Fans kontinuierlich in seine Inhalte investiert und in der jüngeren Vergangenheit auch eine Reihe neuer internationaler Sportrechte erworben. Aus diesem Grund haben wir ein Einstiegspaket eingeführt, das unter anderem Darts, Handball, kleinere Fußball-Wettbewerbe oder eben diese internationalen Sportrechte umfasst. Es ist noch zu früh, um ein Zwischenfazit zu ziehen, aber die Entwicklung der ersten Tage hat mich positiv überrascht. Das Einstiegspaket ist nicht der einzige Schritt, um unserem Ziel näherzukommen, so vielen Deutschen, Österreichern und Schweizern wie möglich Zugang zu unserem Angebot zu gewähren. Gerade erst haben wir zwei kostenfreie FAST-Channels gestartet.“

Alice Mascia steht an einem Geländer bei DAZN.

Alice Mascia ist seit April 2022 Geschäftsführerin DACH (Deutschland, Austria, Schweiz) der DAZN-Gruppe (undatierte Aufnahme)-

FAST-Channels als neuer Trend: DAZN plant Frauenfußball-Kanal

Auf den FAST-Channels gibt es auch Live-Übertragungen, etwa aus der spanischen La Liga oder der französischen Ligue 1. Und in diesem Bereich soll es künftig einen Kanal für Frauenfußball geben: „Das Angebot ist ohne Zweifel riesig. Aber ohne arrogant klingen zu wollen: Es gibt keinen FAST-Channel, der Premium-Sport anbietet, wie unsere beiden Kanäle. Unsere Inhalte sind die besten im Markt. Ich bin überzeugt, dass die Kraft der Marke DAZN und die Kraft unserer Inhalte uns dabei helfen werden, die notwendige Aufmerksamkeit zu erhalten. Ohnehin besteht ein großes Interesse an unseren FAST Channels, sodass wir in den kommenden Monaten weitere Partnerschaften kommunizieren werden. Und ganz konkret wollen wir zum Beispiel schon bald einen FAST-Channel starten, der sich ausschließlich dem Frauensport widmet.“Nehmen Sie hier an unserer DAZN-Umfrage teil:

Mascia sieht im Frauenfußball einen großen Wachstumsmarkt: „Frauensport begeistert mich sehr – und zunehmend auch das Publikum, das bereit ist für neue Heldinnen. Denken Sie nur an das Finale der Frauen-EM, das im vorigen Jahr in Deutschland mehr Menschen erreicht hat als die Spiele der Männer-Nationalmannschaft bei der WM. Wir sehen uns bei DAZN in diesem Bereich als Vorreiter und glauben an die soziale Rolle des Sports. Seit 2021 stellen wir die UEFA Women’s Champions League aus genau diesem Grund weltweit kostenlos zur Verfügung. Sicher, es wird nicht über Nacht gehen, Frauenfußball auf Augenhöhe mit den Männern zu etablieren. Aber wir wollen da sein und helfen, dem Frauensport die Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit zu geben, die er verdient.“

Und DAZN will damit auch Geld verdienen: „Natürlich, ich bin auch eine Geschäftsfrau und wir sind keine Non-Profit-Organisation. Die Wachstumszahlen von Frauenfußball sind beeindruckend. Aus diesem Grund haben wir nicht nur in die Women’s Champions League investiert, sondern werden ab der kommenden Saison auch die Frauen-Bundesliga zeigen. Bereits jetzt zeigen wir Spiele aus weiteren Frauen-Ligen aus Frankreich oder Spanien.“


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Doch Frauenfußball soll nur der Anfang sein: Denkbar seien personalisierte Sender, bei dem jede Nutzerin und jeder Nutzer quasi seinen eigenen Channel hat – nur mit Inhalten, die sie oder ihn interessieren.

Mascia verrät: „Die Technologie von heute ermöglicht es uns, innerhalb weniger Wochen neue Sender zu starten. Früher wäre das undenkbar gewesen. Da brauchte es lange Vorlaufzeiten von ein oder zwei Jahren.“

DAZN plant zudem, bei den bald ausgeschriebenen Bundesliga-Rechten mitzubieten. Die Champions-League-Rechte hat DAZN bis 2027, NFL-Rechte bis 2026. „Natürlich haben wir auch ein Interesse daran, die Bundesliga weiter zu zeigen“, sagt Mascia.