Vor EM-Duell: Spanisches Fernsehen stichelt gegen Deutsche

Gehässige Blicke im UrlaubVor EM-Kracher: Spanisches Fernsehen stichelt gegen Deutsche

Jahr für Jahr pilgern Millionen Deutsche in den Spanien-Urlaub. Dort gibt es ganz offensichtlich das eine oder andere Klischee über Gäste aus der Bundesrepublik. (Foto: 9. Mai 2024).

Die Vorfreude auf den EM-Knaller zwischen Deutschland und Spanien beinhaltete auf beiden Seiten die eine oder andere Spitze. Im spanischen TV wurde unter anderem gegen Urlaubsgäste aus der Bundesrepublik gestichelt.

05.07.2024, 16:31

von Béla Csányi (bc)

In Sachen Urlaub galt Spanien jahrelang als Lieblingsland der Deutschen, eine Meinung von den Millionen Gästen aus der Bundesrepublik haben auf der balearischen Halbinsel daher wohl die allermeisten Einheimischen.

Wie die hinter vorgehaltener Hand aussehen könnte, hat der öffentlich-rechtliche spanische Rundfunk vor dem heißen Viertelfinal-Knaller bei der EM 2024 in einem kurzen Werbe-Teaser zum Spiel scherzhaft und sichtbar überspitzt aufgezeigt.

Spanischer TV-Clip stichelt gegen Deutsche mit Sonnenbrand

Für die Übertragung des Spiels auf dem Sender La1 schaltete die Rundfunkanstalt RTVE in den vergangenen Tagen einen entsprechenden Clip, der sich unter anderem bei Social Media rasant verbreitete.

Die knapp 20 Sekunden sorgten in Spanien für viele Lacher und dürften auch vielen Menschen aus Deutschland ein – wenn auch zerknirschtes - zustimmendes Nicken entlocken.

Zu sehen ist dabei ein Mann, der offensichtlich als Tourist oberkörperfrei am Hotelpool entlangschlendert. Während viele Einheimische dort gemütlich die Sonne genießen, hat der Reisende davon offenbar schon etwas zu viel abbekommen.

Dort, wo sonst Unterhemd und Socken sitzen, ist die Haut noch auffällig hell. Der Rest des Körpers ist dagegen krebsrot gefärbt. Der Sonnenbrand, für viel ein treuer Begleiter eines jeden Spanienurlaubs. Von anderen Badegästen sowie dem Rettungsschwimmer gibt es für den Auftritt dagegen gehässige Blicke und ein resigniertes Kopfschütteln.

Der große Vergleich

Deutschland - Spanien: Mann gegen Mann

Jamal Musiala jubelt über sein Tor. — Copyright: IMAGO/Mika Volkmann
Darf Jamal Musiala – wie im Achtelfinale am 29. Juni 2024 – auch gegen Spanien jubeln? Der Mann-gegen-Mann-Vergleich macht zumindest Hoffnung.

Manuel Neuer pariert gegen Dänemarks Rasmus Höjlund. — Copyright: picture alliance/dpa
**Manuel Neuer:** Vor der EM gab es große Fragezeichen hinter dem Torwart. Im bisherigen Turnierverlauf präsentierte er sich aber als stabiler Rückhalt. Bärenstark gegen Ungarn, hielt Deutschland nach Schuss von Granit Xhaka durch eine Glanztat gegen die Schweiz im Spiel und parierte auch im Achtelfinale gegen Rasmus Höjlund gut. Mit dem Fuß nicht immer so präzise wie zu besten Zeiten.

Spaniens Torhüter Unai Simon hält einen Schuh in der Hand. — Copyright: picture alliance/dpa
**Unai Simon:** Spaniens Torhüter musste im Turnierverlauf erst ein einziges Mal hinter sich greifen – im Achtelfinale gegen Georgien. Dort wäre er zu weit vor dem Tor stehend zudem fast von Kvaratskhelia überrumpelt worden. Bislang wenig geprüft. Dieser Punkt geht an das DFB-Team: **Deutschland - Spanien 1:0**

Deutschlands Joshua Kimmich (l) und Dänemarks Joakim Maehle kämpfen um den Ball. — Copyright: picture alliance/dpa
**Joshua Kimmich:** Macht seine Aufgabe als Rechtsverteidiger mehr als ordentlich. Schwächelte wie viele seiner Kollegen gegen die Schweiz, gegen Ungarn und Dänemark aber auch immer wieder mit starken Offensivaktionen.

