„Wird auch nächstes Jahr passieren“Nach Unfall: Wolff stärkt Antonelli – Schumacher übt harte Kritik

F1-Pilot Kimi Antonelli nach seinem Unfall am Freitag (30. August 2024) im ersten Freien Training in Italien.

F1-Pilot Kimi Antonelli nach seinem Unfall am Freitag (30. August 2024) im ersten Freien Training in Italien.

Mercedes-Fahrer Kimi Antonelli hat bei seinem F1-Debüt einen Unfall gebaut. Chef Toto Wolff schenkt dem italienischen Fahrer trotzdem weiterhin sein Vertrauen.

von Oliver Reuter  (reu)

Das mit Spannung erwartete Formel-1-Debüt von Andrea Kimi Antonelli (18) endete im Reifenstapel. Der junge Italiener verlor im Monza-Training die Kontrolle über den Mercedes von George Russell (26) und krachte nach gerade mal 45 Minuten in der gefährlichen Parabolica-Kurve in die Streckenbegrenzung.

Was für eine Blamage für den Formel-2-Piloten, der Mick Schumacher (25) im Kampf um das Cockpit des zu Ferrari wechselnden Rekordweltmeisters Lewis Hamilton (39) vorgezogen wurde.

F1: Antonelli muss nach Unfall ins Medical-Center

Der Einschlag in die Reifenstapel war mit 45G (das 45-fache des Körpergewichts) heftig, doch Antonelli blieb unverletzt. Doch er beschädigte den neuen Unterboden und wusste sofort, was er da angestellt hatte.

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Denn er entschuldigte sich noch per Funk bei den Mechanikern, die das Mercedes-Wrack für das zweite Training wieder aufbauen mussten: „Sorry.“ Danach musste er sogar ins Medical-Center, bekam aber nach der Untersuchung Grünes Licht für sein Formel-2-Qualifying, das er mit Platz sechs beendete.

Wolff nahm seinem Ziehsohn das sündhaft teure Missgeschick nicht krumm: „Ein erstes Freies Training, das schiefgeht, ist kein Grund, sich gegen oder für einen Fahrer zu entscheiden.“ Und er bestätigte, dass er Antonelli auch 2025 als Hamilton-Ersatz solche Fehler zugesteht: „Diese Momente werden passieren, die werden auch nächstes Jahr passieren, aber auch viele Highlights.“ Die nächste Bewährungschance soll Antonelli in Mexiko (27. Oktober) bekommen.

Schon komisch Wolffs Aussage, denn seinem eigenen Ersatzfahrer Mick Schumacher wurden die teuren Unfälle bei Haas-Ferrari nicht verziehen, was Onkel Ralf Schumacher (49) als Begründung für die Nichtberufung seines Neffen bei Mercedes und zuletzt auch im Kundenteam Williams nannte.

Toto Wolff: „Hatten eher das Problem, ihn zu bremsen“

Wahrscheinlich ist es doch eine Frage des Speeds. Antonelli hatte gemeinsame Testfahrten mit Mick in Silverstone. Kein „Shoot-out“ zwar, wie Mercedes extra betonte, aber offensichtlich bestärkten die dort gezeigten Leistungen Wolff in seiner Wahl. Über Antonellis erste Trainingskilometer war er jedenfalls voll des Lobes: „Wir hatten eher das Problem, ihn zu bremsen, statt schneller zu machen.“

Dieses besondere Speedtalent scheint Mick einfach zu fehlen. Denn so erklärte nun auch Williams-Teamchef James Vowles (45) seine Entscheidung gegen Mick und für Formel-2-Talent Franco Colapinto (21): „Ich denke, wir müssen hier ganz offen sein. Mick ist nicht besonders, er wäre einfach nur gut. Aber Williams hat immer in neue Fahrergenerationen und in die Jugend investiert, und was ich die ganze Zeit angesprochen habe, ist die Investition in die Zukunft von Williams.“

Dass Mick das Besondere seines Vaters Michael Schumacher (55) fehle, wollte Wolff nicht kommentieren. Er sagt über den Jungstar, den er nach dem Rauswurf bei Haas als Ersatzfahrer auffing: „Mick hat alles gewonnen, aber er wurde im schwierigen Haas-Umfeld ein wenig erdrückt. Aber jedes Team muss seine eigene Entscheidung im besten Interesse des Teams treffen und sie entscheiden, wie sie über ihre Fahrer reden.“

F1: Antonelli ist „persönliches Projekt“ von Toto Wolff

Reden tut der Österreicher nur gut über Mick, aber ins Auto setzte er trotzdem Antonelli. Den entdeckten seine Talentscouts früh auf italienischen Kartbahnen. „Wir folgen ihm, seit er elf Jahre alt war. Ein Baby-Kartfahrer, der stolz mit seinem Mercedes-Kit in der Garage stand“, erzählt Wolff. Für den Österreicher, der auch fließend Italienisch spricht, sei die Förderung „des Wunderkindes auch ein ganz persönliches Projekt, nach all den Titeln nun noch selbst einen Champion großzuziehen.“

Hamilton war schon Weltmeister, als ihn der damalige Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda (70) von Kunde McLaren zum Werksteam lotste. Dank des überlegenen Hybridmotors holte der Brite sechs weitere Titel. Wolff ließ dem extrovertierten Fahrer die Freiheiten, um sich als Superstar zu etablieren. Doch für seinen Traum vom achten Titel, mit dem er Schumi überholen würde, wechselt Hamilton zu Ferrari. Antonelli wird dann seinen Platz einnehmen, so wie der Brite 2013 Schumi abgelöst hatte. Diese Rolle hatten sich viele Fans natürlich für dessen Sohn Mick erhofft.

Wegen der hohen Erwartungshaltung tut Antonelli Ralf Schumacher fast leid: „Jeder will irgendwie zeigen, dass er sich reinsetzt und die Welt ändert und dann passiert genau das, dass die jungen Fahrer unter Druck sind und solche Fehler machen wie Kimi Antonelli.“ Und Richtung Wolff sagt er: „Es sieht halt immer schlecht aus, wenn man so eine Entscheidung trifft und dann passiert es gerade bei einem jungen Fahrer.“