Am Mittwoch beginnt in London die Darts-WM. Für Sport1 moderiert Jana Wosnitza die Live-Übertragungen des Turniers. EXPRESS.de hat mit der gebürtigen Kölnerin gesprochen.
Kölnerin bei Darts-WMJana Wosnitza über Ally Pally, Baumgart und Instagram-Ruhm: „Total legitim“
Ab Mittwoch (15. Dezember 2021) steigt im Londoner Alexandra Palace die Darts-WM. Für Sport1 mittendrin statt nur dabei: Jana Wosnitza (28). EXPRESS.de hat mit der Kölner Moderatorin vor dem jährlichen Spektakel im Tollhaus „Ally Pally“ über die WM, Corona-Sorgen und natürlich auch den 1. FC Köln gesprochen.
Jana Wosnitza: Sport1-Moderatorin spricht über die Darts-WM
Frau Wosnitza, am Mittwoch beginnt das Darts-Spektakel in London. Herrscht bei Ihnen angesichts der schwierigen Pandemie-Lage denn überhaupt Vorfreude auf die WM?
Jana Wosnitza: Die Vorfreude überwiegt auf jeden Fall. Jedes Jahr, wenn die Weihnachtszeit kommt, fängt es an zu kribbeln. Und tatsächlich ist in dieser trüben Zeit der Sport ja etwas, was uns allen ein Stück weit Normalität bringt – egal ob Darts oder andere Sportarten. Wenngleich die WM natürlich immer ganz besonders bunt und spektakulär ist.
Die WM wird wieder vor voller Hütte im Ally Pally steigen, 3000 Fans dürfen dabei sein. Haben Sie da keine Bedenken?
Wosnitza: Natürlich macht man sich irgendwo ein paar Sorgen, ob alles gut geht. Aber ob Fan oder Reporter – letztlich wünschen sich doch alle eine volle Halle. Gerade bei einer Darts-WM, wo die Fans ein so wichtiger Bestandteil der Veranstaltung sind. Wir vertrauen den Verantwortlichen und ihrem Konzept. Es wäre wirklich schlimm, wenn wie im vergangenen Jahr die Fans im Turnierverlauf wieder ausgesperrt werden müssen.
Welche Regularien müssen Sie bei der Einreise erfüllen?
Wosnitza: Für die Einreise benötigen wir einen negativen und aktuellen PCR-Test, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Vor Ort begeben wir uns direkt in Quarantäne und absolvieren einen weiteren PCR-Test. Solange das Ergebnis nicht vorliegt, müssen wir in Isolation bleiben. Wir wollen am 26. Dezember nach London reisen. Im schlimmsten Fall müssen wir die Sessions am 27. Dezember dann aus dem Quarantäne-Hotel begleiten, wenn das Test-Ergebnis auf sich warten lässt. Aber ich hoffe, dass alles nach Plan verläuft.
Mit Fallon Sherrock und Lisa Ashton sind auch zwei Damen im 96 „Mann“ starken Starterfeld dabei. Ein wichtiges Signal?
Wosnitza: Es ist natürlich ein tolles Signal, wenn bei der WM eine Frau auf der Bühne steht und dann auch noch ein Match gewinnt. Aber Fallon Sherrock hat es vor wenigen Tagen ja selbst gesagt: Sie will nicht auf ihr Geschlecht reduziert werden. Sondern die Leute sollen sie danach beurteilen, was sie auf der Bühne abliefert. Und ich traue ihr einiges zu, sie spielt unfassbar gute Darts, hat ein super Timing und eine enorme mentale Stärke. Hoffentlich kommen wir bald an einen Punkt, wo wir über dieses Männer-Frauen-Ding schlichtweg nicht mehr sprechen müssen. Das gilt übrigens auch für Frauen in der Sportberichterstattung. Am Ende geht es darum, was du fachlich draufhast – und nicht, ob du ein Mann oder eine Frau bist.
Der Waliser Gerwyn Price gilt bei vielen Experten als der Top-Favorit auf den Titel. Zu Recht?
Wosnitza: Absolut. Und das nicht nur, weil er die aktuelle Nummer eins der Weltrangliste ist. Bei einer WM geht es auch darum, dass du punktgenau in Top-Form bist. Und ich habe schon den Eindruck, dass sich Price aktuell auf seinem Leistungshoch befindet. Das hat auch der Sieg beim jüngsten Grand Slam im November gezeigt. An ihm führt kein Weg vorbei. Vor allem, weil er in der Lage ist, sich vom ganzen Drumherum in dieser kochenden Halle nicht beeinflussen zu lassen. Im Gegenteil: Daraus zieht er Stärke. Mental ist das ein enormer Vorteil.
