Dieses Spiel hat Christoph Kramer überhaupt nicht gefallen. Beim Sieg von England gegen Serbien redete er sich schon in der Halbzeit in Rage – und legte nach der Begegnung nach.
„Was ich mir gar nicht angucken kann“ZDF-Experte Kramer redet sich bei EM-Spiel in Rage
Er ist bei der EM der Experte mit den klaren Meinungen. Christoph Kramer (33) nimmt selten ein Blatt vor den Mund, schreckt auch bei großen Namen vor Kritik nicht zurück.
EM-Favorit England? Nicht für Kramer! „Das ist natürlich eine abgefahren gute Mannschaft“, sagte der Weltmeister von 2014 vor dem ersten Auftritt der Three Lions bei der EM am Sonntagabend (16. Juni 2024). „Aber ich habe das Testspiel gegen Island gesehen. Ich weiß nicht, warum sie es nicht so richtig auf die Platte bekommen, aber sie bekommen es nicht so richtig auf die Platte.“
Kramer-Kritik an England: „Ich erkenne nicht, was sie vorhaben“
Er würde sich zwar wünschen, dass es anders wäre, „aber ich finde, sie spielen keinen guten Fußball. Ich erkenne nicht, was sie vorhaben“. Das sei bei Mannschaften wie Deutschland, Spanien oder Italien anders.
Auch deshalb hielt Kramer vor dem Spiel gegen Serbien die erste dicke Überraschung des Turniers für möglich. „Ich glaube nicht, dass es klar wird und ich könnte mir ein Unentschieden vorstellen.“
Nach der ersten Halbzeit sah sich Kramer nur bedingt bestätigt. Durch ein Tor von Real-Madrid-Star Jude Bellingham (13.) führte der Favorit mit 1:0 – und Kramer war bedient.
„Ich darf ihnen verraten, dass hinter den Kulissen bei uns nur einer geredet hat“, sagte Jochen Breyer (41), der als Moderator durch die ZDF-Sendung mit Kramer, Per Mertesacker (39) und Fritzy Kromb (39) führte. „Christoph Kramer hat sich in Rage geredet. 45 Minuten lang. Warum?“
Kramer erklärte, was ihn so wütend gemacht hatte. „Ich habe ja wirklich viel Verständnis für das, was auf dem Fußballplatz passiert. Und ich weiß auch, dass es im Fernsehen immer viel einfacher aussieht. Deshalb bin ich auch jemand, der nicht so viel meckert“, so der Profi von Borussia Mönchengladbach. „Was ich mir aber gar nicht angucken kann: Wenn das so mutlos ist und man einfach jeden Ball in den Nachthimmel schießt.“
Seine Mutlos-Kritik richtete sich an die Adresse der Serben. „Du hast dich über beide aufgeregt, über Serbien und über England“, hakte Breyer nach.
Kramers Antwort: „Über England rege ich mich schon seit sechs Jahren auf. Aber über Serbien heute, weil man hat ja gesehen in der letzten Viertelstunde oder den letzten 20 Minuten, dass es auch anders geht.“
Kramers Fazit: „Ich glaube, dass man gegen England ganz lange Fußball spielen kann. Zu Beginn des Spiels haben sie es nicht gemacht, waren so ein bisschen wie das Kaninchen vor der Schlange. So mutlosen Fußball, den gucke ich mir einfach nicht so gerne an.“
Letztendlich blieb es beim 1:0 für England, das somit mit einem Sieg ins Turnier startete, der aber nicht nur für Kramer wenig überzeugend ausfiel. „Ein Sieg ohne Ausrufezeichen“, sagte Co-Kommentator Moritz Volz (41) unmittelbar nach dem Abpfiff in der Arena in Gelsenkirchen.
„England einfach nicht gut“, befand Kramer. „Der Kader ist anderthalb Milliarden Euro wert. Dass die so spielen, finde ich einfach immer enttäuschend.“ Immerhin gefiel ihm die mutige Ausrichtung von Serbien im zweiten Durchgang deutlich besser. „Das war sehr gut“, so Kramer. „Dass es nicht zum Sieg reicht, steht auf einem anderen Blatt, aber die Herangehensweise war die richtige.“