Die Kontroverse um die privaten Banken auf dem Melatenfriedhof geht in die nächste Runde.
Nächste Runde in Kölner Bank-PosseMüssen Betroffene jetzt Flächen auf Melaten kaufen?
Es ist das überraschende Politikum des Sommers: Die Bank-Krise auf Melaten um Kölns derzeit prominentestes „Möbelstück“, die Bank am Dirk-Bach-Grab und etwa 100 weitere von Privatleuten aufgestellte und nun nicht mehr geduldete Bänke auf dem ältesten Friedhof der Stadt.
Jetzt geht der Fall in die nächste Runde: EXPRESS liegt ein Sechs-Punkte-Papier vor, das helfen soll, die Kontroverse um das Verbot zu entschärfen, gegen das mehrere Petitionen laufen.
Kölner Bank-Krise: Sechs-Punkte-Papier soll die Kontroverse entschärfen
Das Papier ist das Ergebnis einer Sondersitzung des „Arbeitskreis Friedhof“ am vergangenen Montag. Im Gremium sitzen Vertreter der Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner, dem Bestatterverband Köln, der Steinmetzinnung Köln, der Steinmetz und Bildhauer Genossenschaft, dem Floristenverband Köln, der Kirchenverbände und der Stadt Köln – vertreten durch das Grünflächenamt, dem auch die Friedhofsverwaltung unterstellt ist, und das die Bänke-Entscheidung getroffen hat.
Im Umweltausschuss, der am Donnerstag (24. August 2023) tagt und in dem die FDP einen Dringlichkeitsantrag zum Erhalt der privaten Bänke, sofern sie „verkehrssicher“ sind, eingebracht hat, wird der einstimmige Beschluss des Arbeitskreises Thema sein.
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Demnach unterstützt der Arbeitskreis die Entfernung der „wilden“ Bänke (Punkt 1), regt aber an, dass die vorgegebene Frist, um die Bänke wegzuschaffen (ursprünglich 8. September) auf den 1. März 2024 verlängert wird, um Betroffenen die Möglichkeit zu geben, „im Einzelfall alternative Lösungen für Sitzmöglichkeiten zu organisieren.“ (2.)
Weiter regt der Arbeitskreis an (3.), dass die Verwaltung „transparent und proaktiv“ über die Möglichkeiten zum Aufstellen bzw. den Erhalt einer privaten, individuellen Bank informiert. „Diese kann auf der bereits erworbenen Grabfläche oder gegebenenfalls auf einer hierfür noch zu erwerbenden benachbarten Grabfläche aufgestellt werden.“
Heißt: Der oder die Angehörige kauft Fläche an, und kann dort eine Bank nach eigenem Geschmack stehen haben.
Um in besonderen Härtefällen Betroffene bei der Anschaffung einer (Standard-)Bank zu unterstützen, regt der Arbeitskreis die Schaffung eines „Bänke-Fonds“ an (4.). Dazu sollten Gespräche mit potenziellen Vereinen und Stiftungen geführt werden.
Parallel hält es der Arbeitskreis für ratsam, zusätzlich zu den Standard-Bänken, die die Kölner Grün Stiftung anbietet (Kostenpunkt 950 Euro), ein kleineres und kostengünstigeres Bankmodell (2er-Sitzbank) anzubieten (Punkt 5). Das bestehende Angebot an Sitzmöglichkeiten auf den Kölner Friedhöfen soll über die aktuellen Bemühungen der Friedhofsverwaltung hinaus, deutlich erweitert werden (Punkt 6).
Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat unterdessen die Entfernung der Bänke befürwortet. Gleichwohl habe sie großes Verständnis dafür, „dass Angehörige in der Nähe der Gräber ihrer Lieben verweilen möchten“, deshalb biete die Stadt die Möglichkeit, neben der Spende einer Bank individuelle Wünsche an die Friedhofsverwaltung zur Aufstellung einer weiteren städtischen Bank heranzutragen.
Laut Stadt reagiert die Verwaltung mit der Bänke-Verbannung auch auf Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern über das Erscheinungsbild des Friedhofs. Mittlerweile sollen einige Betroffene der Aufforderung der Stadt nachgekommen und ihre Bänke entfernt haben.