Nach der Kirmes ist vor der Kirmes: Das Volksfest über Ostern war die erste Bewährungsprobe für den neuen Veranstalter in Deutz – welches Fazit ziehen die Anwohnerinnen und Anwohner im Veedel?
„Chaos hat die Stadt zu verantworten“Anwohner zieht überraschende Bilanz nach Deutzer Kirmes
Zwei Bewerbungsverfahren, ein Losentscheid, Klagen gegen die Stadt, Sticheleien untereinander, Streitigkeiten um Stromkästen – es wurde wohl noch nie so viel im Vorfeld über die Deutzer Kirmes diskutiert wie in diesem Jahr. Schausteller Wilfried Hoffmann setzte sich durch, erstmals seit Jahrzehnten wurde die Kirmes am Deutzer Rheinufer nicht von der Gemeinschaft Kölner Schausteller (GKS) durchgeführt.
Jetzt, knapp drei Wochen nach dem Ende der Osterkirmes, laufen bereits die Planungen für das Volksfest im Herbst. Auch hier wird Schausteller Hoffmann wieder für die Organisation und Durchführung verantwortlich sein, dann folgt eine weitere Bewerbungsphase seitens der Stadt für die kommenden Jahre. Wie lautet das Fazit eines Kölners, der sein Leben lang in Deutz gewohnt hat und das Veedel aus dem Effeff kennt?
Deutzer Kirmes: Anwohner zieht überraschende Bilanz
Wilhelm Weiß (58) ist Ur-Deutzer. Er hat sich gegenüber EXPRESS.de in der Vergangenheit bereits öfter zu Wort gemeldet, wenn es um Probleme in seinem Veedel ging – sei es die autofreie Deutzer Freiheit oder die Kirmes, die an Ostern wieder knapp 90.000 Besucherinnen und Besucher ans Rheinufer lockte.
Im vergangenen Jahr rechnete der 58-jährige Deutzer mit der Kirmes ab, er sagte damals: „Ich bin immer gerne auf die Kirmes gegangen, aber was sich hier und besonders auf der letzten Osterkirmes ereignet hat, hat das Fass zum Überlaufen gebracht.“ Er sprach von einer enormen Lärmbelästigung, einer Ansammlung von Müll, einer chaotischen Verkehrssituation und einer aggressiven Stimmung auf dem Volksfest.
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Wie fällt sein Urteil nun aus? Wie haben die Anwohnerinnen und Anwohner die Deutzer Osterkirmes 2024 erlebt? „Abgesehen von den Umständen, die zu dem Wechsel der Schaustellerinnen und Schausteller geführt haben, ist die diesjährige Osterkirmes wohl ganz gut gelungen. Aus Zeitgründen war ich leider nicht selbst vor Ort, aber meine Nichten waren mit ihren Kindern da, und die fanden es sehr schön.“
Vor allem mehrere neue Fahrgeschäfte seien für die jungen Gäste ein echter Blickfang gewesen. Zur Organisation der Kirmes sagt der 58-Jährige: „Das Konzept, was die GKS nach der verkorksten Osterkirmes 2022 ausgearbeitet hatte, hat der neue Veranstalter nahtlos übernommen und gut umgesetzt. Den Lärm, die Müllsituation, die aggressive Stimmung und die Parkplatzsituation rund um die Kirmes, hatten die Schaustellerinnen und Schausteller gut im Griff. Dies habe ich so gesehen und einige weitere Anwohnerinnen und Anwohner haben mir das auch bestätigt.“
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Veranstalter Wilfried Hoffmann sprach nach dem Ende der Osterkirmes ebenfalls von einer gelungenen Sicherheitsstrategie auf dem Volksfest – es habe keine Schlägerei gegeben, die aufgebauten zehn Kameratürme, durch die die Polizei den Kirmesplatz im Blick hatte, hätten ihren Zweck mehr als erfüllt.
Einen Negativpunkt konnte Anwohner Wilhelm Weiß in der Nachbetrachtung dann aber doch ausmachen: „Das Einzige, was mir und meiner Frau negativ aufgefallen ist, waren ein paar Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Kontrollpersonal an den Absperrungen. Gegen Geldzahlungen ließen sie nicht berechtigte Fahrzeuge in den für Anwohnende abgesperrten Bereich.“
Im Herbst wird Wilfried Hoffmann dann seine zweite Bewährungsprobe erhalten und die renommierte Kirmes in Deutz das zweite Mal organisieren – und dann? Wilhelm Weiß sagt: „Zu dem Thema, ob ich Herrn Hoffmann oder die GKS als Deutzer Anwohner präferiere, möchte ich mich aus Mangel persönlicher Erfahrung nicht äußern. Was aber klar ist: Das Chaos zur Vergabe der Kirmes hat allein die Politik der Stadt Köln zu verantworten.“