Jörg Runge räumt im Karneval immer als „Dä Tuppes vum Land“ ab. Aber der Redner hat noch eine zweite Leidenschaft. Auf dem „Jeckliner 4“ präsentierte er zweimal einen neuen Vortrag zum Thema Glück.
Bütt-Star mal ohne Pappnase„Tuppes vum Land“ hat sich ein großes Ziel gesetzt
Mit seinen Reimreden gehört Jörg Runge (52) inzwischen zu den gefragtesten Künstlern im Karneval. Als „Dä Tuppes vum Land“ räumt er schon seit fast 18 Jahren auf den Sitzungen ab. Doch der Mann mit der roten Pappnase hat noch eine zweite Leidenschaft.
Als selbstständiger Kommunikationstrainer berät er Unternehmer. Zudem hat er noch eine staatlich zugelassene Ausbildung zum Happiness-Trainer und Glückscoach gemacht. Bei seiner Premieren-Tour auf dem „Jeckliner 4“ hat Runge sein Wissen gleich zweimal beim Vortrag „Happy Jeck“ präsentiert.
„Dä Tuppes vum Land“ arbeitet als Kommunikationstrainer
„Es geht um die Lebenseinstellung, die innere Haltung. Was ist überhaupt Glück? Frisch verliebt zu sein, beispielsweise. Für mich ist es großes Glück, im Bergischen Land wohnen zu können. Für manche ist es schon Glück, in Köln einen Parkplatz zu finden oder wenn der Zug oder die KVB pünktlich kommt“, begann er sein Programm.
Die Deutschen hätten in Sachen Glücklichsein großen Nachholbedarf. „In der Liste der glücklichsten Länder sicherte sich Finnland zum siebten Mal in Folge den Sieg. Deutschland liegt auf Platz 26. Glück ist auch eine Lebenseinstellung. Wenn ich im Urlaub bin, kann ich die Deutschen schon an der Körpersprache erkennen“.
Bei seinem Impulsvortrag kombinierte der Bütt-Star wissenschaftliche Erkenntnisse, wie das von Martin Seligman entwickelte PERMA-Modell, mit dem kölschen Grundgesetz. „Wir alle haben den Eindruck, dass sich die Welt immer schneller dreht. Artikel fünf heißt ‚Nix bliev wie et wor‘. Das zu akzeptieren ist schon mal Glück. Oder Artikel neun, ‚Wat soll dä Quatsch?‘. Sagen Sie das mal dem Chef, wenn der wieder eine neue Idee hat. Sie werden sich glücklich fühlen“.
Gerade der Karneval biete viele Ansätze für ein glücklicheres Leben. „Es geht nicht darum, das Leben durch die rosarote Brille zu sehen oder 24 Stunden gut drauf zu sein. Aber im Karneval haben wir positive Emotionen, Engagement, soziale Beziehungen, Sinnhaftigkeit und Erfolg.“ Nach dem knapp 60-minütigen Vortrag verließen viele mit einem sichtbaren Lächeln im Gesicht das Klanghaus des Schiffes.
„Ich liebe den Moment, wenn die Leute in den Workshops merken, dass das, was sie sich vorstellen, funktioniert, weil sie an sich glauben“, sagte Runge anschließend im EXPRESS.de-Gespräch. „Ich arbeite häufig mit Führungskräften, da geht es oft um das Thema Burn-out. Die beiden Themen Kommunikation und Happiness passen gut zum Thema Karneval. Humor ist ein gutes Transportmittel.“
Allerdings sei es ein schmaler Grat. „Wenn ich zu viele Schenkelklopfer einbaue, wird es schnell Comedy.“ Dabei sei es ihm beim Thema ernst. Viele Menschen hätten, so Runge, ein „unterirdisches Wording“. Beispiele: „Sie sagen zu Schulanfängern: ‚Jetzt beginnt der Ernst des Lebens‘. Oder sie wollen loben, indem sie sagen: ‚Das war nicht schlecht‘.“
Auf der „Mein Schiff 3“ holte der Trainer auch das „Tuppes“-Kostüm ausnahmsweise aus dem Schrank. „Das waren die ersten Auftritte seit Karnevalssonntag. Ich brauche die Tuchfühlung zu Karneval. Der ‚Tuppes‘ steckt natürlich immer in mir drin. Aber ich finde es spannend, mich auch mal mit anderen Themen auseinanderzusetzen. Ich kann mir auch vorstellen, diese Vorträge zu einem 90-minütigen Soloprogramm auszubauen. Man darf die Menschen aber auch nicht überfrachten“.
Übrigens ergänzt sich der Karnevals-Star inhaltlich auch perfekt mit seiner Partnerin Eva Lüdorf. Die ist als Trainerin für Stressmanagement, gesundheitliche Prävention, Happiness und Yoga tätig. Gemeinsam haben sie die Glückstage im Bergischen veranstaltet. Aber auch für ehrenamtliche Hospizmitarbeitende haben sie ein Seminar angeboten. „Das war kein Treffen trauriger Menschen. Wir haben total viel gelacht“, sagte er. Keine Frage: Auch ohne Pappnase sorgt Runge für glückliche Jecke.