Ein Streifzug durch die jecke Kölner Nacht am 11.11. – da läuft nicht alles normal ...
11.11. bei NachtE.T. und eine Eisprinzessin haben nur Augen für sich – „Wo seid ihr?
Die grellen Scheinwerfer haben jetzt das Kommando übernommen. Sie machen nicht nur den Regen sichtbar, der gleichmäßig auf die Bodenplatte auf der Uniwiese fällt. Sie haben auch die letzten Feiernden vertrieben. Nachmittags noch ging hier nichts mehr. Tausende Studenten haben auf dem Gelände eine riesige Party gefeiert.
Jetzt, in der Nacht nach dem Elften im Elften, sind nur noch die Reste davon zu sehen. Leere Toilettenhäuschen, überall Plastikbecher und zusammengestellt Drängelgitter. Hier herrscht jetzt Ruhe nach dem Sturm.
Kölner Jecken feiern den 11.11. – auch bei Nacht
Die Jecken sind also weitergezogen. Aber wohin?
Vielleicht in irgendeine Kneipe, womöglich nach Hause, wahrscheinlich auf die Zülpicher Straße. Denn dort ist auch in der Nacht nach dem Elften im Elften noch etwas los. Aus einer Box an der Kreuzung mit der Heinsbergstraße dröhnt scheppernd der „Kölsche Jung“ von Brings.
Etwas weiter Richtung Zülpicher Platz besingt eine Gruppe junger Erwachsener ihre Treue zum 1. FC Köln – in guten wie in schlechten Zeiten. Der Regen hält die Feiernden nicht davon ab, einfach weiterzumachen.
Ein E.T. und eine Eisprinzessin haben nur Augen für sich. Ein Flamingo sucht offenbar seine Freunde. „Wo seid ihr? Wo seid ihr genau?“, ruft der rosa Vogel immer wieder ins Handy.
Obwohl es natürlich nicht mehr so voll ist, wie noch am Nachmittag, als die Zülpicher Straße zeitweise gesperrt war, scheint die Suche erfolglos zu verlaufen. Aber offensichtlich ist: Hier ist die Party noch nicht vorbei.
Weiter geht es Richtung Heumarkt, wo Oberbürgermeisterin Henriette Reker um 11.11 Uhr die neue Session eröffnet hatte. Tausend Jecke hatten geschunkelt, gefeiert und getrunken. Und jetzt? Nichts mehr.
Die Aufräumarbeiten haben schon längst begonnen. Nun wird in den Brauhäusern und Gaststätten am Heumarkt und Alter Markt gefeiert. Im Augustiner läuft gerade die „Superjeilezick“. Aus dem Gilden im Zins hört man die Bässe vom „Piraten“. Aus den Boxen eines Kiosks am Alter Markt wird der „Barbarossaplatz“ besungen.
Was man am Kölner Karneval liebt oder hasst
Direkt um die Ecke sind die kleinen Gässchen in der Altstadt. Hier sieht man genau das, wofür man den Karneval liebt oder hasst: Man trifft man gut gelaunte Jecke, die das Leben und den Karneval feiern. Aber man sieht auch die Hauptfigur aus der Serie Squid Game auf einer Stufe sitzen, die viel zu tief ins Glas geschaut hat und in entsprechend schlechtem Zustand ist.
In einer anderen Seitenstraße flucht ein Prinz darüber, dass er sich gerade auf seine Schuhe erbrochen hat. An Groß St. Martin zieht in diesem Moment eine Polonaise vorbei. Die Altstadt ist auch zu diesem späteren Zeitpunkt noch ein Hotspot. Aber die Polizei ist im gesamten Stadtgebiet sehr präsent und sorgt für Sicherheit.
Weiter geht es zum letzten Stopp durch das nächtliche Köln. Das Ziel ist der Chlodwigplatz. In der Südstadt ist traditionell viel los. Auch in der Nacht nach dem Elften im Elften bei miesem Wetter?
Unter der Severinstorburg ist es immerhin trocken. Aber wenn man über den Chlodwigplatz dorthin kommen möchte, braucht man festes Schuhwerk. Überall liegen Scherben von zerbrochenen Bierflaschen. Die verbliebenen Jecken unter der Severinstorburg sind immerhin vor dem Regen geschützt. Ein paar Trommler sind auch da. Sie machen Musik. Alle tanzen. Die Nacht nach dem Elften im Elften ist besonders. (red/Sven Winterschladen)