Spaniens Dani Carvajal (l) jubelt nach dem Tor zum 3-0 mit Spaniens Lamine Yamal. — Copyright: picture alliance/dpa
**Dani Carvajal:** Seit Jahren eine feste Größe bei Real Madrid und der Nationalmannschaft – und mit allen Wassern gewaschen. Stößt immer wieder aggressiv nach vorne, arbeitet auch nach hinten solide. Dieser Vergleich endet unentschieden. **Deutschland - Spanien 2:1**

Deutschlands Antonio Rüdiger jubelt nach dem Spiel. — Copyright: picture alliance/dpa
**Antonio Rüdiger:** Gegen die Schweiz noch mit Schwächen, im Achtelfinale gegen Dänemark dann Spieler des Spiels. Keiner feiert gelungene Defensivaktionen so leidenschaftlich wie Antonio Rüdiger. Athletisch eine absolute Bank, manchmal anfällig für Konzentrationsschwächen.

Italiens Nicolo Barella (l) und Spaniens Robin Le Normand kämpfen um den Ball. — Copyright: picture alliance/dpa
**Robin Le Normand:** Wenn es überhaupt eine gibt, ist er die Schwachstelle im spanischen Defensivverbund. Sorgte durch sein unglückliches Eigentor gegen Georgien für den einzigen Gegentreffer. Hier hat Deutschland die Nase klar vorne. **Deutschland - Spanien 3:1**

Deutschlands Jonathan Tah (o) und Breel Embolo von der Schweiz kämpfen um den Ball. — Copyright: picture alliance/dpa
**Jonathan Tah:** Nach einem fehlerbehafteten Auftritt gegen die Schweiz im Achtelfinale gelbgesperrt und von Schlotterbeck gut vertreten. Dennoch dürfte Nagelsmann wieder auf ihn setzen – auch dank seiner bärenstarken Saison in Leverkusen.

Spaniens Aymeric Laporte am Ball. — Copyright: picture alliance/dpa
**Aymeric Laporte:** Verpasste das erste Spiel gegen Kroatien angeschlagen, danach ohne Patzer. Ein Top-Innenverteidiger, der aber sein Geld mittlerweile in der Saudi-Liga verdient, wo er nicht regelmäßig auf höchstem Niveau geprüft wird. In Summe dennoch ein Innenverteidiger-Duell auf Augenhöhe. **Deutschland - Spanien 4:2**

Deutschlands David Raum winkt ins Publikum. — Copyright: picture alliance/dpa
**David Raum:** Bekam im Achtelfinale gegen Dänemark auf der linken Abwehrseite den Vorzug vor Mittelstädt und dürfte sich mit seiner Leistung in die erste Elf gespielt haben. Überzeugte als starker Flankengeber.

Spaniens Marc Cucurella gestikuliert. — Copyright: picture alliance/dpa
**Marc Cucurella:** Nicht nur die Frisur des Linksverteidigers ist auffällig, sondern auch seine Leistungen. Vor allem offensiv bärenstark. Beim FC Barcelona schaffte er noch nicht Durchbruch, machte dann aber beim FC Getafe die Premier-League-Bosse auf sich aufmerksam. Über Brighton & Hove Albion ging es zum FC Chelsea – für 65 Millionen Euro! Punkt für die Furia Roja. **Deutschland - Spanien 4:3**

Deutschlands Robert Andrich (r) und Dänemarks Pierre-Emile Höjbjerg kämpfen um den Ball. — Copyright: picture alliance/dpa
**Robert Andrich:** Als resoluter Zweikämpfer nicht mehr wegzudenken aus dem deutschen Team und die perfekte Ergänzung zu Toni Kroos. Immer wieder sorgt der Sechser auch offensiv für Gefahr.

Spaniens Rodri bejubelt sein Tor zum 1:1. — Copyright: picture alliance/dpa
**Rodri:** Bei ihm gerät wohl jeder Fußball-Fan ins Schwärmen. Neben dem Platz unauffällig – er ist noch nicht mal bei Social Media – auf dem Platz der Denker und Lenker seiner Mannschaft sowie Abräumer vor der Viererkette. Noch dazu schießt der Sechser auch noch Tore – auch wenn nicht alle so wichtig waren wie sein Siegtor für Manchester City im Champions-League-Finale 2023. Klarer Punkt für Spanien. **Deutschland - Spanien 4:4**

Toni Kroos gestikuliert in Richtung Schiedsrichter. — Copyright: picture alliance/dpa
**Toni Kroos:** Er ist der deutsche Gegenentwurf zu Rodri, in einem etwas anderen taktischen System. Die Passmaschine ist der Dreh- und Angelpunkt im deutschen Spiel. Gegen die Schweiz und Dänemark aber nicht überragend.

Georgiens Otar Kiteishwili (l) und Spaniens Pedri kämpfen um den Ball. — Copyright: picture alliance/dpa
**Pedri:** Der hochtalentierte offensive Mittelfeldspieler glänzt mit seinen 21 Jahren regelmäßig beim FC Barcelona, hat eine starke Saison hinter sich. Bei der EM noch etwas im Schatten einiger Mitspieler. Im ungleichen Achter-Duell holt Kroos den Punkt. **Deutschland - Spanien 5:4**

Ilkay Gündogan (r) und Dänemarks Rasmus Höjlund kämpfen um den Ball. — Copyright: picture alliance/dpa
**Ilkay Gündogan:** Vor der EM zweifelten viele am Kapitän: Passt er taktisch überhaupt in die erste Elf? Passt er! In den ersten beiden Spielen gegen schwache Schotten und Ungarn ließ er durch starke Leistungen alle kritischen Stimmen verstummen. Solide im Achtelfinale gegen Dänemark.

