Es war das wegweisende zweite WM-Spiel für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Katar: Beim Duell mit Spanien sorgten am Sonntag aber auch Mesut-Özil-Plakate auf der Tribüne für Aufsehen.
Bei WM-Spiel gegen SpanienDoppel-Moral des DFB? Özil-Proteste: Plakat-Aktion gibt Rätsel auf
Showdown-Sonntag bei der WM in Katar: Deutschlands Fußballer kämpften am Sonntagabend (27. November 2022) im zweiten Gruppenspiel gegen Spanien um den ersten Sieg bei der laufenden Weltmeisterschaft.
Kurios: Während der Partie tauchten auf den Tribünen plötzlich zahlreiche Plakate auf. Darauf zu sehen: Ex-DFB-Star und Weltmeister Mesut Özil (34).
WM 2022: Özil-Plakate bei Deutschland-Spiel gegen Spanien
Mehrere Fans – augenscheinlich katarische – hielten im Fan-Block Schwarz-Weiß-Plakate mit dem Konterfei des ehemaligen Nationalspielers in die Höhe. Obendrein bedeckten die Stadionbesucherinnen und -besucher mit der Hand ihre Münder. Wieso?
Der Grund ist tatsächlich unklar.Özil hatte im Juli 2018 nach der WM in Russland seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt. Kurz vor dem Turnier hatte ein Foto für Wirbel gesorgt, auf dem Özil gemeinsam mit DFB-Kollege Ilkay Gündogan (32) an der Seite des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan (68) posiert. Die Aufnahme hatte für heftige Kritik gesorgt. Während sich Gündogan kurz darauf erklärt, schwieg Özil – und trat schließlich nach 92 Spielen aus der DFB-Elf zurück.
Özil, der mittlerweile in der Türkei bei Basaksehir Istanbul kickt, hatte dem DFB seinerzeit unter anderem Rassismus vorgeworfen.
Nun schienen einige Fans den Vorfall von vor vier Jahren für einen Doppelmoral-Vorwurf heranzuziehen. Mit der „Mund-zu“-Geste hatte die deutsche Mannschaft vor dem ersten WM-Spiel gegen Japan am vergangenen Mittwoch (23. November, 1:2) gegen die Zensur und Unterdrückung in Katar protestiert. Die Botschaft dahinter: „Wir lassen uns nicht den Mund verbieten.“
Offenbar warfen die Plakat-Fans dem DFB und den deutschen Fans Doppel-Moral vor, waren offenbar der Meinung, Özil habe seine Meinung seinerzeit nicht frei äußern dürfen – und sei als Sündenbock abgestempelt worden.
Eine weitere Interpretation: Özil hatte sich in der Vergangenheit mehrfach für die in China unterdrückten muslimischen Uiguren starkgemacht – und das Schweigen muslimisch geprägter Staaten dazu angeprangert. In Katar gibt es zudem Stimmen, dass der Westen die Unterdrückung der Uiguren vor den Olympischen Spielen nicht so intensiv in den Fokus gerückt habe wie die Situation der Gastarbeiter in Katar vor der WM.
Es kursierten daher auch Gerüchte, seine politische Haltung sei für Özils Ausbootung aus dem DFB-Team maßgeblich gewesen. Beweise gibt es dafür nicht. Was also genau hinter den rätselhaften Özil-Plakaten steckte, blieb zunächst unklar. (kos)