Karneval auf dem Meer„Jeckliner“: Top-Bands, Spitzen-Redner und 15.000 Liter Kölsch für 2500 Jecke

Jeckliner 4, Blick auf das Pooldeck.

Live-Musik und Party bis tief in die Nacht. Vom 15. bis 19. September 2024 ist der „Jeckliner 4“ in der Ostsee mit 2500 Jecken unterwegs.

Zum vierten Mal wird auf dem „Jeckliner“ Karneval im Sommer gefeiert. Auf der „Mein Schiff 3“ von TUI Cruises sind die Menschen bunt kostümiert. Viele Bands und Redner begleiten die Tour durch die Ostsee.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Am Anfang stand – wie so oft – eine „Schnapsidee“, wie sie Agentur-Chef Horst Müller nennt. Aus dem Traum, eine jecke Kreuzfahrt im Sommer zu machen, wurde inzwischen schon Tradition. Derzeit schippert bereits der vierte „Jeckliner“ durch die Ostsee.

Für Müller, der zusammen mit Touristik-Expertin Christiane Blaeser vor fünf Jahren die ersten Weichen für die Tour stellte, ist dieser Sommer-Trip perfekte Werbung für den Karneval. „Viele der Gäste werden nach diesem Erlebnis auch nach Köln kommen, um eine Sitzung dort zu erleben“, ist er sich sicher.

Vierte Ausgabe des „Jeckliners“ mit Höhner, Schopps und Metzger

Auf der „Mein Schiff 3“ von TUI Cruises sind bis Donnerstag (19. September 2024) 2500 Jecke zwischen Kiel, Göteborg und Kopenhagen unterwegs. Mit an Bord sind auch zahlreiche Top-Bands wie die Höhner, die Klüngelköpp und die Swinging Funfares sowie Spitzen-Redner wie Martin Schopps, Marc Metzger, Jörg Runge oder Willi und Ernst.

Alles zum Thema Höhner

Kölsche Tön gibt es rund um die Uhr. Beim Frühstück ertönt „Mir schenke der Ahl e paar Blömcher“ aus den Lautsprechern. Auf den langen Schiffsfluren begleitet „Die schönste Stroß'“ jeden zur Kabine. Beim Baden im Whirlpool gibt es „Ming Eetste Fründin“. Die Aufzugfahrt wird durch „Tommi“ verschönert.

Kreuzfahrtdirektor Pascal Tischler feiert auf dieser Jeckliner-Tour Premiere. Früher war er Pressesprecher im „Phantasialand“ in Brühl. Als ehemaligem Crew-Offizier der StattGarde Colonia Ahoj liegt ihm der Karneval natürlich im Blut. Einst hat er die designierte Kölner Jungfrau Marlis durch die Luft gewirbelt. Jetzt erlebt er das bunte Treiben erstmals zur See.

„Mer losse d’r Dom in Kölle – aber das jecke Jeföhl nehmen wir mit auf See“, sagt der Kölner. In der vergangenen Woche hatte er noch die Full Metal Cruise betreut. Die Heavy-Metal-Fans schafften es, auf der lautesten und härtesten Kreuzfahrt Europas 28.000 Liter Bier und 8000 Liter Spirituosen zu trinken. Die Karnevalsfans sind ähnlich trinkfreudig unterwegs. Allein 15.000 Liter Gaffel-Kölsch wurden deshalb an Bord gebracht.

„Mal ehrlich, wer ist schon ratzedicht?“, fragte Moderatorin Janine Kunze (50) bei der Eröffnung daher unverblümt. Lauter Jubel am Pooldeck war die Antwort. „Manche denken vielleicht, dass es hier nur vier Tage ums Koma-Saufen geht“, sagt die Schauspielerin im EXPRESS.de-Gespräch. „Aber hier wird durchaus kultiviert Karneval gefeiert. Es wird alles geboten – Konzerte, Sitzungen, Rednerfrühschoppen. Man ist mal weg und raus aus dem Alltag. Auf dem Meer kommt man auf ganz andere Gedanken.“

Schon 2023 war die Kölnerin beim „Jeckliner“ dabei. Früher war sie als Moderatorin der ZDF-Sendung „Karnevalissimo“ permanent im Karneval aktiv. Das hat nun abgenommen. „Als ich noch jünger war, war ich noch empfänglicher für den Karneval. Wenn man jedoch wahnsinnig viel arbeitet, dann fahren wir auch gerne schon mal über die jecken Tage in einen Erholungsurlaub“, gibt sie zu.

