Spion-Suche in KölnBND ist auf der Gamescom: „Maßnahme, die man ergreifen muss“

Ein BND-Mitarbeiter am Gamescom-Stand.

Auch der Bundesnachrichtendienst ist auf der Gamescom vertreten, das Foto zeigt einen Mitarbeiter am BND-Stand.

Spioninnen und Spione sind auf der Gamescom in Köln nicht nur in dem einen oder anderen Spiel vertreten. Auch der BND ist vor Ort aktiv.

Spioninnen und Spione in Köln unterwegs – der Bundesnachrichtendienst macht daraus aber kein Geheimnis und wirbt durchaus offensiv auf der Gamescom. Das sei mittlerweile nötig, erklären die Verantwortlichen.

Behörden sind schon lange auf Messen präsent – ob Bundeswehr, Polizei oder Finanzämter, sie alle suchen Nachwuchs. Inzwischen ist dort auch ein Dienst präsent, der sonst die Öffentlichkeit scheut.

BND auf der Gamescom – so lockt der Nachrichtendienst junge Fans

Deutschlands Auslandsgeheimdienst BND wirbt bei der Computerspiele-Messe Gamescom mit einem großen Stand um Personal. „Es gibt eine Schnittmenge zwischen den Besucherinnen und Besuchern der Gamescom und den Personen, die wir gern als Nachwuchs in unseren eigenen Reihen hätten“, sagt Pressesprecherin Julia Linner der dpa. Man suche händeringend nach neuen Kräften. „Der Fachkräftemangel macht auch vor dem BND nicht halt.“

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Die Geheimdienst-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen tragen auf der Gamescom im Gegensatz zu den meisten anderen Messebesuchern und -besucherinnen keine Namensschilder. Die Bundesbehörde zählt circa 6500 Beschäftigte.

Von ihnen sind 4000 in Berlin, 1000 in Pullach bei München und 1500 im Ausland oder anderswo in Deutschland. Beim Gamescom-Stand seien BND-Kollegen und -Kolleginnen vor Ort, die „sehr praxisnah aus dem Arbeitsalltag berichten“, wie es Behördensprecherin Linner formuliert.

Interessierte können an Computern spielerisch Aufgaben lösen – so müssen sie etwa Datensätze finden, die auf einen fiktiven Terroranschlag hinweisen. Diese Aufgabe macht deutlich, worum es dem BND vor allem geht: um Computerexperten oder -expertinnen, die sich auskennen im World Wide Web und in der Programmierwelt.

Nach Darstellung von Pressesprecherin Linner bietet sich der BND für Gamer durchaus an, da es in der Spielewelt und in der Behörde gewisse Ähnlichkeiten gebe. „Unsere Mitarbeitenden sind computer- und technikaffin, sie begeben sich auf Missionen, schlüpfen in Rollen und nehmen verschiedene Identitäten an, um Informationen zu gewinnen – ähnlich wie Charaktere in Videospielen.“

Aber ist es nicht ein Widerspruch, dass Spioninnen und Spione öffentlich auftreten und sichtbar für alle für sich werben? „Das ist eine Maßnahme, die man mittlerweile ergreifen muss“, sagt Linner.

BND-Stand bei der Gamescom etwas abseits des Trubels

Der BND-Stand ist bei der Gamescom etwas abseits des üblichen Trubels in einer Halle, in der sich auch andere Arbeitgeber dem Messepublikum präsentieren. Direkt neben dem BND ist die Bundeswehr positioniert, gegenüber der Rüstungskonzern Rheinmetall und eine Vertretung des Bundestags. Sie alle wollen das Interesse der Vorbeigehenden gewinnen.

Der BND legt sich dabei besonders ins Zeug und schickt bei dem Kölner Event eine Cosplayerin ins Rennen, um die Gunst des Messepublikums zu gewinnen: Eine Frau ist als eine Art Wüstenkriegerin verkleidet – mit einem Schild auf dem Rücken, das den Schutz der Demokratie symbolisieren soll. Sie verteilt Visitenkarten, auf denen sie sich als „Operateurin AJ“ vorstellt. Was AJ heißt, bleibt geheim.

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Der Karte zufolge hat AJ ihre Stärke in der Kategorie Tarnung, hier hat sie drei von drei Punkten. In der Kategorie Anführerin sind es zwei von drei Punkten und im Small Talk ist es nur einer von drei. Plaudertaschen sind beim BND nicht gefragt.

Der BND war bereits im vergangenen Jahr auf der Gamescom, damals aber nur mit einem kleinen Stand. Auf Karriere- und IT-Messen ist der Geheimdienst darüber hinaus schon länger präsent. (dpa)