Spaniens Fabian Ruiz bejubelt sein Tor zum 2:1. — Copyright: picture alliance/dpa/AP
**Fabian Ruiz:** Der zweite Achter der Spanier glänzt bei der EM als Scorer. Zwei Tore hat er selbst erzielt, zwei vorbereitet. Keiner hat im Turnier mehr Torbeteiligungen. Unentschieden. **Deutschland - Spanien 6:5**

Deutschlands Jamal Musiala trifft gegen Dänemarks Torhüter Kasper Schmeichel zum 2:0. — Copyright: picture alliance/dpa
**Jamal Musiala:** Deutschlands Zauberkicker setzt die Highlights. Der 21-Jährige begeisterte zunächst im Duo mit Florian Witz als „Wusiala“, überzeugte dann gegen Dänemark auch ohne den Leverkusener mit dem wichtigen und wunderschönen Tor zum 2:0. Mit drei Treffern bester Torschütze im deutschen Team.

Italiens Federico Dimarco (l) und Spaniens Lamine Yamal kämpfen um den Ball. — Copyright: picture alliance/dpa
**Lamine Yamal:** Noch so ein Wunderkind, dieses sogar erst 16. Über deutsche Jugendschutzgesetze muss er sich wegen des Anpfiffs um 18 Uhr diesmal keine Gedanken machen. Aktuell hat Musiala gegen den Teenie aber noch die Nase vorn. **Deutschland - Spanien 7:5**

Deutschlands Leroy Sane am Ball. — Copyright: picture alliance/dpa
**Leroy Sané:** Stand für viele überraschend statt Wirtz gegen Dänemark in der Startelf – und könnte das gegen Spanien wieder tun. Sané wird viel nach hinten arbeiten müssen, für sein engagiertes Zurücklaufen gab es in der vergangenen Saison manches mal Szenenapplaus.

Spaniens Nico Williams (l) jubelt nach seinem Tor mit Spaniens Lamine Yamal. — Copyright: picture alliance/dpa
**Nico Williams:** Der Flügelspieler glänzte im Achtelfinale gegen Georgien, das den 21-Jährigen nie in den Griff bekam. Auch gegen Italien bärenstark. Ein Tor und eine Vorlage stehen für ihn zu Buche. Punkt für die Iberer. **Deutschland - Spanien 7:6**

Deutschlands Kai Havertz am Ball. — Copyright: picture alliance/dpa
**Kai Havertz:** Er schafft wichtige Räume, ist aber bei der EM noch nicht als Knipser in Erscheinung getreten – seine beiden Tore erzielte er per Elfmeter. Dennoch dürfte Nagelsmann ihm wieder den Vorzug vor Edel-Joker Füllkrug geben.

Spaniens Alvaro Morata reagiert. — Copyright: picture alliance/dpa
**Alvaro Morata:** Als Kapitän der Leader im spanischen Team. Mit einem Treffer aber ähnlich wie Havertz noch nicht der erhoffte Torjäger. Unentschieden. **Deutschland - Spanien 8:7**

1/23

Als der mutmaßliche Deutsche es sich auf seiner Liege bequem gemacht hat und eine Zeitung mit dem Bild der spanischen Nationalmannschaft zückt, erscheinen zwei kurze Textbotschaften im Bild. „Das Rote bereitet ihnen schon Probleme, jetzt wird auch die Rote sie leiden lassen.“

Der Hintergrund wird für Fußball-Kenner schnell ersichtlich. „La Roja“ (Deutsch: „die Rote“) ist einer der Spitznamen für die spanische Nationalmannschaft, die die DFB-Auswahl am Freitag auf die Hörner nehmen will.

Hier gibt es den TV-Clip aus Spanien bei X zu sehen:

Im deutschen Lager gaben sich Spieler und Verantwortliche von der Farbe der Wut (und des Sonnenbrandes) dagegen komplett unbeeindruckt, stattdessen stand der gefärbte Schopf von Mittelfeldspieler Robert Andrich (29) im Fokus – unter anderem nach bizarrer Pink-Kritik von Jens Lehmann (54).

Sportlich sprachen vor dem Duell übrigens zwei gewichtige Statistiken gegeneinander: Deutschland hat seit 36 Jahren kein Pflichtspiel mehr gegen Spanien gewonnen, der Weltmeister von 2010 hat bei großen Turnieren dagegen noch nie einen Gastgeber besiegt.

Spanischer TV-Clip stichelt gegen Deutsche mit Sonnenbrand

Alles zum Thema EM 2024

Deutschland - Spanien: Mann gegen Mann