Jetzt wird es emotional im Breisgau! Der SC Freiburg absolviert am Sonntag sein letztes Spiel im altehrwürdigen Dreisamstadion.
Verordnete GefühlskälteChristian Streich warnt SC Freiburg vor besonderem Spiel
Freiburg. Am Anfang gab’s kein Flutlicht, kein warmes Wasser in den Kabinen und schiefe Tribünen ohne Überdachung, doch mit den Jahren fühlte sich der SC Freiburg im Dreisamstadion immer wohler. Es wurde sogar eine richtige Liebesbeziehung. Und die endet nun am Sonntag (26. September 2021) beim Heimspiel gegen den FC Augsburg (17.30 Uhr, DAZN). Das letzte Heimspiel im Dreisamstadion steht an! Es wird mit Sicherheit Tränen geben.
Vor 67 Jahren ist der SC Freiburg eingezogen. Seit 1993 ist das Stadion ein Bundesliga-Standort – unterbrochen durch insgesamt sieben Zweitliga-Jahre. „Wir hatten gar kein Flutlicht am Anfang, und die Spieler sind teilweise zum Duschen nach Hause gefahren, weil es kein warmes Wasser gab“, erinnert sich Freiburg-Legende Volker Finke (73), der von 1991 bis 2007 Trainer der Badener war und sie in die Bundesliga geführt hat.
Das Stadion wurde in Finkes Zeit dreimal größer renoviert und auf Vordermann gebracht. Finke erinnert sich: „Wir haben damals in Steine investiert, und nicht in Beine. Achim Stocker wollte das Geld lieber in die Mannschaft stecken.“ Der ehemalige SC-Präsident habe Sorge gehabt, was bei einem Abstieg passiert. „Trainer, bleiben wir drin?“, habe Stocker vor jeder weiteren Ausbaustufe gefragt.
SC Freiburg: Christian Streich über Abschied aus Dreisamstadion
Jetzt ist Trainer Christian Streich (56) seit Dezember 2011 am Ruder. Zwischen ihm und Finke waren nur Robin Dutt (56, zwischen 2007 und 2011) und Marcus Sorg (56, im Jahr 2011) Trainer des SC Freiburg. Streich ist nun emotional hin- und hergerissen, wenn er an den bevorstehenden Abschied aus dem Dreisamstadion und den Umzug ins neue Europa-Park Stadion denkt: „Ich freue mich aufs neue Stadion, aber ich vermisse jetzt schon das alte.“
Auch Freiburgs Kapitän Christian Günter (28) ist emotional gepackt, schließlich hat er die Hälfte seines Lebens im Dreisamstadion gespielt, von der Jugend bis heute. „Ich habe knapp 14 Jahre hier gespielt und werde das Stadion natürlich vermissen. Für mich ist es ein absoluter Gänsehaut-Moment, wenn das ganze Stadion steht, jeder seinen Schal hochhält und das Badnerlied singt.“
Freiburgs Publikumsliebling und Rekordtorjäger Nils Petersen (32) erzählte mal in einem Podcast, er habe es früher „gehasst, in Freiburg zu spielen“. Man sei „gefühlt außerhalb von Deutschland und dann spielst du in dieser kleinen Arena – eine Halbzeit bergauf, eine Halbzeit bergab.“
Doch auch er wird nun wehmütig sein, will aber nicht zu viele Gefühle zeigen: „Wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Jeder hat ein bisschen Angst vor Veränderung. Aber ich glaube, wenn wir in zwei Wochen drüben sind, dann redet man gar nicht mehr darüber. Das Stadion und die Geschichten, die damit verbunden sind, werden ja nicht gleich mit abgerissen.“ Der SC will das Stadion weiter nutzen für Frauen- und Mädchenfußball. Das neue Stadion sei aber wichtig für den Wachstum der Profi-Abteilung: 34.700 Zuschauer finden künftig Platz. Gut 10.000 mehr als im Dreisamstadion.
Trainer Streich will am Sonntag nicht zu viele Tränen zulassen: „Wir müssen aufpassen, weil viele Anekdoten herausgeholt werden und viel Nostalgie dabei ist, aber wir haben ein Bundesliga-Spiel. Wir dürfen nicht alles zu hoch hängen, und ich auch nicht für mich“. Verordnete Gefühlskälte von Streich, damit Freiburg sich mit drei Punkten aus dem Dreisamstadion verabschiedet. (ubo, dpa)