Der GDL-Streik trifft nicht nur die Bahnreisenden. Viele Geschäfte im Kölner Hauptbahnhof müssen jetzt improvisieren.
„Bleibt nichts anderes übrig“So hart trifft der Mega-Streik die Geschäfte im Kölner Hauptbahnhof
Nicht nur die Bahnreisenden stöhnen unter dem Mega-Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) – auch viele Geschäfte am Kölner Hauptbahnhof sind betroffen.
EXPRESS.de hat sich am ersten Streiktag (Mittwoch, 24. Januar 2024) am Kölner Hauptbahnhof umgehört. Die Stimmung ist ziemlich verhagelt.
Bäckerei am Kölner Hauptbahnhof schickt 13 Mitarbeitende in den Urlaub
Das Ehepaar Nuradini betreibt die Bäckerei-Filiale „Heberer's“ in der C-Passage des Hauptbahnhofes. Vor allem am Morgen sei normalerweise viel los hier, wenn Pendler und Pendlerinnen noch schnell ihren Kaffee haben möchten und dann zum Gleis gehen. „Doch heute war es viel ruhiger. Zwar sind einige Bahnreisende unterwegs, aber die sind total im Stress. Da bleibt kaum Zeit für einen Snack“, sind die beiden gefrustet.
„13 Mitarbeitenden haben wir jetzt fünf Tage freigegeben“, sagt Valdete Nuradini (46). „Uns bleibt nichts anderes übrig.“
Wenige Meter weiter befindet sich die Bäckerei „Le Crobag“. Dort ist die Mitarbeiterin ratlos. Sie belegt zwar Brötchen und Baguettes, wer die heute noch kauft, weiß sie nicht.
Das gegenüberliegende „Segafredo-Café“ hat derweil die Öffnungszeiten angepasst.
Mitarbeiter Stefano (32): „Wir öffnen diese Woche etwas später am Morgen und schließen zudem etwas früher.“ Es sei einfach weniger los.
Nicht nur die Café- und Bäckerei-Branche trifft der Streik. Die Mitarbeiterin Olesea Chironda vom Bekleidungsgeschäft „7th Main-Street“ berichtet von einem weiteren Problem.
„Wir haben auch am Wochenende geöffnet. Besonders der Sonntag ist ein wichtiger Verkaufstag, wenn andere Geschäfte zu haben. Der bricht jetzt komplett weg. Fünf Aushilfskräfte haben erstmal frei“, so die 37-Jährige.
Der Streik dauert noch bis Montag (29. Januar, 18 Uhr).
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Russo Simone (20) von „Moleskine“, dort werden unter anderem hochwertige Notizbücher und Kalender verkauft, kann das Streik-Ende kaum erwarten.
Bereits die vergangenen Bahn-Streiks hätten gezeigt, dass der Verkauf dadurch um teilweise 30 Prozent eingebrochen sei.
Etwas entspannter gingen die Mitarbeitenden im benachbarten Blumengeschäft mit der Streik-Situation um. Der Mittwochmorgen würde genutzt, um Ware einzuräumen, sagt ein Mitarbeiter.
Darum geht's der GDL bei dem Bahn-Streik
In dem seit November laufenden Tarifstreit ist es der vierte und mit sechs Tagen längste Arbeitskampf.
Neben finanziellen Forderungen dreht sich die Auseinandersetzung vor allem um das Thema Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiterinnen und -arbeiter. Die GDL will diese von 38 auf 35 Stunden bei gleichbleibendem Gehalt absenken.
Die Bahn hat bisher ein Wahlmodell angeboten, das eine einstündige Absenkung ohne finanzielle Einbußen vorsieht. Wer sich dagegen entscheidet, erhält stattdessen 2,7 Prozent mehr Geld. Gewerkschaftschef Claus Weselsky sieht in der Offerte keine Grundlage für weitere Verhandlungen.