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Der heiße Formel-1-Herbst im Danner-TÜVExperte sicher: „Mick sollte nach Amerika gehen“

Die Formel 1 ist in ihrer ganz heißen Phase angekommen. Experte Christian Danner sprach mit EXPRESS.de unter anderem über den Titelkampf und die Zukunft von Mick Schumacher.

von Oliver Reuter  (reu)

Die Formel 1 holt noch mal tief Luft, bevor sie auf die Zielgerade einbiegt. Ab dem kommenden Mexiko-Grand-Prix (27. Oktober) sind noch fünf Rennen zu absolvieren.

Der WM-Kampf zwischen dem schwächelnden Titelverteidiger Max Verstappen (27) und McLaren-Verfolger Lando Norris (24) elektrisiert die Fans ebenso wie die Duelle bei Ferrari und Mercedes im Hinblick auf das künftige Dream-Team Charles Leclerc (26) und Lewis Hamilton (39) sowie das Feilschen auf dem Fahrermarkt mit dem drohenden Aus für Mick Schumacher (25).

Christian Danner: „Da ist er weit weg von“

Der heiße Formel-1-Herbst, viel Gesprächsstoff für den EXPRESS-TÜV mit RTL-Experte Christian Danner (66).

Alles zum Thema Mick Schumacher

Wird Max Verstappen seinen WM-Vorsprung auf Lando Norris trotz des langsameren Autos noch ins Ziel retten können?

Danner: „Grundsätzlich ist sein Vorsprung natürlich noch sehr groß, deshalb bin ich schon der Meinung er kann ihn ins Ziel retten. Aber viel schiefgehen darf da nicht, ein technischer Ausfall oder Unfall ist dabei natürlich fatal. Aber bei der jetzigen Form des Red Bull kann er durchaus auch mal nur als Sechster oder Siebter ins Ziel kommen, wenn beide McLaren und Ferrari vor ihm landen und auch Mercedes mal einen guten Tag erwischt. Ich sag’s mal so: Wahrscheinlich ist es schon, dass Max es irgendwie um die Ecke bringt, aber es ist mit vielen Spannungs- und Gefahrenmomenten behaftet.“

Zumal Verstappen ja in Baku sogar im Qualifying erstmals seit 33 Rennen hinter seinem Helfer Sergio Perez landete...

Danner: „Ja, das ist halt mal passiert. Der Perez hat gar keine Chance, da vorne mal reinzufahren. Aber auch das ist ja für den Max ein Problem, weil der Perez sich da ja auch mal mit dem Norris einmischen könnte. Aber da ist er weit weg davon.“

Hat Verstappens Nervenkostüm unter dem schwächelnden Red Bull so sehr gelitten, dass er jetzt diesen Schimpfwort-Streit mit dem Weltverband riskiert?

Danner: „Dass er sich über die Strafe geärgert hat, ist ja klar. Aber man muss ja auch bedenken, dass die FIA das große Ganze im Auge hat. Und wenn sie sanktioniert, dass die Jungs dauernd Fäkalsprache verwenden, ist das ihr gutes Recht es steht so im Reglement. Für Verstappen ist es aber eine zusätzliche Belastung. Ich würde an seiner Stelle meine Energie voll aufs Fahren verwenden und davon absehen, jetzt einen Kampf mit der FIA einzugehen. Und ich spreche da durchaus aus Erfahrung aus der Saison 1989 mit Ayrton Senna, der ja auch mit dem damaligen FIA-Präsidenten Balestre einen irrsinnigen Krieg geführt hat. Da kannst du nur als Verlierer rausgehen. Das kostet nur Kraft und Energie. Ich bin mir relativ sicher, dass Verstappen und Teamchef Christian Horner da eine entspanntere Herangehensweise finden werden.“

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In der ersten Saisonhälfte hatte eher Norris Nervenflattern, so viele verschenkte Pole-Positions und Punkte er sich geleistet hat. Sehen Sie ihn jetzt stabiler oder setzt ihm sein schneller Teamkollege Oscar Piastri zusätzlich zu, dass er Red Bulls Schwäche doch nicht ausnutzen wird?

