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„Zeigen, dass wir noch leben“Gänsehaut: Münchner Arena erlebt EM-Moment der ganz anderen Art

Die ukrainischen Spieler mit Flaggen um die Schultern bei der Hymne.

Die ukrainischen Spieler am 17. Juni 2024 mit Flaggen um die Schultern bei der Hymne.

Bewegender Moment bei der EM: Vor dem ersten Auftritt der Ukraine sangen wie üblich Spieler und Fans in München die Hymne. Doch dieser Vortrag war anders als bei anderen Spielen.

von Antje Rehse  (are)

Was für ein Gänsehaut-Moment bei der Europameisterschaft! Als vor dem EM-Spiel zwischen Ukraine und Rumänien die ukrainische Hymne erklang, herrschte in der Münchner Arena eine ganz besondere Atmosphäre.

„Noch ist die Ukraine nicht gestorben“, sangen Spieler, Offizielle und Fans des vom Krieg gebeutelten Landes. Die Spieler hatten sich – wie schon beim EM-Test gegen Deutschland in Nürnberg – ukrainische Flaggen um die Schultern gehängt.

Zerstörte Tribüne im Münchner Stadtzentrum ausgestellt

Bilder, die um die Welt gehen. Und ein großer Kontrast zur Party-Atmosphäre beim Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Schottland darstellen.

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„Ich hätte nicht gedacht, dass mir das so nahe gehen würde. So viel Mut, und die Hoffnung, dem schrecklichen Krieg etwas Gutes entgegenzusetzen“, schrieb eine Zuschauerin bei X.

„Es ist wichtig, für unsere Soldaten, die Menschen zuhause und unsere Fans zu spielen. Leider verfolgt uns der Krieg in der Heimat seit zwei Jahren“, hatte Nationaltrainer Serhij Rebrow (50) vor dem Spiel gesagt. Aber sein Team habe auch „ein Stück Extra-Motivation, wenn man sieht, was in unserem Land abgeht“.

Diese Hoffnung, den Landsleuten in der Heimat durch einen Auftaktsieg etwas Freude und Ablenkung zu schenken – sie wurde nicht erfüllt. Am Ende setzte es für die Ukraine gegen Rumänien eine überraschend klare 0:3-Pleite. Das hatte sich das Team ganz anders vorgestellt.

Schon vor dem Spiel hatte es in der Stadt bewegende Szenen gegeben. Der ukrainische Fußball-Verband stellte in der Stadt Teile des zerbombten Stadions von Charkiw aus.

Stürmer-Legende und Verbandsboss Andrij Schewtschenko (47) mahnte, auch in der größten Fußball-Euphorie den Krieg in der Heimat nicht zu vergessen. „Heute stehen elf Spieler auf dem Platz, aber zuhause kämpfen Millionen für den Sieg“, sagte er.

Fußballsitze aus dem von russischen Angriffen zerstörten Stadion in Charkiw (Ukraine) sind auf dem Wittelsbacherplatz bei einer Kundgebung aufgebaut.

Fußballsitze aus dem von russischen Angriffen zerstörten Stadion in Charkiw (Ukraine) sind auf dem Wittelsbacherplatz bei einer Kundgebung aufgebaut.

Auf dem Wittelsbacherplatz im Münchner Stadtzentrum waren 21 Sitze der Tribüne des Sonjatschnyj-Stadions von Charkiw aufgebaut, die russische Bomben im Mai 2022 zerstört hatten. Das Stadion war für die EM 2012 als Trainingsstätte gebaut worden. Die Vorrundenspiele – unter anderem das 2:1 der DFB-Auswahl gegen die Niederlande – fanden im größeren Metalist-Stadion statt.

„Auch wenn Fußballplätze oder Tribünen den russischen Granaten nicht standhalten können, werden wir nie aufhören, für unser Land zu kämpfen und der Welt über diesen unbarmherzigen Krieg zu berichten“, sagte Schewtschenko, einst Stürmerstar von Dynamo Kiew, AC Mailand und FC Chelsea sowie später Nationaltrainer. „Wir sind auch hier, um zu zeigen, dass wir noch leben.“