Ein Deutscher trainiert die englische Nationalmannschaft. Viele Fans fragen sich: Wird Thomas Tuchel „God save the King“ mitsingen?
„Eure Hymne ist sehr bewegend“Vorgänger wegen Verweigerung angefeindet – singt Tuchel mit?
Thomas Tuchel (51) hat richtig Lust auf seinen neuen Job! Das war dem Coach, der ab kommendem Jahr den Job als englischer Nationaltrainer antritt, bei seiner offiziellen Vorstellung anzusehen.
Mit einem Lächeln im Gesicht und schwungvollen Schrittes betrat Tuchel den Presseraum im ehrwürdigen Wembley-Stadion. Dann zog er zwei Zettel aus seinem dunklen Jackett und meisterte die vielbeachtete erste Amtshandlung als künftiger Nationaltrainer Englands bestens vorbereitet – und mit einem humorvollen Seitenhieb auf seine Kritiker.
Tuchel fühlt sich mit England „persönlich verbunden“
„Es tut mir leid, ich habe nur einen deutschen Pass“, sagte der 51-Jährige lächelnd in Richtung derjenigen, die lieber einen Engländer auf dem wichtigsten Trainerposten im selbsterklärten Mutterland des Fußballs gesehen hätten.
Als erst dritter ausländischer Three-Lions-Coach nach dem Schweden Sven-Göran Eriksson und dem Italiener Fabio Capello– dazu noch als erster Deutscher – weiß Tuchel, dass er ab Dienstantritt am 1. Januar 2025 zunächst gegen Vorbehalte ankämpfen muss.
Auch deswegen sprach er bei seiner Vorstellung stets von „wir“ und „unser“ – so wie bei seinem formulierten WM-Ziel am Ende seiner vertraglich zunächst auf 18 Monate begrenzten Amtszeit: „Wir werden alles tun, um unseren Traum in Amerika wahr werden zu lassen.“
Sein Vorgänger Lee Carsley, der zum Jahresende wieder zur U21 zurückkehren wird, hatte sich bei seinem ersten Auftritt als Interimstrainer direkt in die Nesseln gesetzt, weil er sich weigerte, die englische Nationalhymne mitzusingen. Daraufhin gab es im Netz viel Kritik.
Natürlich wurde auch Tuchel gefragt, wie er die Hymnenfrage sieht. Der Deutsche spielte zunächst auf Zeit. „Es ist eine persönliche Entscheidung, ob man sie singt. Ich habe meine Entscheidung noch nicht getroffen“, sagte der 51-Jährige. „Eure Hymne ist sehr bewegend. Egal, welche Entscheidung ich treffe, wir haben noch etwas Zeit bis März.“
Klar ist dagegen: In den zwei noch anstehenden Nations-League-Spielen im November in Griechenland wird Carsley nochmal das Team um Kapitän Harry Kane betreuen. Er wolle nicht in Carsleys Arbeit eingreifen, versicherte Tuchel, der auch Vorgänger Gareth Soutgathe lobte. „Wir werden auf dem aufbauen, was Gareth und die FA aufgebaut haben. Und hoffentlich können wir noch etwas ergänzen, damit wir ans Ziel kommen.“
Wie man Titel gewinnt, weiß Tuchel jedenfalls. Er hat mit dem FC Bayern und mit Paris Saint-Germain nationale Meisterschaften gewonnen, seine erfolgreichste Zeit hatte er aber mit einem Premier-League-Club: Mit dem FC Chelsea, mit dem er 2021 in Champions League, im Super Cup und bei der Club-Weltmeisterschaft triumphierte.
Wegen der Zeit bei den Blues fühle er sich „mit dem Fußball in diesem Land schon lange persönlich verbunden“, sagte Tuchel, „und es hat mir bereits einige unglaubliche Momente beschert“.
Prinz William sichert Tuchel schon mal seine Unterstützung zu. „Thomas, wir wünschen Dir viel Glück und stehen alle hinter Dir!“, schrieb der britische Thronfolger auf der Plattform X. Der 42-Jährige sieht mit der Ernennung des Deutschen „spannende Zeiten“ auf die Three Lions zukommen, „mit einer neuen Generation talentierter Spieler und einem neuen Manager, der die Zügel in die Hand nimmt“. (are/dpa)