Ex-Höhner-Sänger Henning Krautmacher befindet sich in den Dreharbeiten für einen ZDF-Film. In Nippes steht er dazu unter anderem mit Schauspiel-Star Veronica Ferres vor der Kamera.
Statt kölsche MusikHenning Krautmacher überrascht mit Veronica Ferres vor der Kamera
Was hat Henning Krautmacher (66) nicht schon alles gemacht: Ausbildung zum Heilpädagogen, dann arbeitete er als Schauwerbegestalter und als Journalist, ehe er der Frontmann der Höhner wurde.
Im Fernsehen sah man ihn als Gelegenheitsmoderator oder im Film „Vollidiot“, wo er einen Kölner Taxifahrer spielte. In der Fernsehserie „Pastewka“ spielte er sich selbst und in der Rentnercops-Folge „Echte Freunde“ einen Köbes. Aus persönlichen Gründen ging der Tausendsassa 2022 in Musiker-Rente.
Henning Krautmacher mit einer Rolle im ZDF-Film „Andere Eltern“
Henning Krautmacher und Rentner? Das passt nicht zusammen. „Von der großen Musik-Bühne habe ich mich verabschiedet, denn ich werde in keiner anderen Band singen, noch strebe ich eine Solo-Karriere an. Daran wird sich auch nichts ändern, denn ich möchte auf gar keinen Fall den Höhnern in die Quere kommen“, betont Krautmacher im EXPRESS.de-Gespräch.
Und dennoch steht er wieder vor der Kamera. Nicht als Sänger, sondern als Schauspieler für die 90-minütige Impro-Komödie „Andere Eltern – Die 1. Klasse“ (Arbeitstitel). Der ZDF-Film basiert auf der Comedy-Serie „Andere Eltern“, deren zwei Staffeln ihre Free-TV-Premiere 2021 hatten.
„Zu meiner Rolle als Lehrer Walter Klefisch bin ich wie die Jungfrau zum Kind gekommen“, erzählt das Ex-Hohn. Auf dem kurzen Dienstweg rief Danny Fischer, Geschäftsführer der Kölner Produktionsfirma Eitelsonnenschein, an und sagte, dass man ihn bei einem Film gerne als kölsche Type dabeihätte.
„Das habe ich mir auch nicht träumen lassen, mit 66 Jahren an der Seite von Veronica Ferres, Henny Reents, Daniel Zillmann, Johanna Gastdorf oder Sebastian Schwarz vor der Kamera zu stehen“, betont Krautmacher und ergänzt lachend: „Ich weiß nicht, ob das ein neues Standbein von mir wird, aber auf jeden Fall ein neues Hobby, denn es macht total Spaß.“
Das Film-Outfit vom Ex-Sänger entspricht dem totalen Klischee: „Meine Jacke ist in Braun gehalten. Dazu kommt ein Feinripp-Unterhemd, wie ich es noch von meinem Vater kenne, aber nie getragen habe. Ich habe die Dinger gehasst. Darüber ein Nadelstreifen-Hemd zu brauner Cordhose. Ein Traum mit Drei-Tage-Bart und Schnäuzer“, lacht Henning.
In einem Punkt konnte sich Krautmacher aber doch durchsetzen: „Da ich ein Alt-68er bin, trage ich Cowboystiefel.“ Abgerundet wird das Outfit von der obligatorischen braunen Aktentasche mit Butterbrot und Thermoskanne.
Ganz begeistert zeigt sich Regisseur Lutz Heineking jr. (48): „Henning ist definitiv ein unterschätzter Schauspieler. Am Anfang war seine Rolle als Lehrer Klefisch viel kleiner gedacht, da er es aber so super macht, haben wir sie kurzerhand ausgebaut. Das war nur möglich, weil wir einen Impro-Film ohne starres Drehbuch produzieren“, erklärt der Kölner Regisseur und ergänzt: „Wir sind von Hennings Leistung richtig begeistert und denken schon über Folgeproduktionen nach.“
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Die Komödie dreht sich um eine Gruppe Kölner Eltern, die davon überzeugt ist, dass das deutsche Bildungssystem gescheitert ist. Denn sie haben auf der Suche nach einer Grundschule für ihre Pänz nichts Gescheites gefunden: Mal ist der Ausländeranteil zu hoch, mal zu niedrig. Manche Schulen haben einen selbstbestimmten Lernansatz, andere sind zu streng, zu bunt, zu hässlich oder die Schulkantine ist nicht öko-zertifiziert.
Daher gibt es nur eine Lösung: die „Freie Schule Nippes“. Zwar steht die Schule vor dem finanziellen Kollaps und ist notorisch unterbesetzt, doch die Eltern wittern gerade hier ihre Chance. Grund dafür: Das überarbeitete Kollegium und ihre Schulleiterin geben mit Begeisterung jede Kontrolle aus der Hand.
Schnell sind sich die Eltern einig, dass sie hier autark und eigeninitiativ mitgestalten und als Aushilfslehrkräfte sogar selbst unterrichten können – schließlich kann das ja nicht so schwer sein – ist ja nur Grundschulstoff. Und die damalige Gründung einer eigenen Kita hat ja auch funktioniert.
In dem ganzen Chaos spielt Henning Krautmacher den schon pensionierten Lehrer, der von den alternativen Eltern überredet wird, doch weiterzumachen. „Aus Sicht der Eltern kommt nur das Beste für ihre Pänz infrage und so reicht die Palette von esoterisch über alternativ bis hin zu Eltern, die sich selbst als Lehrer versuchen. Das Ganze führt zu jeder Menge Stress“, lacht Henning.
Lehrer Klefisch: „Ich bin das Faktotum der Schule und bin der Überzeugung, dass mir schon längst die Position des Schulleiters zusteht. Doch anstatt Schulleiter zu werden, bekomme ich erst eine Mutter als stellvertretende Schulleiterin vor die Nase gesetzt und dann übernimmt auch noch eine Frau die Stelle der Schulleitung, die von niemanden geringeren als von Veronica Ferres gespielt wird.“
Veronica Ferres pendelt zwischen Drehs in Montana und in Köln
Auf die Frage, wie es denn sei, mit solch einem Star am Set zu arbeiten, muss Henning lachen: „Das spannendste war für mich, herauszufinden, ob sie vielleicht arrogant oder abgehoben ist. Aber wie so oft konnte ich feststellen, dass die wirklich Guten keine Starallüren nötig haben. Ganz im Gegenteil: Veronica Ferres ist total nett. Das gilt übrigens für das gesamte Ensemble und Regisseur Lutz Heineking, der ein total bodenständiger Typ ist.“
Obwohl Veronica Ferres gerade zwischen Montana (wo sie mit Pierce Brosnan für den Western „Unholy Trinity“ vor der Kamera steht) und Köln-Nippes pendelt, ist sie am Set total entspannt und hat den einen oder anderen Tipp für Krautmacher.
„Bekannt ist ja nur die Geschichte, aber nicht, was in der nächsten Szene passiert. Für gestandene Schauspieler kein großes Problem, aber ich musste mich erstmal hineindenken“, gesteht Henning.