Die Kölner Schulen kämpfen sich durch die aktuelle Corona-Pandemie. Gleichzeitig hat sich ein gewisser Alltag eingeschlichen. EXPRESS.de hat sich bei Lehrkräften umgehört und erfahren, was sich ihrer Meinung nach ändern muss.
„Täglich ein neuer Corona-Fall“Inzidenzen über 1000: So frostig ist die Stimmung an Kölner Schulen
Die Omikron-Variante grassiert in Köln, so auch an den 295 Kölner Schulen. Bei den Inzidenzen nach Altersgruppen sieht man deutlich, dass gerade bei Kindern im Schulalter das höchste Infektionsgeschehen im Gange ist.
Wie gehen die Schulen damit um und was muss sich ändern, um besser durch die nächsten Monate zu kommen? Drei Lehrkräfte äußern sich gegenüber EXPRESS.de zur aktuellen Situation.
Kölner Schulen im Corona-Dauerstress: „Täglich ein neuer Fall“
Bei Kölner Kindern im Grundschulalter zwischen sechs und zehn Jahren ist die Inzidenz nach Altersgruppen laut Stadt Köln im Moment mit 1406, 36 am Höchsten.
„Wir haben im Schnitt täglich einen neuen Corona-Fall an unserer Schule“, sagt eine Grundschullehrerin aus Köln. Die Überlastung der Labore stelle Eltern wie Lehrer vor große Probleme, auch der Schulalltag leide sehr: „Wir machen morgens zwei Tests: Einen so genannten Pool-Test, zudem wird jede Schülerin, jeder Schüler noch einmal getestet“, erklärt die Pädagogin das Prozedere.
„Ist der Pool-Test negativ, ist alles bestens, die Einzeltests spielen dann keine Rolle mehr. Ist der Pool-Test aber positiv, werden alle Eltern benachrichtigt, ihr Kind vorerst zu Hause zu lassen, bis die Ergebnisse der Einzeltests vorliegen.“ Doch dies verzögere sich aufgrund der Überlastung teilweise bis in den späten Vormittag. Die Lehrerin: „Einige Eltern werden vom Labor schon um 6 Uhr informiert, so dass ihr Kind pünktlich zum Unterricht erscheint, bei anderen wird es jedoch später.“ Ein „normaler“ Unterrichtstag sei dann oftmals nicht möglich, wenn ein Kind um 9 in die Klasse komme, ein anderes erst um 10 oder andere sogar noch später.
Schulleiter: „Seit dem letzten Winter hat sich an Schulen nichts geändert“
Wie sieht es an den weiterführenden Schulen in der Region aus? „Wir stehen an der gleichen Stelle, wie im letzten Winter. Es hat sich nichts geändert“, schildert Schulleiter Carsten Balvin gegenüber EXPRESS.de.
An seiner Friedrich-Ebert-Schule in Hürth habe sich eine Art von Routine beim Umgang mit Quarantäne, Tests und dem Virus entwickelt. Seit 2021 hätten sich an seiner Schule schätzungsweise 50 Kinder infiziert – selten mit Symptomen. Durchschnittlich seien die Kinder gemäß der Quarantäne-Pflicht dem Schulgeschehen zehn Tage lang ferngeblieben. Seit Ende der Weihnachtsferien stellt der Schulleiter auch an seiner Schule einen Anstieg der Infektionszahlen fest.
Köln: Inzidenz bei Kindern zwischen 11 und 18 Jahren bei über 1000
Die Inzidenz nach Altersgruppen liegt laut Stadt Köln bei Kölnerinnen und Kölnern zwischen 11 und 18 Jahren aktuell bei 1323,77.
Für Balvin steht fest: „Die Schulen müssen aufbleiben, die Kinder haben gelitten.“ Kritik übt der 50-Jährige an der Lüftungspolitik, die zwar notwendig sei, aber den Unterricht unangenehm beeinträchtige. Die Stimmung sei durch das ständige Lüften frostig. „Angenehm geht anders“, so Balvin.
Köln: „Kälte und Krach“ – fehlende Luftfilter erschweren Schulalltag
Eine andere Lehrerin, die nicht an einer Grundschule, sondern an einer weiterführenden Schule in Köln unterrichtet, sieht die Situation ähnlich wie Balvin. Es habe sich an den Schulen beim Umgang mit dem Coronavirus eine Routine eingestellt. Doch an die bittere Kälte im Klassenraum, weil ständig gelüftet werden muss, habe sie sich bisher nicht gewöhnen können. Mit einer dicken Daunenweste kämpft sie sich durch den Schulalltag.
„Was tatsächlich fehlt, sind Luftfilter, damit man die Fenster auch mal zulassen kann und nicht ständig die Kälte und der Krach von draußen reinkommt“, schildert die Kölner Lehrerin. In Köln-Mülheim befinden sich viele Schulen direkt an großen Straßen. „Wir können uns mit den Masken und durch den Straßenlärm oft kaum verstehen“, so die Lehrerin. Die Belastung für Schüler und Lehrer habe insgesamt enorm zugenommen.
Köln: 410 Luftfilter ausgeliefert – Bedarf von mindestens 4537 Geräten
Bisher wurden in Kölner Klassenräume erst 410 Luftfilter ausgeliefert und aufgestellt. Doch der Bedarf soll laut Stadtsprecher Benedikt Mensing weitaus größer sein und auch gestillt werden, jedoch nicht zeitnah.
Im Sommer hatte die Stadt einen Rahmenvertrag über 10.000 Geräte ausgeschrieben, die in Schulen und Kitas installiert werden sollten. Bereits im August 2021 sei von den Schulen ein konkreter Bedarf für 2.850 Geräte angemeldet worden. Und der Bedarf seitdem weiter gestiegen. „Von den Schulen angemeldete konkrete Bedarfe liegen für 4.537 Geräte vor“, so Mensing auf EXPRESS-Anfrage. Doch der Markt für mobile Luftfiltergeräte sei sehr umkämpft.
Hinzu kommt ein komplexes Ausschreibe-Verfahren, das jetzt aber laut des Sprechers kurz vor dem Abschluss steht. In Sachen Luftfilter muss sich die Lehrkraft aber noch bis mindestens Anfang März gedulden. „Dann dürften die Geräte ausgeliefert werden – vorausgesetzt, dass kein Bieter gegen die Vergabe klagt“, sagt Mensing.
Kölner Schule: „Einige Kinder hatten schon zweimal Corona“
Wünschen würde sich die Kölner Lehrerin bis dahin PCR-Tests, um mehr Sicherheit während der Omikron-Welle zu haben, „zumindest im Wechsel mit Schnelltests“, sagt sie. „Denn wenn man hört, dass die neu eingekauften Schnelltests qualitativ schlechter abschneiden, schluckt man nämlich schon.“ Der Lehrerin sei bewusst, dass dann die Labor-Kapazitäten in Köln ausgebaut werden müssten.
„Wir haben an der Schule einige Kinder, die schon zweimal Corona hatten und wir haben Kinder, die immer wieder in Quarantäne sind, weil ein Familienmitglied nach dem anderen erkrankt. Die bekommen dann Online-Aufgaben von uns, aber dieses Hin und Her ist für die Kinder schwer auszuhalten. Gerade, wenn sie zu Hause auf sehr engem Raum leben“, schildert die Lehrerin. Sie hofft inständig, dass in den nächsten Wochen alles Mögliche für die Sicherheit an den Kölner Schulen getan wird.