Wie geht es mit dem Fußball nach der Corona-Pandemie weiter? Auf dem Spobis gab es dazu mahnende Worte. „Das Eis wird dünner“, warnt Hertha-Boss Carsten Schmidt in einer Diskussionsrunde.
„Das Eis wird dünner“Hertha-Boss sorgt sich um Fanbindung im Fußball
Düsseldorf. Wie muss sich der Fußball aufstellen, um auch in Zukunft weiter die Menschen zu begeistern und vielleicht auch Fans zurückgewinnen, die sich während der Corona-Pandemie abgewandt haben?
Dieser Frage gingen die Mitglieder der Taskforce Zukunft Profifußball, Hertha-Geschäftsführer Carsten Schmidt (57), Jung-von-Matt-Gesellschafterin Katja Kraus (50) und SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil (43) mit Springer-Sportchef Matthias Brügelmann (49) auf dem Spobis in Düsseldorf am 8. September 2021 nach.
Carsten Schmidt: „Bei der Super League hätten wir gesehen, wie dünn das Eis ist“
Klingbeil stellte fest: „Sie glauben gar nicht, wie oft ich im Wahlkampf gehört habe: Wieso ist die Schule zu, aber Fußball wird gespielt. Man hat Menschen verloren in den letzten Jahren. Da ist eine Entfremdung da.“ Während Brügelmann zweifelte, stimmte Hertha-Chef Carsten Schmidt zu: „Das Eis wird dünner. Wenn die Super League gekommen wäre, hätten wir gesehen, wie dünn das Eis ist. Der Diskurs über die Richtung des Fußballs ist da. Wenn die Schraube weitergedreht wird, kann es eng werden.“
Katja Kraus, die als künftige DFB-Präsidentin gehandelt wird: „Es geht um eine Sensibilität über das Empfinden der Menschen. Der Fußball als Geschäftsmodell funktioniert noch, aber die Tiefe geht verloren.“
DFL: Nachhaltigkeit hält Einzug ins Lizenzierungsverfahren
Um dem entgegenzuwirken, hat die DFL die Taskforce Zukunft Profifußball gegründet. Nun hält die Nachhaltigkeit Einzug ins Lizenzierungsverfahren. Auch Schmidts Hertha ist in der Zertifikation als nachhaltiges Unternehmen – Vorreiter war hier der 1. FC Köln.
Schmidt spart aber nicht mit Selbstkritik: „Wir machen jetzt schon viel auf vielen Ebenen. Aber wie viele andere auch eher breit und taktisch. Wir müssen herausfinden, wie wir gesellschaftliche Veränderungen unterstützen können und nicht Greenwashing betreiben. Wir wollen nicht taktisch agieren, sondern nachhaltig und glaubwürdig.“
Lars Klingbeil: „Gefahr, eine Generation zu verlieren“
Lars Klingbeil: „Wenn ich mit meinen Amateur-Vereinen in der Lüneburger Heide spreche, da wollen einige mit dem Profifußball nichts mehr zu tun haben. Es gibt die Gefahr, eine Generation zu verlieren.“
Die hohen Gehälter seien nicht das Problem, fand Katja Kraus: „Die sind gesellschaftlich akzeptiert, aber es müsste in Situationen wie während Corona selbstverständlich mit Gehaltsverzicht umgegangen werden. Es geht um Leadership, die Vereine müssen sich ihrer Verantwortung bewusst sein.“ In Sachen Nachhaltigkeit, aber auch Geschlechtergerechtigkeit.
DFL: 17 Initiativen zeitlich priorisiert
Hier kommt die Taskforce ins Spiel, die im August noch mal den Stand der Arbeit präsentierte. „Wir haben 17 Initiativen mit zeitlicher Vorabpriorisierung. Das war sinnvolle Arbeit, die von der DFL angestoßen wurde“, sagte der Berliner Schmidt. „Wir hoffen nun auf handfeste Lösungen aus unseren 17 Initiativen.“ Auch Frankfurt-Chef Axel Hellmann (50) hatte vorher schon gesagt: „Wir müssen wieder über die Dörfer tingeln, um den Fans wieder näher zu sein.“ Auf die Taskforce wartet viel Arbeit.