Wegen Wolfsgruß-Debatte?Türkei-Präsident Erdogan sagt Reise ab und kommt zu EM-Spiel nach Berlin

Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei im Juni 2024.

Türkei-Präsident Recep Tayyip Erdogan, hier am 14. Juni 2024, wird zum EM-Spiel der Türkei gegen die Niederlande nach Berlin reisen.

Türkei-Präsident Recep Tayyip Erdogan sollte am Samstag eigentlich nach Aserbaidschan reisen. Nun ändert er kurzfristig seine Pläne und kommt zum EM-Viertelfinalspiel nach Berlin.

Nach der scharfen Kritik am Torjubel des türkischen Fußball-Nationalspielers Merih Demiral (26) bei der EM will der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (70) kurzfristig nach Berlin reisen, um sich das Viertelfinalspiel Türkei gegen die Niederlande im Stadion anzuschauen.

Erdogan sagte dafür seine geplante Reise nach Aserbaidschan ab, wie die Deutsche Presse-Agentur aus informierten Kreisen erfuhr. Die Partie findet am Samstag (6. Juli 2024, 21 Uhr) im Olympiastadion statt.

Demiral löste Debatte mit Wolfsgruß-Jubel aus

In türkischen Medien hieß es, Grund sei die Debatte um den sogenannten Wolfsgruß, die Demiral mit seinem Torjubel ausgelöst hatte. Erdogan wolle der türkischen Mannschaft den Rücken stärken. Die Uefa hatte ein Ermittlungsverfahren gegen Demiral eingeleitet, dem sogar eine Sperre droht.

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Der Abwehrspieler hatte am Dienstag beim 2:1 im Achtelfinale gegen Österreich nach seinem zweiten Tor in Leipzig den sogenannten Wolfsgruß gezeigt, der unter anderem einer rechtsextremistischen Bewegung zugeordnet wird. Unter anderem Bundesinnenministerin Nancy Faser (53, SPD) kritisierte dies scharf.

Der 26 Jahre alte Demiral hatte mit beiden Händen das Zeichen und Symbol der „Grauen Wölfe“ geformt. Als „Graue Wölfe“ werden die Anhänger der rechtsextremistischen „Ülkücü-Bewegung“ bezeichnet, die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird.

In der Türkei ist die ultranationalistische MHP ihre politische Vertretung und Bündnispartnerin der islamisch-konservativen AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan.

Der Gruß drückt in der Regel die Zugehörigkeit und das Sympathisieren mit der Bewegung und ihrer Ideologie aus. Demiral hatte gesagt, dass er mit der Geste nur ausdrücken wollte, dass er stolz sei, Türke zu sein und keine versteckte Botschaft dahinterstecke.

Zuletzt war der Wolfsgruß in der Türkei auch von Teilen der Opposition verwendet worden, um Nationalisten anzusprechen – etwa im Wahlkampf vom früheren Präsidentschaftskandidaten Kemal Kilicdaroglu (75), der der religiösen Minderheit der Aleviten angehört. (dpa)