Mit einem Kunst-Poster will Wimbledon die Tennis-Fans heiß auf das Turnier machen. Doch die Reaktionen liegen zwischen Wut, Spott und Verwirrung.
Wut, Spott und VerwirrungWimbledon-Poster erbost die Fans – deutsche Tennis-Legende fehlt
Wer tritt in die Fußstapfen der Großen? Diese Frage stellen sich nicht nur viele Tennis-Fans, sondern auch die Verantwortlichen in Wimbledon. In einem aktuellen Poster greifen sie diese Frage auf.
Im Hintergrund des Posters sind Spielerinnen und Spieler zu sehen, die das prestigeträchtigste Tennis-Turnier der Welt geprägt haben. Martina Navratilova (66) und Chris Evert (68), Björn Borg (67) und John McEnroe (64), Serena (41) und Venus Williams (43).
Auch Boris Becker auf Wimbledon-Poster
Sie alle schreiten eine Treppe herab, die in den Trophäenraum hinter dem Centre Court führt. Natürlich sind auch die „Big Three“ des Herren-Tennis Roger Federer (20), Rafael Nadal (37) und Novak Djokovic (36) abgebildet.
Boris Becker (55) hat es gemeinsam mit Stefan Edberg (57) ebenfalls auf das Poster geschafft – auch wenn der jüngste Wimbledon-Sieger der Geschichte erst auf den zweiten Blick zu erkennen ist.
Im Vordergrund des Bildes sind dagegen zwei Spieler, die noch einen langen Weg vor sich haben, um auch nur annähernd Legenden-Status zu erreichen: Carlos Alcaraz (20) und Jannik Sinner (21). Der Spanier gewann im vergangenen Jahr die US Open und kletterte zwischenzeitlich auf Platz eins in der Weltrangliste. Der Italiener Sinner wartet noch auf seinen ersten Grand-Slam-Titel.
Auf dem heiligen Rasen kam bislang keiner der beiden über das Viertelfinale hinaus. Doch die Turnierverantwortlichen hegen offenbar die große Hoffnung, dass die Youngster eine neue Ära prägen könnten.
Hier sehen Sie den Tweet mit dem Poster:
Doch weniger die exponierte Stellung von Alcaraz und Sinner, sondern vor allem die Auswahl der Legenden und die Komposition des Posters macht viele Fans sauer. Unter dem Tweet, in dem Wimbledon das Poster vorstellt, hagelt es wütende Kommentare.
„Wer genau hinschaut, entdeckt vielleicht auch Frauen“, schreibt ein Fan. „Schande über euch“, meint ein anderer. „Das ist so respektlos. Wo sind Andy Murray und Pete Sampras? Und warum sind die Frauen alle im Hintergrund? Wer hat das gemacht?“, fragt eine erboste Twitter-Userin, die damit die Meinung zahlreicher Fans wiedergibt.
In der Tat vermissen viele besonders den US-Amerikaner Sampras (51), der das Turnier in den Neunzigern mit sieben Titeln dominierte, und den Schotten Murray (36), der den Briten in Wimbledon den ersten Heim-Triumph seit 77 Jahren bescherte und das Turnier insgesamt dreimal gewann.
Aus deutscher Sicht fällt dagegen vor allem das Fehlen einer anderen Legende auf. Denn auch für Steffi Graf (54) war auf dem Poster kein Platz. Dabei hat sie das Rasenturnier gleich siebenmal gewonnen, ist mit 22 Grand-Slam-Titel eine der erfolgreichsten Spielerinnen aller Zeiten.
Die Erklärung: In dem Werk geht es um Duelle und Rivalitäten, nicht so sehr um Titel. „In Wimbledon haben wir eine epische Rivalität nach der anderen erlebt. Sie haben den Sport zu neuen Höhen geführt. Auf die nächste Generation von Headlinern“, heißt es in einem Tweet des offiziellen Accounts von Wimbledon.
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Und so haben es zum Beispiel Becker und Edberg, die sich in drei aufeinanderfolgenden Endspielen gegenüberstanden, auf das Poster geschafft, während für andere, teilweise erfolgreichere Profis kein Platz war.
Warum den Frauen auf dem Poster nur eine Statistinnenrolle bleibt, lässt sich so allerdings nicht erklären. Und während sich alles auf Alcaraz und Sinner konzentriert, sind zwei Spielerinnen, die zuletzt auf der WTA-Tour für Furore gesorgt haben, derart versteckt, dass selbst eingefleischte Tennis-Fans Mühe haben, sie zu erkennen.
„Versuche immer noch herauszufinden, wer die beiden ganz oben links sind“, schreibt die kanadische Tennis-Journalistin Stephanie Myles. Andere klären auf: Die zwei Frauen, die die Treppe als letztes herunterschreiten, sollen offenbar Iga Swiatek (22) und Elena Rybakina (24) sein. Swiatek ist die aktuelle Nummer eins im Damen-Tennis und hat bereits vier Grand-Slam-Turniere gewonnen. Rybakina ist die amtierende Wimbledon-Siegerin. Für einen prominenten Platz auf dem Poster hat das nicht gereicht.