Shooting-Star! Darts-Überraschung! Und ein kölscher Jung! Florian Hempel rockt bei der Darts-WM den Ally Pally in London.
Kölsche Darts-SensationIm Dom-Hemd: Überflieger Florian Hempel haut Nummer 5 der Weltrangliste raus
Das ist eine Sensation: Der kölsche Darts-Shooting-Star Florian Hempel (31) zog am Dienstag (21. Dezember 2021) in die dritte Runde der Darts-WM ein! Was für eine Leistung gegen den belgischen Top-Spieler Dimitri van den Bergh.
Hempel hatte am Sonntag mit 3:0 gegen seinen Landsmann Martin Schindler gewonnen traf nun in der zweiten Runde auf den Belgier van den Bergh, Nummer 5 der Weltrangliste. „Dimi ist die Nummer fünf der Welt, er ist ein fantastischer Mensch und Spieler und der haushohe Favorit in dem Spiel. Er hat gezeigt, was er für Leistungen bringen und was er vor allem auf der Bühne leisten kann“, sagte Hempel vor dem Spiel. Doch es war eine Partie auf Augenhöhe. Den ersten Satz gewann Hempel mit einem starken Durchschnitt pro drei Darts von 106. Der zweite Satz ging an den Belgier. Den dritten holte wieder Hempel, der nie den Fokus verlor. Am Ende gewann er 3:1 gegen die Nummer 5 der Welt. Hempel steht jetzt in der 3. Runde und wird in England Weihnachten feiern, um danach weiter den Ally Pally zu rocken.
Jetzt glauben alle deutschen Fans, dass der Kölner bei der Darts-WM weiter für Furore sorgen kann. Hempel sagte bei Sport 1 nach dem Sieg: „Das glaubt mir kein Mensch. Ich habe immer auf meine Chance gelauert.“ Doch wer ist dieser Hempel? EXPRESS.de ging auf Spurensuche und erklärt den kölschen Darts-Profi.
Florian Hempel: So kam er zum Darts
Hempel spielte zunächst Darts in einer WG in Köln. Mit seinen Freunden warf er die Pfeile auf eine Scheibe für acht Euro aus dem Discounter. Schnell leckte er Blut und blieb bei der Sache. Das Training wurde intensiver. Als er neue Pfeile brauchte, erfuhr er in einem Darts-Shop dann beiläufig von einem Turnier. Für fünf Euro Startgeld war er dabei.
„Ich hab mir das dann erklären lassen. Ich hatte keine Ahnung davon. Dann hab' ich alle Spiele gewonnen. Alle haben mich gefragt: ‚Wie lange spielst du schon?‘ Ich dann: ‚Seit Montag...‘“, berichtete Hempel der „Bild“. Seit Ende 2017 steht er regelmäßig an der Scheibe. In diesem Jahr wurde er zum Profi.
Florian Hempel: Wahl-Kölner seit 2014
Köln gibt Hempel als Heimatstadt an, seit 2014 wohnt er in der Stadt am Rhein. Auf seinem Trikot ist ein Dom zu erkennen, und zu seinen Sponsoren, die ihn nach oben begleitet haben, zählt auch eine Kölsch-Brauerei (Sion).
Hempel lebt glücklich in Köln in einer Beziehung mit einem Kind. Mehr ist über sein Privatleben nicht bekannt. Seine Lebensgefährtin saß am Dienstag im Ally Pally im Publikum und fieberte mit. Aus Köln will er wohl nie wieder weg: „Ich bin 2014 nach Köln gezogen und habe mich in diese Stadt und dieses Leben verliebt. Das ist einfach Heimat geworden.“
Seine Einlaufmusik „Kölsche Jung“
Es war der Moment, in dem wohl allen Kölnern vor den TV-Bildschirmen das Herz aufging: Am Sonntagabend marschierte Florian Hempel zu den Klängen des Kölner Kult-Hits „Kölsche Jung“ im Ally Pally ein. Anschließend erlebte der WM-Debütant im deutschen Duell mit Martin Schindler (25) einen echten Traum-Einstand: Er fertigte seinen deutschen Kontrahenten klar mit 3:0 ab, zog in die nächste Runde ein.