Dennis: „Ich sehe den Norris wesentlich stabiler. Der hat natürlich in der ersten Saisonhälfte seine Lektionen lernen müssen. Weil einfach nur ein schnelles Auto haben und schnell fahren zu können reicht nicht, um Grand Prix zu gewinnen und um die WM zu kämpfen. Da hat er aber dazugelernt, ist fokussierter und hat ja im letzten Rennen auch das Starten gelernt. Der Norris ist jetzt in der Form, dem Max das Leben schwer zu machen.“

Hier mehr lesen: Formel 1: So stehen die Chancen von Mick Schumacher bei Audi

Wird sich Piastri an die spät ausgesprochene Stallorder halten?

Dennis: „Ja, da können Sie sich drauf verlassen. Der Piastri ist schon sehr auf sich und aufs Besserwerden fokussiert. Aber der macht jetzt den Teamplayer, denn er weiß ganz genau, dass seine Zeit nächstes Jahr kommt und deshalb spielt der das Spiel nach den Regeln, die McLaren vorgibt.“

Kann Charles Leclerc durch irgendwelche Vorkommnisse bei Verstappen und Norris noch der lachende Dritte werden?

Danner: „Nein, glaube ich nicht. Das Auf und Ab bei Ferrari wird bis zum Jahresende bleiben. Da sind wieder ein paar Highlights dabei, dann gibt's wieder gar nix. Der Leclerc hat natürlich eine unglaubliche Qualifying-Stärke, aber der eigentliche Rennspeed ist schon beim McLaren besser. Der Ferrari ist einfach nicht schnell genug.“

Christian Danner über Mick Schumacher: „Soll nach Amerika gehen“

Wie sehen Sie Leclerc im Hinblick auf 2025 im Team mit Lewis Hamilton, der es ja bei Mercedes schwer hat gegen George Russell, aber doch zwei Rennen gewonnen hat? Wird es ein Titanenkampf um den Titel oder werden sie mehr mit dem Auto zu kämpfen haben?

Danner: „Das ist schon ein Titanenkampf. Aber es hängt natürlich vom Auto ab. Wir wissen, dass der Lewis ein Auto braucht, das funktioniert, sonst hat er ein Problem. Aber wir wissen nicht, wieweit der Ferrari von dem entfernt ist, wie es der Lewis gerne hätte. Dass der Leclerc damit klarkommt, ist klar, weil er das inzwischen gelernt hat. Aber der Lewis ist ein Mimöschen. Der will in Watte gepackt werden, damit er seine Magic, die er fraglos hat, an den Tag legen kann. Ob er bei Ferrari gewinnt, hängt sehr davon ab, wie der Fred Vasseur und das ganze Umfeld ihm das nötige psychische Gerüst geben können. Denn der Lewis will schon geliebt werden, da kann der Toto Wolff ein Lied davon singen.“

Kommen wir zum Themengebiet Audi-Sauber. Da wird erst der von McLaren geholte Andreas Seidl entlassen, dann kommt Ex-Ferrari-Teamchef Mattia Binotto und Carlos Sainz geht trotzdem lieber zu Williams. Und jetzt halten sie lieber am alten Valtteri Bottas fest, als Mick Schumacher zu holen. Wie sehen Sie diese Gemengelage?

Danner: „Da habe ich eine ganz klare Meinung. Erstens: Der mit Abstand beste Pilot für dieses Projekt neben dem Hülki ist der Bottas. Im hier und heute brauchst du einen zuverlässigen Mann, von dem du weißt: So und so schnell geht’s mit diesem Auto, das und das ist das Problem. Sonst kommst du aus diesem Teufelskreis, aus diesem Loch, in dem die sind, nicht raus. Das ganze Projekt ist für mich auch durch die großen Probleme im Volkswagen-Konzern noch mit vielen Fragezeichen behaftet. Die starten vom letzten Platz, für die will keiner fahren, siehe Sainz. Von da, wo der Sauber jetzt steht, da kannst du nur mitfahren, aber gewinnen? Nein, tut mir leid. Die Hoffnungen ruhen ja auf der großen Regel-Reform 2026 und dem im eigenen Werk in Neuburg entwickelten Antriebsstrang. Selbst wenn Audi einen super Motor baut. Glaubt denn irgendwer, dass Mercedes, Ferrari und Honda den Antriebsstrang schlechter hinkriegen als der Audi? Und das Chassis wird in Hinwil gebaut, und Hinwil ist nicht mehr State-of-the-Art. Dagegen sind die neuen Fabriken von Aston Martin, der Campus von Red Bull, das Werk von Mercedes und Ferrari sowieso um Lichtjahre voraus. Nicht missverstehen: Ich finde es toll, wenn ein deutscher Premiumhersteller Formel 1 macht. Nur die Erfolgsaussichten halte ich für derart überschaubar, dass man abwarten muss, wie sich das überhabt weiterentwickelt.“

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Ist für Mick Schumacher mit Audis Absage die Formel-1-Karriere beendet, wie es Red-Bull-Sportchef Dr. Helmut Marko prophezeite?

