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11.11. auf der Zülpicher StraßeKölner Sicherheitskonzept: Diesmal mit Amokbarrieren

Zum Sessionsstart am 11.11. rechnet Köln wieder mit einem großen Andrang Feierwütiger. Vor allem das Zülpicher Viertel ist ein Hotspot. Über die Planungen informierte nun das Ordnungsamt.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Der Frust war bei den Anwohnenden deutlich spürbar. „Wir fühlen uns nicht ernst genommen“, „Warum müssen wir das tolerieren?“, „Wir fühlen uns der Sache ausgeliefert“, „Das läuft seit Jahren aus dem Ruder“ – die Aussagen ähnelten sich sehr.

Bei der 13. Sitzung des Veedelsbeirats Kwartier Latäng am Dienstagabend (22. Oktober 2024) im Historischen Archiv der Stadt Köln drehte sich alles um die nahende Sessionseröffnung. Zum 11.11. werden wieder Tausende das Gebiet rund um die Zülpicher Straße ansteuern.

11.11.: 1000 Sicherheitsmitarbeitende, Synagogen-Schutz, Amokbarrieren

„Wir rechnen mit bis zu 60.000 Menschen“, sagte Ordnungsamt-Leiter Ralf Mayer (59), der mit Karsten Fokuhl und Horst Janke die Pläne präsentierte. Die ersten Gabelstapler sind schon zu sehen, am 30. Oktober beginnt der Aufbau der Ausweichfläche auf der Uniwiese. „Auch wenn der 11.11. diesmal auf einen Montag fällt, rechnen wir mit sehr, sehr vielen, vor allem jungen Menschen.“

Alles zum Thema Zülpicher Straße

Mayer hat sein Amt erst vor fünf Monaten angetreten. Bei seinem Vortrag zeigte er viel Verständnis für die Probleme der Menschen im Veedel. Falsche Versprechungen wollte er aber auch nicht machen. „Ich kann das Thema nicht schönreden. Es ist nicht mehr wie vor 15 Jahren, als wir hier eine gute und entspannte Karnevalsstimmung hatten.“

Daher greift auch in diesem Jahr das Sicherheitskonzept, falls der Andrang zu groß wird. Die Uniwiese wird zwischen Luxemburger und Zülpicher Straße mit Platten abgedeckt, es werden zahlreiche Zäune aufgestellt, um die Bäume zu schützen. Es gibt erneut drei Eingänge, über den Rathenauplatz, die Luxemburger Straße und die Bachemer Straße.

Rund 1000 Sicherheitsdienstleister werden im Einsatz sein, die sechs Wochen lang vom Verfassungsschutz und Nachrichtendienst überprüft werden. Auch die Synagoge an der Roonstraße wird erneut besonders geschützt, zudem werden Amokbarrieren aufgestellt.

Ordnungsamt-Chef Ralf Mayer.

Der neue Leiter des Kölner Ordnungsamtes, Ralf Mayer, muss erstmals die Sessionseröffnung in der Stadt betreuen.

Der neue Ordnungsamt-Chef machte aber auch deutlich, dass er künftig die Verhältnisse rund um das Kwartier Latäng ändern will. „Wir planen perspektivisch die Uniwiese nicht mehr zu nutzen“. Ein erster Schritt, die Fläche unattraktiver zu machen, werde in diesem Jahr unternommen. Die Rasenabdeckung wird um 15 Prozent reduziert, es wird keinen DJ und keinen Alkoholausschank mehr geben.

„Die Menschen sind leidgeprüft angesichts dessen, was hier seit Jahren passiert“, klagte auch Bezirksbürgermeister Andreas Hupke. „Aggressivität, Alkoholkonsum von 14-Jährigen und die Belastung der Bevölkerung – es gilt Alternativen zu suchen. Die Leute haben die Schnauze voll. Zudem breitet sich die Feiermasse immer weiter in der Stadt aus“.

Plan für das Kwartier Latäng am 11.11.

Die Planungen für das Kwartier Latäng am 11.11. Es gibt Anwohnerschutzzonen und zahlreiche Zugänge für die Bevölkerung. Zudem wird das Viertel wieder komplett umzäunt und gesichert.