Aus der Heimat gab es prompt die Reaktion: Niemand Geringeres als Peter Brings (57) persönlich meldete sich zu Wort. Dass Hempel zu seinem Song eingelaufen sei, habe der Kölner Kult-Musiker als „Ritterschlag für die Band“ empfunden. „Alter, da hab ich ’ne Pelle gehabt“, sagte Brings außerdem dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Der Musiker gab Hempel sogar noch ein Versprechen mit auf den Weg: „Wenn Florian Hempel die WM gewinnt, komme ich bei ihm zu Hause vorbei und singe den Song.“
Riese Hempel: Seine erste sportliche Karriere vor dem Darts
Mit 1,96 Metern bringt Florian Hempel ein echtes Gardemaß mit. Tatsächlich aber machte sich der gebürtige Dessauer seine Körpergroße vor seiner professionellen Darts-Karriere in einer anderen Sportart zunutze: als Handball-Keeper! Aber nicht etwa im Amateurbereich, sondern in der 2. Bundesliga – auch, wenn es dort für den Dessau-Roßlauer HV in der Spielzeit 2010/11 nur zu einem Einsatz reichte. Zwei Jahre später hütete er nochmals für zwei Spiele in der dritten Liga den Dessauer Kasten. Es folgte ein Intermezzo in der vierthöchsten Spielklasse Deutschlands, bei der zweiten Mannschaft des Longericher Sport Clubs in der Oberliga. 2017 entschloss sich Hempel dann, sich ernsthaft dem Darts-Sport zu widmen.
Florian Hempel: Seine steile Darts-Karriere
2018 spielte Hempel meistens Qualifier-Turniere der European Tour. Er scheiterte dabei dreimal erst im Finale. Die erste erfolgreiche Qualifikation für ein European-Tour-Event folgte bei den Dutch Darts Masters 2019, dort feierte er seinen ersten Sieg bei einem PDC-Turnier gegen Ryan Harrington (31). 2020 musste er pausieren, weil die European Tour wegen Corona aussetzte.
Im Februar 2021 bekam er dann eine Tourkarte (PDC Tour Card, zwei Jahre gültig) durch einen Sieg bei der European Q-School. Seine Erfolge bisher: Achtelfinale der European Championschip 2021, Halbfinale Pro Tour Super Series 2021. Zuvor mischte Hempel unter anderem bei der Hungarian Darts Trophy 2021 und bei der Gibraltar Darts Trophy 2021 mit. Hempel wird von der Firma Bull's ausgerüstet und spielt aktuell mit 24-Gramm-Darts.
Kölner WM-Debütant hat noch keinen Kampfnamen
Sie nennen sich „Barney“, „Mighty Mike“, „The Voltage“ oder „Flying Scotsman“. Doch im Gegensatz zu Fünffach-Weltmeister Raymond van Barneveld (54) & Co. hat sich Darts-Senkrechtstarter Hempel noch keinen spektakulären Kampfnamen zugelegt. Bei seiner stattlichen Körpergröße wäre womöglich „The Tower“ („Der Turm“) angebracht. Den benutzt allerdings schon der englische Darts-Jungprofi Dom Taylor (23).
Und: Der Spitzname „The German Giant“ („Der deutsche Gigant“) ist ebenfalls bereits vergeben – an den körperlich ebenfalls stattlich daherkommenden deutschen Darts-Kollegen Gabriel Clemens (38). Womöglich entscheidet sich Hempel ja in Zukunft auch für das Wahrzeichen seiner Heimatstadt Köln: den Dom. Wenngleich die englischen Übersetzungen („The Dome“, „The Cathedral“ und „The Minster“) allesamt ein wenig sperrig wirken. Womöglich bleibt Hempel ja somit einfach beim Naheliegendsten: dem „Kölsche Jung“.