Die EM bekommt ihr vorweggenommenes Finale. Deutschland gegen Spanien wird zum Duell zweier Top-Mannschaften. Die „Furia Roja“ tritt mit ganz viel Selbstvertrauen in Stuttgart an.
Viertelfinal-KracherSpanien will uns auf die Hörner nehmen: „Haben beste Spieler der Welt“
Nach der begeisternden Tor-Party standen sich Spaniens Zauberfüße Nico Williams (21) und Lamine Yamal (16) auf dem Platz gegenüber und zockten eine Runde Schere, Stein, Papier. Es ging darum, wer als erster aus einer Wasserflasche trinken durfte. Der Ältere gewann und nahm erst mal drei Züge.
So spielerisch wie in dieser Szene ging es im Achtelfinale zwischen Spanien und Georgien oft zu. Mit 36 Torschüssen stellten die Akteure in Rot beim 4:1-Sieg eine neue Turnier-Bestmarke auf. Die „Furia Roja“ wird am Freitag (5. Juli 2024, 18 Uhr) zur ganz großen Viertelfinal-Hürde für das deutsche Team.
Luis de la Fuente: „Nächste Spiel könnte ein WM-Finale sein“
Nach dem vierten Sieg im vierten EM-Spiel wollen die Spanier auch die DFB-Elf auf die Hörner nehmen. „Das nächste Spiel könnte ein WM-Finale sein. Wir hoffen aber, dass wir drei weitere Spiele bestreiten können“, sagte Trainer Luis de la Fuente (63). Keine Frage: Dieser Brocken ist um ein Vielfaches größer als die bisherigen deutschen Turnier-Gegner.
Gegen Georgien kassierte Spanien das erste Gegentor bei der EM, das produzierte Innenverteidiger Robin Le Normand (27) unbeabsichtigt selbst. „Wir sind sehr ambitioniert und wissen, dass wir nun einer Fußballmacht gegenübertreten“, sagte de la Fuente in Köln. „Aber wir haben die beste Mannschaft und die besten Spieler der Welt. Ich kann nicht garantieren, dass wir gewinnen, aber wir werden dafür kämpfen. Wir müssen Fußball spielen, mit Qualität und Engagement“.
Deutschland gegen Spanien, das verspricht ein echter Knaller zu werden. „Jedes Team hat Schwächen, keins ist perfekt. Deutschland hat ein fantastisches Team mit tollen Individual-Spielern und ist sehr diszipliniert“, urteilte der spanische Coach nach dem Achtelfinale. „Aber sie werden ein Team begrüßen, was sehr hungrig ist. Das wird ein sehr ausgeglichenes Duell, in dem es um Details geht. Wir sind nicht perfekt, werden aber jeden Tag besser“.
Seine Mannschaft startete gegen den Außenseiter 108 Angriffe, trat 13 Ecken und brachte 772 Pässe an den Mann. Laporte, Rodri, Cucurella, Fabian Ruiz und Carvajal verbuchten alle eine Passgenauigkeit von über 90 Prozent. „Es hätte auch ein 8:1 werden können“, sagte de la Fuente.
Schwächen zeigte das Team daher in der Chancenverwertung, zudem in der Rückwärtsbewegung und in der Innenverteidigung. Nach der überraschenden georgischen Führung verlor Spanien kurz den Zugriff aufs Spiel. „Der Gegentreffer hat gewisse Zweifel bei uns aufkommen lassen“, gab Rodri zu.
Aber wenn die rote Welle ins Rollen gerät, gibt es kein Halten. Dani Olmo, dem das Tor zum 4:1 gelang, fiebert dem EM-Viertelfinale schon entgegen. „Es wird sehr besonders, ich habe dort Freunde, ich spiele in diesem Land“, sagte der Leipziger. „Wir sind sehr motiviert“, stellte der 26-Jährige klar: „Wir spielen gegen Deutschland, den Gastgeber. Wir wollen diese Herausforderung unbedingt angehen.“
Die heißblütige spanische Presse brachte sich vor dem Duell ebenfalls bereits auf Temperatur. „Spanien ist eine Party – und lässt Deutschland erzittern“, titelte Marca. „Der Gastgeber, Kroos' Deutschland, erwartet uns“, schrieb die AS: „Wenn wir feiern wollen, müssen wir bereit sein, mit jedem zu tanzen.“
Torschütze und Wirbelwind Williams ist jedenfalls bereit. „Wir sind sehr froh, wir müssen einfach so weitermachen“, sagte er. „Deutschland wird auf jeden Fall schwierig, aber wir haben eine wunderbare Mannschaft. Wenn wir so weiterspielen, werden wir gewinnen.“
Lamine Yamal stellt Bestwert von Cristiano Ronaldo ein
Herz der spanischen Mannschaft ist Rodri (28), der vor der Viererkette das Tempo bestimmt und die jungen Offensivkräfte einsetzt. Auch er geht mit breiter Brust ins Viertelfinale. „Deutschland spielt zu Hause, wir haben unsere Waffen. Sie sind natürlich nicht froh, dass wir gegen sie spielen. Wir müssen ihnen einfach unser Spiel aufdrücken“, kündigte der Star von Manchester City an.
Und dann ist da ja noch Sturm-Sensation Lamine Yamal. Der 16-Jährige wartet zwar noch auf sein erstes EM-Tor, doch dafür hat er schon zwei Vorlagen in der Statistik. Er ist damit der erste Teenager seit Cristiano Ronaldo (39) bei der EM 2004, der mehr als ein Assist verbuchen konnte. „Er kann noch was Besseres leisten“, kündigte sein Trainer an. Die deutsche Abwehr sollte hoffen, dass dieser Moment nicht am Freitag ist.