Vor der EM macht sich Jens Lehmann Gedanken über die deutsche Aufstellung. Einige Entscheidungen von Julian Nagelsmann kann der ehemalige Nationaltorwart nicht nachvollziehen.
„Das finde ich komisch“Statt Kimmich: Lehmann wollte FC-Eigengewächs bei EM sehen
Die Zeit des Wartens ist vorbei, am Freitagabend (14. Juni 2024, 21 Uhr) beginnt die Fußball-EM in Deutschland!
Das DFB-Team eröffnet als Gastgeber das Turnier gegen Schottland. Während elf Europameister dem deutschen Team vor dem Start Mut machen, ist Sommermärchen-Torwart Jens Lehmann (54) nicht mit allen Kader-Entscheidungen von Bundestrainer Julian Nagelsmann (36) glücklich.
Jens Lehmann bringt Ex-Kölner als Rechtsverteidiger ins Spiel
So moniert der ehemalige Nationaltorhüter, der 2006 bei der Heim-WM mit Deutschland Dritter wurde, dass Nagelsmann auf Noch-BVB-Star Mats Hummels (35) verzichtet.
„Wenn man so ein Geschenk erhält, dass zwei Innenverteidiger im Finale der Champions-League in einer Mannschaft spielen, und man einen davon nicht mitnimmt, ist das sicherlich ein Fehler. Ich hätte bei der EM Hummels und Nico Schlotterbeck in der Innenverteidigung aufgestellt“, sagte Lehmann in einem Sky-Interview. Nagelsmann setzt stattdessen auf Antonio Rüdiger (31) von Champions-League-Sieger Real Madrid und Jonathan Tah (28) vom deutschen Double-Champion Bayer Leverkusen.
Doch auch mit der Position hinten rechts in der Abwehr ist Lehmann nicht glücklich. Die Lösung mit Joshua Kimmich (29) überzeugt ihn überhaupt nicht.
„Ich mag Kimmich als Spieler, ich finde ihn super“, betonte Lehmann. „Aber er zieht, wenn er kann, immer in die Mitte. Für mich ist er eher im zentralen Mittelfeld in offensiverer Rolle aufgehoben – als eine Art Verbindungsspieler.“
Kimmich spielt auch aus Mangel an Alternativen als Rechtsverteidiger. Doch das kann Lehmann nicht nachvollziehen. „Wir haben andere Optionen, zum Beispiel mit Yann Bisseck einen jungen Mann bei Inter Mailand, der gerade italienischer Meister geworden ist und dort immerhin 21 Pflichtspiele absolviert hat“, so Lehmann. „Er kann als Außen- und Innenverteidiger spielen. Er wurde gar nicht berücksichtigt. Das finde ich komisch, gerade wenn man auf dieser Position immer ein Problem hat.“
Bisseck (23) wurde beim 1. FC Köln ausgebildet, debütierte einst als 16-Jähriger und jüngster Spieler in der FC-Geschichte in der Bundesliga. Dass Lehmann ausgerechnet ihn ins Spiel bringt, ist durchaus überraschend.
Bisseck hat zwar mit Inter Mailand in der Tat den Scudetto gewonnen und damit den bislang größten Erfolg seiner Karriere gefeiert. Der ehemalige Kapitän der U21-Nationalmannschaft gilt als großes Versprechen für die Zukunft, war unter Trainer Simone Inzaghi (48) in seiner ersten Italien-Saison allerdings kein unumstrittener Stammspieler.
Der junge Abwehrspieler kommt in der Serie A auf neun Startelf-Einsätze, meist als linker Innenverteidiger in einer Dreierkette. In der Champions League durfte er zweimal von Beginn an ran. Als rechter Verteidiger in einer Viererkette – die Rolle, in der ihn Lehmann gerne bei der EM gesehen hätte – hat er kaum Erfahrung.
Bei zwei zuletzt heiß diskutierten Personalien ist Lehmann dagegen voll auf Nagelsmanns Seite: Manuel Neuer (38) und Ilkay Gündogan (33) sind für ihn unumstritten. „Manuel Neuer ist noch immer einer der besten Torhüter auf der Welt. Es ist gar nicht schlecht, dass er jetzt mal Fehler gemacht hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass er bei der EM noch mal einen Fehler macht, ist sehr, sehr gering“, sagte Lehmann über die deutsche Nummer eins. Und Kapitän Gündogan würde er „immer spielen lassen“.