Norbert Pflippen (64†)„Er schlief mit einem Lächeln ein“

Norbert Pflippen

Düsseldorf – Er hatte den Tod in seinen 64 Jahren so oft vor Augen, dass er ihn sich gern mit Witzchen wie „Mein Name müsste Katze sein – die haben auch neun Leben“ vom Leibe hielt.

Als Norbert Pflippen Samstag Morgen nach einer fast 19 Monate dauernden Tortur in der Düsseldorfer Uniklinik starb, da schien er den Tod aber begrüßt zu haben. Seine Frau Ans, die ebenso wie Tochter Claudia in seinen letzten Stunden bei ihm war: „Er ist mit einem Lächeln im Gesicht eingeschlafen.“

Pflippen war das Urgestein unter den Spielerberatern. 1970, damals noch Chef der Gladbacher Bußgeldstelle, fing er mit Borussias genialem Regisseur Günter Netzer an, „natürlich ohne Vertrag“. „Flippis“ erste Dienste für den damaligen Ferrari-Fahrer und Disco-Besitzer Netzer: „Ich hab ein paar Probleme mit seiner Fahrlizenz behoben und dafür gesorgt, dass die Sperrstunde ausgedehnt wurde.“ Auch um Berti Vogts kümmerte sich Pflippen „auf freundschaftlicher Basis“, professionell stieg der Rheinländer 1978 ins Geschäft ein – mit dem damals 17-jährigen Lothar Matthäus: „Mit ihm habe ich gelernt, wie das mit den Transfers geht.“

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Als der erste anstand (1984 wechselte Matthäus von Gladbach zu den Bayern), „da lag ich nach einem Autounfall im Koma“. Im Rollstuhl ist er später für eine Stunde aus dem Krankenhaus zu „Loddars“ Abschiedsparty gefahren.

Wie Matthäus, der nach 21 Jahren bei „Ans-Sport“ zu ISPR wechselte, verließen auch andere Pflippens Agentur, die er in jungen Jahren betreut und groß gemacht hatte: Oliver Kahn, Stefan Effenberg, Mehmet Scholl, Sebastian Deisler, 2007 auch Lukas Podolski. Es hat Pflippen jedes Mal hart getroffen, „der Beruf ist auch ein Drecksgeschäft“, sagte er.

Und, als Poldi ging: „Wenn ich mich deshalb umbringen würde, wäre ich schon 22 Mal gestorben. Der Pflippen ist so oft totgeschrieben worden – aber er ist immer wieder aufgestanden.“

Das tat er auch nach den vielen gesundheitlichen Rückschlägen, immer wieder lag er im Krankenhaus, mit Gehirn-Entzündung oder wegen Tumoren im Hals. Nach seiner ersten Magenkrebs-Operation am 3. Dezember 2009 ist er aber nur noch kurz wieder aufgestanden.

Norbert Pflippen war in der Branche auch für seine Sprüche bekannt. Beispiele:

„Ich berate am liebsten Frauen. Die haben zwei Vorteile: Sie wissen, was Geld ist, und können auch keine Spielerfrauen heiraten.“

„Ich kenne 16-Jährige, die reden nur über Netto. Die Papas halten sich für Vater Graf.“

„Kahn ist einer der wenigen Torhüter, die Dow Jones von Tom Jones unterscheiden können.“

„Ich bin für meine Spieler das Mädchen für alles, nur schlafen können sie mit mir nicht.“

„Es gibt Milliarden Menschen, die zwei Beine haben, aber nur wenige, die damit Millionen verdienen.“

Anfang Januar 2010 musste ihm der Magen komplett entfernt werden. Es folgten drei Monate künstliches Koma. Weil die Bauchdecke wegen poröser Organe auf Dauer nicht wieder geschlossen werden konnte, wurde er immer wieder operiert, so auch am letzten Donnerstag. Dann war wohl auch sein „neuntes Leben“ ausgeschöpft.

Norbert Pflippen wird am Donnerstag in Mönchengladbach-Rheindahlen beigesetzt.