Vier Deutsche werden in London am Start sein, unter anderem der erst 16-jährige Fabian Schmutzler. Was ist ihm zuzutrauen?
Wosnitza: Für Fabian wird es natürlich krass. Er ist der zweitjüngste Teilnehmer bei einer Darts-WM. Was da medial in den vergangenen Wochen auf ihn eingeprasselt ist, ist Wahnsinn. Die Frage ist jetzt, wie er diesen Trubel und den Hype verarbeitet. Dann noch der Ally Pally und 3000 Fans. Ich glaube, er wird an dieser Erfahrung definitiv wachsen. Und er hat ja noch seine ganze Zukunft vor sich. Mit dem Kölner WM-Debütant Florian Hempel habe ich erst vor Kurzem gesprochen, er macht einen unglaublich geerdeten und reifen Eindruck. Ich glaube, da können wir einiges erwarten. Und natürlich darf man Gabriel Clemens und Martin Schindler auch nicht unterschätzen. An guten Tagen kann es weit gehen, das hat sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt.
Sie pendeln zwischen ihrer Heimatstadt Köln und München, sind aber nun bereits zum vierten Mal bei einer WM in London live dabei. Hand aufs Herz: Welche der drei Städte ist ihr Favorit?
Wosnitza: Alle drei sind komplett verschieden, die einzige Gemeinsamkeit ist, dass es Großstädte sind. Aber da brauche ich gar nicht überlegen: Für mich ist Köln natürlich die Nummer eins! Ich höre in München immer wieder, dass Köln keine „schöne Stadt“ sei. Das stimmt: München ist schöner. Aber Köln ist einfach lebenswert. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Leute sagen: Köln ist Jeföhl. Ganz genau das ist es. Und das kriegst du aus einer Kölnerin auch nie raus.
Genauso wie den Karneval, für den Köln bundesweit in die Schlagzeilen geriet. Wie haben Sie gefeiert?
Wosnitza: Ich persönlich wollte nichts riskieren und habe es dieses Jahr daher ruhig angehen lassen. Ich war einen Tag in einem Open-Air-Biergarten mit 2G+, für ein paar Stunden. Und in Zeiten der Pandemie ist Zurückhaltung einfach wichtig. Problematisch fand ich bei der Berichterstattung rund um den Karneval allerdings schon, dass hinterher alle mit dem Finger auf Köln gezeigt haben. Die Veranstaltungen waren alle im Vorfeld genehmigt worden. Und im Nachhinein belegen die Zahlen keinen Zusammenhang mit dem Infektionsgeschehen. Ich finde, da sollte man ein wenig differenzierter sein, bevor man mit der Urteilskeule um sich schlägt.
Sprechen wir über ihren Herzensklub, den 1. FC Köln. Wie schätzen Sie den bisherigen Saisonverlauf unter Neu-Trainer Steffen Baumgart ein?
Wosnitza: Durchweg positiv. Es scheint, als hätten sich Baumgart und der FC gesucht – und gefunden. Er schafft es auf jeden Fall, die Fans für sich zu gewinnen. Und das schafft Ruhe. Gerade die ist in Köln enorm wichtig. Natürlich rumort es immer irgendwo im Verein. Beispielsweise ist die Zukunft von Alexander Wehrle ja ein großes Thema. Doch der Klub schafft es, das im Moment nach außen gut zu managen. Und das ist auch Baumgarts Verdienst, der eine Euphorie geschaffen hat und die Fans wieder mitnimmt. Sportlich steht der FC zudem solide da.
Viele Ihrer Kolleginnen und Kollegen im Moderations-Business sind mittlerweile auch in den sozialen Netzwerken sehr präsent, auch Sie haben auf Instagram mehr als 20.000 Abonnenten. Die Grenzen zwischen Journalisten und Influencern scheinen ein wenig zu verschwimmen. Empfinden Sie das auch so?
Wosnitza: Das mag stimmen, ist aber für mich völlig ok. Ich selbst habe noch nie Werbung für irgendwelche Produkte gemacht, würde es aber auch nicht ausschließen. Ich finde nichts Verwerfliches daran, als Sport-Reporter auch dieses Segment zu bedienen. Wichtig ist aber natürlich, dass du deine Authentizität nicht verlierst. Kooperationen mit Marken, die deine Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel setzen, finde ich total legitim.