Nadine Kunze mit Pascal Tischler.

Moderatorin Janine Kunze mit Kreuzfahrtdirektor Pascal Tischler bei der Eröffnung der diesjährigen Tour.

Die Kreuzfahrt sei da jedoch etwas anderes. „Das ist alles ein großer Spaß, wie ein Klassentreffen. Manchmal tut es schon weh, das als Job zu bezeichnen. Es ist ein gelebter Traum“, sagt sie. Während sie beim Abendessen von ihren Erlebnissen mit angeheiterten Frauen, die ihrem Mann Dirk Budach (60) auf dem Schiff schöne Augen gemacht haben, berichtet, sitzen am Nebentisch die Klüngelköpp.

Die Kult-Band ist seit der ersten Stunde dabei, hat sogar die „Jeckliner“-Hymne „Dat nennt mer Jlöck“ komponiert. „2019 sind wir auch überrascht worden von der Atmosphäre. Man sieht nur verkleidete Leute zu einer Zeit, wo man es eigentlich nicht gewohnt ist. Das war auch für uns etwas komplett Neues“, sagt Sänger Frank Reudenbach.

Die Klüngelköpp beim Auftritt.

Die Klüngelköpp haben ordentlich zu tun auf der Jeckliner-Tour. Die Band spielt insgesamt vier Konzerte auf dem Schiff.

Schlagzeuger Stephan Loschelders glaubt das Erfolgsgeheimnis der Motto-Tour zu kennen: „Das Zusammensein auf dem Schiff gibt einen besonderen Spirit. Man gehört zusammen, ist einige Tage hier eine Gemeinschaft und verfolgt gemeinsam ein Ziel.“

Die Band spielt auf der Tour gleich vier Konzerte – mal am Pooldeck, dazu auch bei der Sitzung im Schiffstheater. Eine gute Gelegenheit, um neues Material vor Publikum zu testen. „Wir haben zwei neue Titel ins Programm genommen. Mit ‚Et is nie zo spät‘ gehen wir in die Session. ‚Baby‘ ist ein kleiner Ausflug in den Funk, eher untypisch für uns und macht Mega-Spaß“, sagt Robert Kowalak.

Klüngelköpp testen auf Schiff zwei neue Songs beim Publikum

Trotz der zahlreichen Auftritte genießen die Musiker der Klüngelköpp, die größtenteils ihre Partnerinnen mit auf die Tour genommen haben, die Zeit auf dem Meer. „Bald geht es schon wieder in die Session. Und weil die länger ist, werden wir noch mehr Auftritte haben: 250 insgesamt“, sagt Jochen Damm.

Wer nicht rund um die Uhr Party feiern will, kann sich auf dem Schiff übrigens auch beim Spitzhut-Workshop kreativ zeigen, oder beim After-Kater-Yoga den Alkohol des Vorabends ausschwitzen.

Patrick Lück von den Höhnern.

Sänger Patrick Lück kam mit den Höhnern gut an – sowohl auf der Bühne als auch mit viel Fannähe auf dem Schiff.

„Für uns als Band ist es auch eine schöne Gelegenheit, auf Fans zu treffen und Nähe zu zeigen“, sagt Höhner-Frontmann Patrick Lück nach dem x-ten Selfie-Wunsch. Und auch wenn deren Mega-Hit „Prinzessin“ zum 15. Mal am Tag an einer der zahlreichen Bühnen und Bars läuft, wird immer noch wild mitgesungen.

Für die zahlreichen Menschen aus Thüringen, Bayern, Mainz oder Münster, die unter den Rheinländerinnen und Rheinländern ebenso anzutreffen sind, ist die Fünf-Tages-Tour vor allem die kompakte Kölsch-Dosis – für die Ohren und die Leber.