Der KVB-Streik in Köln sorgt für gähnende Leere an den KVB-Stationen. Selbst im Herzen der Stadt, am Kölner Hauptbahnhof.
Hier fährt nichts mehrGespenstische Stille in der Geister-Station von Köln
Alleine am Kölner Hauptbahnhof zu sein, ist im Grunde unmöglich. Etwa 350.000 Menschen sind hier täglich als Reisende oder Besucherinnen bzw. Besucher unterwegs – das kann bundesweit nur der Hauptbahnhof in Hamburg (ca. 500.000 Menschen) überbieten.
Aber: In der untersten Etage, bei den KVB-Schienen, da herrscht während des Verdi-Streiks am Donnerstag (29. Februar 2024) und Freitag (1. März) fast gespenstische Stille. EXPRESS.de hat sich umgesehen – dort, wo sonst der Puls der Stadt schlägt und jetzt zumindest für kurze Zeit Kölns Geister-Station entstanden ist.
Streik bei der KVB in Köln – Stationen wie leergefegt
Donnerstag, gegen 22 Uhr: Tatsächlich verirrt sich ein junger Mann nach unten an die KVB-Station. Er ist vor fünf Minuten mit dem ICE aus Berlin in Köln angekommen, will dort Freunde besuchen. Zum Rudolfplatz soll es gehen.
„Ist hier schon wieder Streik?“, ruft er vom gegenüberliegenden Gleis. Ja, ganz so einsam ist es hier normalerweise selbst so spät am Abend nicht. Leise mosernd stapft er von dannen – über ihn freut sich wohl kurz darauf ein Kölner Taxifahrer (oder die Schrittzähler-App).
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Ansonsten läuft die Kommunikation nur elektronisch. „Meine Damen und Herren, in diesem Bereich sind Trickdiebe unterwegs“, wird man über die Lautsprecher ermahnt, auf seine Habseligkeiten aufzupassen. Dass die Herren (und/oder Damen) Trickdiebe sich allerdings heute tatsächlich in diese Art der Einsamkeit wagen – ich bezweifle es.
Dann ist es wieder still. Vereinzelt wird die Station aber tatsächlich genutzt, von echten Menschen. Allerdings vor allem als Abkürzung von der Hohe Straße in Richtung Hauptgebäude. Die Mäuse haben leichtes Spiel – vor allem, wenn offensichtlich jemand kurz zuvor hier seine McDonald's-Reste fachgerecht (auf dem Boden) entsorgt hat.
Erst am Samstagmorgen setzt sich der KVB-Verkehr wieder in Bewegung
Auch am Breslauer Platz herrscht das gleiche Bild. Nicht, dass die Station in Sachen Auslastung mit dem Hauptbahnhof mithalten könnte – die baulich größeren Ausmaße lassen die Leere aber noch erdrückender wirken. Immerhin: Die Nähe zur Straße sorgt hier zumindest noch für einen Rest Geräuschkulisse.
Richtig leben in die Bude kommt hier erst nach dem KVB-Streik wieder – mit Betriebsbeginn am Samstag (2. März) rollt alles wieder an.
Hintergrund der Streiks sind die Verhandlungen um neue Tarifverträge im ÖPNV, die Verdi deutschlandweit für etwa 90.000 Mitarbeitende (30.000 in NRW) führt. Mit den Streiks soll der Druck auf die Arbeitgeberseite erhöht werden – zwei Verhandlungsrunden blieben bisher ohne Ergebnis.
Die Gewerkschaft fordert unter anderem eine neue Überstunden-Regelung (ab der ersten Minute), eine Schicht- und Wechselschichtzulage für den Fahrdienst, 100 Prozent Jahressonderzahlung sowie den identischen Ort für Arbeitsbeginn und -ende der Beschäftigten.