Die Olympia-Bahn in China soll mehr als zwei Milliarden Euro gekostet haben, doch jetzt schwächelt das Eis. Die deutschen Bobfahrer sind in Sorge.
„Weil es einfach herausbricht“Bob-Gigant Friedrich schlägt Alarm: Olympische Eisrinne geht kaputt
Werden die Bob-Wettbewerbe bei den Olympischen Winterspielen in China nun zu Harakiri-Fahrten? Zweierbob-Olympiasieger Francesco Friedrich (31) hat sich jedenfalls nach der Trainingseinheit am Donnerstag (17. Februar 2022) frustriert über die Eisqualität gezeigt.
„Die Bahn ist total ausgeschlagen, wenn du so weit hinten fährst, dann macht es keinen Spaß zu fahren, weil du immer wieder in Rillen reinkommst und da ist es für den Vierer schon grenzwertig mit dem kalten Eis, weil es einfach herausbricht“, meinte Friedrich, der mit Startnummer 22 in die Trainingsläufe ging.
„Da ist dann keine Substanz mehr da, da wirst du immer wieder in Spuren reingezogen, was nichts mit Fahren zu tun hat“, ergänzte Friedrich und wollte dann intern diskutieren, ob das Abschlusstraining am Freitag (18. Februar) überhaupt sinnvoll ist.
Olympia: Deutsche Bobfahrer wollen auf Fahrten verzichten
Im ersten Trainingslauf der Königsklasse am Dienstag war der Sachse Bestzeit gefahren. Diesmal passte es nicht so. „Wir hatten oben noch ein paar Probleme, müssen mal gucken, wir haben noch was umgestellt am Schlitten. Ich denke, das werden wir einfach wieder zurücknehmen, dann wird alles sein Gang gehen“, betonte der Rekordweltmeister vom BSC Sachsen Oberbärenburg.
Die Viererbob-Piloten Johannes Lochner (31) und Christoph Hafer (29) werden nach guten Fahrten wohl auf das Abschlusstraining bei Olympia verzichten. „Wahrscheinlich nicht, die Linie passt“, sagte Lochner und ergänzte: „Es ist schon deutlich anders als im Zweier. Der Spielraum für Fehler ist noch kleiner. Es ist so ein schmaler Grat, wenn du fünf Zentimeter höher oder tiefer im oberen Teil bist oder einen halben Meter später lenkst, dann ist es gleich so ein anderer Ausfahrtswinkel, wo du rutschst oder eine Bande kriegst.“
Hafer überzeugte erneut mit guter Fahrweise, sein Team will sich nun in Ruhe auf den Wettkampf am Samstag und Sonntag in der Königsklasse vorbereiten. „Wir haben alle heute so einen kleinen Durchhänger, es waren anstrengende Tage. Mit Blick auf den Wettkampf tut es uns mal ganz gut“, sagte Hafer-Anschieber Tobias Schneider (29).
Das Yanqing Sliding Center hatte schon vor den Spielen für reichlich Wirbel gesorgt. Die Bahn wurde angeblich für mehr als zwei Milliarden Euro erbaut. Experten sagten allerdings, dass das Projekt nur 500 Millionen Euro gekostet habe. Normalerweise muss man für eine Anlage mit rund 80 Millionen Euro rechnen. „Alles viel zu protzig, das muss nun wirklich nicht sein“, sagte der deutsche Rodler Felix Loch (32).
Die Bahn sieht aus wie ein großer Drache, der sich ins Tal schlängelt. Sie steht auf 1000 Betonpfählen, die bis zu 17 Meter in die Erde gebohrt wurden. Über 16 Kurven und eine kurze Bergaufpassage geht es hinab. (dpa, ubo)