Heftige Strafen für Fan-GesängeVor Fußball-WM 2026 in Mexiko: Verband bekämpft Homophobie

Mexiko-Fansbei der Nationalhymne.

Mexiko-Fans, wie hier am 24 Juli 2021 bei der Nationalhymne, werden in der Zukunft streng kontrolliert.

Mexiko hat im Fußball immer wieder mit homophoben Gesängen zu kämpfen. Vor der WM 2026 im eigenen Land möchte der Verband nun hart durchgreifen, um die Fans zum Umdenken zu bewegen.

Ausgelassene Fiestas, ulkige Sombreros und farbenfrohe Totenköpfe - Mexiko und seine Kultur wirkt auf den ersten Blick eigentlich deutlich diverser und vielfältiger als viele Länder in Europa. Trotzdem hat der nordamerikanische Staat ein waschechtes Homophobie-Problem. Gerade im internationalen Fußball kommt es immer wieder zu unschönen Fangesängen und Rufen.

Dem möchte der mexikanische Fußball-Verband (FMF) nun einen Riegel vorschieben und droht deshalb mit hohen Strafen. Sogar mehrere Jahre Stadionverbot soll es geben. Ein Zeichen, das hoffentlich Wirkung zeigt. Schließlich will man mit den USA und Kanada ein guter Gastgeber bei der Fußball-WM 2026 sein.

Neues System soll Rückverfolgung vereinfachen

Handlungsbedarf sieht die FMF, die in zuletzt immer wieder von der FIFA Geldstrafen und Geisterspiele aufgebrummt bekam, vor allem in einer verbesserten Rückverfolgung der homophoben Täter. Damit dies gelingt, wolle man eine neue Online-Ticket-Registrierung einführen. Zusätzlich soll aber auch eine erhöhte Anzahl von Sicherheitskräften vor Ort die Identifikation der diskriminierenden Personen vereinfacht werden.

Alles zum Thema LGBTQI+

Dem US-Sportsender ESPN sagte FMF-Präsident Yon de Luisa (51) dazu: „Diese Maßnahmen werden von nun an rigoros bei jedem Heimspiel angewendet, das vom mexikanischen Fußball-Verband organisiert wird.“

Auch gegen Manuel Neuer: Mexikanische Fans fallen regelmäßig homophob auf

All das soll Vorfälle, wie zum Beispiel den beim Gold-Cup-Spiel gegen Trinidad und Tobago verhindern. Im Vorrundenspiel des Kontinental-Turniers von 2021 waren immer wieder homophobe Sprechchöre zu hören. Vor allem beim Abstoß des gegnerischen Keepers hatten mexikanische Fans mehrfach das Wort „Puto“, das auf Deutsch so viel wie „Schwuchtel“ heißt, gerufen.

Schiedsrichter Ricardo Montero (35) musste schließlich sogar das Spiel unterbrechen. Das war möglich durch ein klar definiertes Protokoll der Kontinental-Konföderationen CONCACAF. Bei diskriminierenden Äußerungen können die Offiziellen neben dem Rausschmeißen der betreffenden Täter auf drei Maßnahmen zurückgreifen, die in einem Dreistufenplan zusammengefasst wurden.

  1. Stufe 1: Kurze Spielunterbrechung plus Warnung an die Fans
  2. Stufe 2: Stopp des Spiel und die Spieler gehen in die Kabine
  3. Stufe 3: Kompletter Spiel-Abbruch und Verschiebung

Insgesamt habe es in den letzten sechs Jahren mehr als 15 solcher Vorfälle gegeben, die von der FIFA bestraft wurden. Auch die deutsche Nationalmannschaft war bereits involviert. Beim 1:0-Sieg der Mexikaner in der WM-Vorrunde 2018 musste sich Nationaltorwart Manuel Neuer (35), der sich schon häufig für die Rechte der LGBTQI+ Gemeinschaft eingesetzt hat, mehrfach solche Rufe gefallen lassen.

Homophobie-Herkunft der Mexiko-Fans schleierhaft

Wann genau sich die homophoben Rufe in Mexiko entwickelt haben, ist nicht sicher. Viele Experten gehen aber davon aus, dass es Mitte der 2000er populär wurde.

Ein YouTube-Benutzer erklärte die Rufe unter einem Video von 2016, indem mexikanische Nationalspieler über die Thematik reden: „Wir schreien den Torhüter nicht wegen seiner sexuellen Vorlieben an, es ist uns egal. Wir schreien wegen des Chaos, denn das gehört zur Atmosphäre eines Stadions in Mexiko.“

Trotzdem ist klar: Egal was die Fans sich bei den Rufen denken – sie sind und bleiben homophob und sind deshalb inakzeptabel! Gerade im Hinblick auf die kommenden Jahre wäre eine Verbesserung der Situation immens wichtig. Denn: Nach der zweifelhaften WM in Katar, wo Homosexualität sogar strafbar ist, wird die Welt in den USA, Kanada und auch in Mexiko zu Gast sein. Homophobe Fangesänge wären das letzte, was der Fußball gebrauchen könnte und wäre sicherlich auch keine gerechte Werbung für das eigentlich so bunte Mexiko. (job)