Danner: „Der Dr. Marko ist ja außerordentlich kompetent und klar in seiner Einschätzungsfähigkeit. Und so schwierig ist es ja nicht. Du kannst nicht jahrelang aus der Formel 1 draußen sein und dann sagen: Hallo, jetzt bin ich wieder da, jetzt bin ich super. Dabei sind da jetzt die ganzen Talente, die nachwachsen. Und was dem Mick ganz sicher nicht geholfen hat war ein Franco Colapinto. Der war ein durchschnittlicher Formel-2-Fahrer und ist aber offensichtlich ein riesiges Talent, das nicht nur den Speed hat, sondern auch eine Lernkurve, die dramatisch steil ist. Dann hast du den Oliver Bearman, der zweimal kurzfristig ins Auto gesetzt wurde (bei Haas und Ferrari, d.Red.) und zweimal Punkte gemacht hat. Das sind alles Leute, die ohne zwei Jahre Lernphase, die der Mick ja hinter sich hat, sofort performt haben. Und das sind die Dinge, die in der Formel 1 beim Teamchef zählen. Deshalb glaube ich, so leid es mir tut, dass der Dr. Marko recht hat. Das wird sehr schwer für den Mick, in der Formel 1 noch was auf die Beine zu kriegen.“

Dr. Marko rät Schumacher, in der Langstrecken-WM zu bleiben. Was würden Sie ihm raten?

Danner: „Er soll nach Amerika in die IndyCar-Serie gehen. Da hätte er viel mehr Spaß und könnte sich eine neue Karriere aufbauen. Mit sehr guten Erfolgsaussichten. Beim Andretti, Ganassi oder Penske, auch da könnte er deutsche Motorsportgeschichte schreiben. Ich bin da gefahren und habe ein paarmal Punkte gekriegt, aber gewonnen habe ich auch nie da drüben. Ich würde ihm raten, nach Amerika zu gehen. Die Familie hat eh ihre Ranch in Texas. Das ist ein junger Mann, der fährt da und hat keinerlei Belastungen wie mit dem ganzen Formel-1-Gedöns, das auf seinen Schultern lastet. Aber der Mick hat auch seine Mutter und Managerin Sabine Kehm und weiß schon selber, wo die Reise hingehen soll.“

Können Sie sich vorstellen, dass Micks Umfeld, auch mit Onkel Ralf als meinungsstarkem Sky-Experten, eher eine Belastung für seine Karriere war und ist?

Danner: „Ich glaube eher, dass es für den Mick eine Belastung ist, da so eingebaut zu sein. Das ist auf der einen Seite sicherlich eine große Stütze, auf der anderen Seite muss sich jeder junge Mann irgendwann freischwimmen. Und das kann er am besten in Amerika tun und wird einen Riesenspaß haben.“

Was halten Sie von der Theorie, dass er bei Mercedes und Alpine nicht genommen wurde, weil die Verantwortlichen wie Toto Wolff und Flavio Briatore gerne ihre Fahrer selbst managen und Mick an Kehm festhalten wollte?

Danner: „Natürlich gibt es in der Formel 1 gewisse Abhängigkeiten. Aber die professionelle Beratung von Sabine Kehm war immer hundert Prozent gewährleistet. Aber die Formel 1 ist ein gläsernes System: Jeder weiß durch die ganzen Daten ganz genau, was der Mick geleistet hat, im Vergleich zum Mazepin, im Vergleich zu Magnussen. Auch ein Williams-Teamchef James Vowles hat die Daten, wo der Mick einzuordnen ist. Und das weiß auch ein Toto Wolff, der sich für Kimi Antonelli und nicht für Schumacher entschieden hat. Das hat nichts mit Management-Verträgen zu tun, sondern ist eine rein erfolgsorientierte Einstufung und deshalb haben sich die Teams gegen Schumacher entschieden. Das ist bitter, aber das ist halt so.“