Nach den deutschen Rodlern dürfen auch die Skeletonis feiern: Christopher Groteer war der überragende Pilot und siegte deutlich. Axel Jungk darf die Silbermedaille feiern. Das hat auch Auswirkung auf den Medaillenspiegel.
Doppelsieg im SkeletonEx-Skispringer Grotheer wird nach Olympia-Triumph zum Feierbiest
Im Rodeln beherrschen die deutschen Athleten den Eiskanal beinahe nach Belieben, aber jetzt sind wir auch eine Skeleton-Macht! Christopher Grotheer (29), Polizist aus Oberhof, stand am Freitag (11. Februar 2022) ganz oben auf dem Podest, sein Teamkollege Axel Jungk (30) komplettierte auf dem zweiten Platz die doch etwas überraschend deutliche Dominanz der Fahrer aus dem deutschen Bob- und Schlittenverband im Yanqing Sliding Centre.
Grotheer, Weltmeister 2020 und 2021, baute im dritten und vorletzten Lauf im Yanqing Sliding Centre die Führung vor seinem Teamkollegen Axel Jungk (Oberbärenburg) auf 0,85 Sekunden aus. Und das wird heute kräftig begoßen.
Skeleton-Stars kündigen wilde Sause an
„Das wird heute auf jeden Fall geschehen“, sagte der sonst eher reservierte Grotheer am ARD-Mikrofon. „Axel ist ja auch ein Feierbiest. Und wenn ich zwei Bier getrunken habe, bin ich auch ein bisschen lockerer“, beteuerte der 29-Jährige aus Oberhof, der zwei wesentliche Faktoren für seinen überraschenden Triumph ausmachte.
„Ich habe mit jemandem zusammengearbeitet dieses Jahr. Diese Medaille habe ich im Kopf gewonnen“, sagte Grotheer. Und dass er „definitiv“ die beste Zeit seines Lebens habe, liege nicht zuletzt an seiner schwangeren Verlobten Mary Ann: „Ohne sie hätte ich das in den letzten zwei Jahren nicht geschafft.“
Deutliche Führung nach drei Rennen im Skeleton
Schon vor dem abschließenden Durchgang am Freitagabend, 11. Februar 2022, waren Deutschland die beiden ersten olympischen Skeleton-Medaillen kaum noch zu nehmen. Der Sotschi-Olympiasieger Alexander Tretjakow auf dem Bronzerang lag bereits 1,08 Sekunden hinter Grotheer. Der dritte deutsche Starter Alexander Gassner stand vor dem finalen Durchgang auf dem neunten Platz (+1,86).
Nachdem Grotheer nach drei Bestzeiten auch die vierte blitzsaubere Fahrt durch den tückischen Eiskanal gezaubert hatte, war klar: Der Traum ist wahr geworden! Er ist der erste deutsche Olympiasieger im Skeleton – vorher gab es noch überhaupt einen Medaillengewinner aus der Bundesrepublik bei den Herren. Bei den Damen hatte Jacqueline Lölling 2018 Silber sowie Kerstin Szymkowiak und Anja Selbach (ehemals Huber) 2010 Silber und Bronze gewonnen. Deutsches Gold bei Olympia gab es aber noch nie.
Deutschland übernimmt Führung im Medaillenspiegel
Der Triumph hat auch Auswirkungen auf den Medaillenspiegel: Durch das siebte Gold eroberte sich das deutsche Olympia-Team die Führung vor den Norwegern zurück, die zuvor wie die Deutschen sechs goldene, aber deutlich mehr Silber- und Bronze-Medaillen sammeln konnten. Allein vier der sieben Olympiasiege errangen dabei die Athleten des deutschen Bob- und Schlittenverbandes!
Dritter wurde der Chinese Wengang Yang, auch für sein Land war es die erste olympische Medaille im Skeleton überhaupt.
Das ist Olympiasieger Christopher Grotheer
- geboren: 31. Juli 1992 in Wenigerode
- Weltcup-Debüt: 2012 in Salt Lake City
- größte Erfolge: Team-Weltmeister in Whistler (2019), 2020 und 2021 Weltmeister in Altenberg
- Beruf: Landespolizist
- Familienstand: Freundin Mary-Anne (Hochzeit im Mai, die beiden erwarten im Sommer ein Kind)
Grotheer schockte die Skeleton-Konkurrenz
Schon am ersten Tag war es optimal gelaufen für den Mann aus dem Harz. „Ich fühle mich gut, hab das Training weggelassen, weil ich vom Kopf her frisch sein wollte. Ich habe im ersten Lauf ein richtiges Pfund runtergelegt, um die Konkurrenz zu schocken“, sagte Grotheer, der eigentlich als Skispringer begonnen hatte, ehe er damit begann, sich kopfüber in den Eiskanal zu werfen.
Zudem habe er an seiner Einstellung gearbeitet. „Ich war früher oft der Grübler. Jetzt weiß ich, was ich kann und will das zeigen.“
Das Erfolgsgeheimnis: Grotheer hatte den eigens für Olympia entwickelten Schlitten in die Ecke gestellt und seinen alten genommen – und der lief wie geschmiert. Aber das wichtigste: Auch sein Teamkollege Axel Jungk (30, Oberbärenburg) durfte sich freuen. Nachdem er bei der Einreise positiv getestet worden war, konnte er erst seit Sonntag trainieren. So ist Silber ein großer Erfolg!
Der achtplatzierte Alexander Gassner (32), der erst im letzten Lauf seine wahre Klasse zeigen konnte, freute sich schon auf die Party: „Diesen Doppelsieg werden wir gehörig begießen.“ Bundestrainer Dirk Matschens (42) freute sich: „Jetzt hat sich jahrelange harte Arbeit ausgezahlt. Die ersten drei Fahrten waren der Wahnsinn. Christopher war so sicher, so selbstbewusst. Ich wusste, das geht nicht schief.“