Bahnstreik trifft Anke (51) hartVon Köln nach Kanada: „Weiß nicht, wie ich nach Hause komme“

Anke Meider steht mit ihren beiden Kindern vor einem kanadischen Panorama.

Anke Meider, hier mit ihren beiden Kindern zu sehen, ist vor neun Jahren aus dem Kölner Umland nach Vancouver in Kanada gezogen. Aufgrund des Bahnstreiks ist ihre Rückreise nach Nordamerika ungewiss.

Der in der Nacht zu Mittwoch gestartete Bahnstreik trifft viele Menschen hart. So auch Anke Meider, die von Köln aus vor einer ungewissen Rückreise nach Kanada steht.

von Niklas Brühl  (nb)

In der vergangenen Nacht ist der sechstägige Bahnstreik der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) gestartet. Für viele Pendlerinnen und Pendler und allgemein Bahnfahrende heißt das: Nerven bewahren und sich gegebenenfalls eine Alternative zur Bahn suchen. Auch in Köln fallen viele Linien aus. Es gibt zwar einen Notfallfahrplan, verlässlich sei dieser aber nicht, sagte beispielsweise eine Sprecherin der Eurobahn.

Und so kommt es zu vielen Einzelschicksalen, die aufgrund des Streiks zu spät zu Terminen, zur Arbeit oder gar zum Flug nach Hause kommen könnten. Letzteres trifft auf Anke Meider (51) zu, die ihre Streik-Geschichte bei EXPRESS.de erzählt.

Bahnstreik in Köln trifft 51-Jährige Anke knüppeldick

Die 51-Jährige kommt aus Bergheim, wohnt allerdings seit nunmehr neun Jahren im kanadischen Vancouver. „Wir sind wegen eines beruflichen Projekts meines Mannes ursprünglich für ein bis zwei Jahre dorthin, sind dann aber irgendwie hängengeblieben. Ich habe zwei Kinder, elf und 13, die beide in Köln geboren, mittlerweile aber richtige Kanadier sind“, sagt Anke Meider.

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Den Weg aus Vancouver zurück in ihre Heimat tritt die zweifache Mutter aus einem traurigen Grund regelmäßig an – sie kümmert sich um ihre gesundheitlich angeschlagene Mutter: „Meine Mutter hatte im August 2021 einen schweren Schlaganfall. Vorher wohnte sie noch alleine in meinem Elternhaus in Niederaußem. Dies ist nicht mehr möglich, sie ist bettlägerig und benötigt rund um die Uhr Pflege. Sie wohnt nun in einem Pflegeheim in Oberaußem. Ich besuche sie so oft wie möglich. Die ersten Male war es erschwert durch Corona, die letzten Besuche wurden durch die Streiks der Bahn wirklich erschwert.“

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Sie komme bei ihren Heimatbesuchen oftmals bei Freunden in Müngersdorf unter. Diesmal war das nicht möglich, sodass sich die 51-Jährige ein Hotelzimmer in der Nähe des Hauptbahnhofs nahm. Zu ihrer Mutter in den Bergheimer Stadtteil Oberaußem fährt sie dann immer mit der S-Bahn oder einer Regionalbahn.

Das ist aufgrund des Streiks jetzt nicht mehr möglich: „Heute werde ich dann die Straßenbahn und den Bus nehmen müssen, das dauert dann mindestens doppelt so lange und macht aus einem anderthalbstündigen Besuch einen sechsstündigen Trip“, sagt sie gegenüber EXPRESS.de.

Bahnstreik in Köln erschwert Rückreise: „Weiß nicht, wie und wann ich nach Hause komme“

Doch die kompliziertere Fahrt zu ihrer Mutter ist nicht der einzige Ärger, den Anke Meider in Verbindung mit dem Bahnstreik hat. Am Freitag geht es für sie vom Frankfurter Flughafen aus zurück nach Vancouver. Der Flieger startet um 10.35 Uhr, ihr ursprünglich anvisierter ICE ab dem Kölner Hauptbahnhof wurde bereits gecancelt. Sie hat mittlerweile einen Sitzplatz in einem anderen ICE reserviert, parallel aber auch einen Notfall-Plan im Kopf.

Denn ob der ICE am Freitag wirklich pünktlich nach Frankfurt abfährt, ist zumindest fraglich: „Ich habe mir auch ein FlixBus-Ticket für Donnerstagabend gekauft. Dies wäre sicherlich die sicherste Variante, bereits donnerstags hinzufahren. Das Problem ist, dass die Hotels am Frankfurter Flughafen extrem teuer sind und diese Kosten kämen ja zusätzlich zu dem Hotel, dass ich in Köln bezahle, obendrauf. Denn die Nacht von Donnerstag auf Freitag würde ich im Kölner Hotel ja trotzdem bezahlen müssen.“

Die zweifache Mutter sei hin- und hergerissen, wie sie ihren Weg zurück nach Kanada unter den Voraussetzungen nun letztendlich planen soll. Die deutlichen Mehrkosten vom zusätzlichen Hotel und der Busfahrt in Kauf nehmen oder das Risiko eingehen, auf den ICE am Morgen von Köln aus zu vertrauen?

„Sollte der Zug am Freitag ausfallen, zu spät sein oder ich wegen Überfüllung vielleicht gar nicht reinkommen, weiß ich nicht, wie und wann ich stattdessen nach Hause komme. Die Lufthansa habe ich bisher noch nicht erreichen können, ich bin da völlig auf mich alleine gestellt, eine Alternative zu finden.“

Anke Meider steht vor einer ungewissen Rückreise, der Bahnstreik trifft sie mit voller Wucht. Die 51-Jährige zeigt sich gegenüber EXPRESS.de sogar verständnisvoll: „Ich habe eigentlich immer Verständnis, wenn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aufstehen und für ihr Recht streiken.“

Sie fügt aber hinzu: „Allerdings empfinde ich das Angebot der Bahn als sehr gut und verstehe nicht, dass es so rigoros abgelehnt wurde und sofort dieser massive Streik ausgerufen wurde. Ich denke, den Güterverkehr bestreiken müsste doch eigentlich reichen.“