Markus Vogt, Sprecher des Vereins „Gastro Kwartier Latäng“, machte die Stadt für die Entwicklung verantwortlich. „Durch die Bespielung der Uniwiese wurden die Leute eingeladen. Das Publikum wird nicht nur mehr, sondern auch jünger. Aufgrund der Absperrsituation wurde ein Wettlauf eingeleitet, den 14-Jährige mitmachen, aber keine älteren“.

Mayer zeigte Verständnis für den Frust. „Ich kann gut verstehen, dass man sich ein Stück weit ohnmächtig fühlt. Es ist nicht unsere Absicht, die Uniwiese als Partyfläche zu festigen. Wir lotsen die Menschen nicht offensiv in den Bereich, wir bereiten uns nur auf sie vor. Uns geht es auch nicht gut dabei, die Wiese abzudecken, sie leidet darunter. Deshalb versuchen wir das, was sich über Jahre aufgebaut hat, wieder abzubauen und suchen nach alternativen Flächen“.

11.11.: Menschen im Kwartier Latäng mit Vorwürfen Richtung Stadt

Bei dem Punkt musste sich die Lindenthaler Bezirksbürgermeisterin Cornelia Weitekamp Luft machen. „Die Stadt hat immer ein Jahr Zeit, sich auf die Situation vorzubereiten und ist jedes Jahr im Oktober überrascht, dass der 11.11. vor der Tür steht“.

Ähnlich argumentierte Michael Neumann von der Bürgergemeinschaft Rathenauplatz: „Anfang März hätte die Suche nach Alternativen beginnen können. Warum wird jetzt erst eine Ausschreibung für Weiberfastnacht 2025 in die Wege geleitet?“

Karneval auf der Zülpicher Straße.

Die Zülpicher Straße lockt immer vor allem junges Feiervolk an. Die Anwohnenden leiden unter den Verhältnissen auf der Partymeile.

Der neue Ordnungsamt-Chef ließ angesichts der Vorwürfe in seinen Alltag blicken. „Als ich Ende Mai das Amt übernommen habe, waren nur zwei Abteilungsleiter da. Ich baue das Amt quasi ganz neu auf. Wir hatten die EM, den CSD, alles eng getaktet. Wir arbeiten so viel, wie man es städtischen Beschäftigten nicht zutraut und sind jeden Abend die letzten, die die Tür abschließen. Irgendwann ist aber die Luft weg, solche Dinge anzugehen.“ Oberbürgermeisterin Henriette Reker habe nach der Fußball-EM den Auftrag erteilt, Alternativen zur Uniwiese zu finden.

Bei der Suche will Mayer nun neue Wege gehen. „Bisher galt immer die Maßnahme, Flächen in der Nähe der Zülpicher Straße zu finden. Aber nicht nur Crowdmanager haben uns gesagt, dass es gar nicht so günstig ist, eine Ausweichfläche in der Nähe eines Hotspots zu haben.“ Deshalb sucht er jetzt im ganzen Stadtgebiet, parallel sind auch potenzielle Veranstalter gefragt.

OB Reker erteilte nach der EM den Auftrag, Alternativflächen zu suchen

Das Konrad-Adenauer-Ufer, was bei der EM als Ausweichfläche genutzt wurde, die Nord-Süd-Fahrt oder die Ringe wurden erneut von den Anwohnenden des Zülpicher Viertels als Optionen genannt. Mayer umriss die Voraussetzungen nur grob: „Es muss eine versiegelte Fläche sein, zudem eine, die bei Veranstaltungen erprobt ist. Egal, wo wir an Karneval die Feiernden hinlenken – es wird keine offenen Arme geben. Wir suchen Flächen mit möglichst geringem Konfliktpotential.“

Die neue Aussage, dass die Stadt für die Zukunft intensiv nach Feierflächen abseits des Kwartier Latängs sucht, sorgte für ein wenig Erleichterung im Veedel. „Innenstadt und Altstadt ersticken an den Veranstaltungen. Es ist einfach zu viel und ich mache mir große Sorgen um den Frieden in der Bevölkerung“, sagte Hupke. „Der Karneval muss insgesamt aufschreien gegen diese Entwicklung, denn es fällt auf ihn zurück“.