Zoff um Wagen im RosenmontagszugPolitiker finden Motiv „peinlich und geschmacklos“ – Festkomitee bleibt hart

Skizze des geplanten Motivwagens zum Kindesmissbrauch.

Um dieses Motiv eines Persiflagewagens im Kölner Rosenmontagszug ist ein Streit entbrannt. Einige Politiker haben sich beim Festkomitee schriftlich beschwert.

In einem Schreiben beschweren sich mehrere CDU-Politiker über einen Wagen im Rosenmontagszug. Das Festkomitee reagierte darauf, das wiederum bezeichnen die Kläger als unsensibel.

Am kommenden Dienstag (25. Februar 2025) ist Richtfest beim Festkomitee Kölner Karneval. Dann werden die verschiedenen Wagen für den Rosenmontagszug präsentiert. Dabei wird auch ein Mottowagen zum Thema Missbrauch in der Kirche sein.

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Der neue Zugleiter Marc Michelske hatte bei der Vorstellung der Skizzen zu den Persiflagen besonders diesen Wagen hervorgehoben. Zu sehen ist ein Beichtstuhl, auf dem „Jesus liebt dich“ steht. Aus diesem ragt der Arm eines Priesters, mit gekrümmtem Zeigefinger lockt er einen Jungen im Messdienergewand zu sich.

Schramma: „Darstellung abstoßend und zugleich erheblich verletzend“

Der Wagen wird übrigens im „internationalen“ Teil des Zuges zu sehen sein. Denn sexueller Missbrauch und vor allem der Umgang damit ist kein alleiniges Thema im Kölner Erzbistum, sondern – wie jüngste Veröffentlichungen dazu zeigen – auch in Kanada, Australien und vielen anderen Teilen der Welt.

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Um dieses Motiv gibt es nun Ärger. Eine Gruppe von CDU-Politikern, unter ihnen unter anderem Kölns Ex-Oberbürgermeister Fritz Schramma (77), hat einen Protestbrief an Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn verfasst.

„Wir sind in den letzten Tagen von vielen Seiten mit großer Betroffenheit auf diesen Mottowagen angesprochen worden. Dies verwundert nicht, da die Mehrheit der Menschen in unserer Stadt noch immer einer christlichen Kirche angehört. Viele Menschen finden die gewählte Art der Darstellung abstoßend und zugleich erheblich verletzend mit Blick auf ihre Religiosität“, heißt es im Schreiben.

Und weiter: „Dieses an Peinlichkeit und Geschmacklosigkeit nicht zu überbietende Bild sollte den Kölner Rosenmontagszug und den Karneval insgesamt nicht herabwürdigen.“ Man sei der Meinung, dass dieser Mottowagen in der vorliegenden Form nicht in einen Kölner Rosenmontagszug gehöre und fordere Kuckelkorn auf, von der gewählten Darstellung Abstand zu nehmen. „Karneval darf provozieren, aber nicht verletzen“.

Ludwig Sebus zusammen mit Fritz Schramma.

Kölns Ex-Oberbürgermeister Fritz Schramma (r., hier mit Grandseigneur Ludwig Sebus) beschwert sich über einen Wagen im Rosenmontagszug.

Das Festkomitee meldete sich daraufhin auch zu Wort. „Wir freuen uns, wenn Menschen sich mit den Themen, die wir im Rosenmontagszug ansprechen, inhaltlich auseinandersetzen. Denn genau darum geht es bei den Persiflagen im Rosenmontagszug: den Finger in die Wunde legen, satirisch zuspitzen und zum Nachdenken anregen“, kommentierte Michelske diesen Vorstoß der Politiker auf EXPRESS.de-Anfrage.

„Befremdlich finden wir allerdings, dass nun mehrere CDU-Politiker versuchen, auf die Freiheit des Narren Einfluss zu nehmen. Denen sagen wir: Nicht die Darstellung des Missbrauchs ist geschmacklos und peinlich, sondern vielmehr der Missbrauch selbst und der Umgang damit. ‚Jesus liebt Dich‘ ist ein starker Eckpfeiler auch unseres Glaubens. Wenn man diese Aussage leider doppeldeutig verstehen kann, ist es Aufgabe der Kirche, daran zu arbeiten und verspieltes Vertrauen zurückzugewinnen.“

Zugleiter Marc Michelske zeigt Skizzen der Wagen.

Zugleiter Marc Michelske liegt der Motivwagen zum Missbrauch in der Kirche besonders am Herzen.

Klar ist also, dass der Wagen in genau der geplanten Form durch Köln ziehen wird. „Ich finde die Reaktion des Festkomitees auf unseren Protest unsensibel“, sagte Ex-OB Schramma am Samstag (22. Februar 2025) zu EXPRESS.de. „Künstlerische Freiheit ist ein hohes Gut, künstlerische Verantwortung aber auch“. Die ehemaligen Bürgermeister Rolf Bietmann und Hans-Werner Bartsch, Bürgermeister Ralph Elster und Helmut Haumann stehen mit hinter dem Vorstoß.

Den fünf Personen, die den Beschwerdebrief verfasst haben, sei es nicht darum gegangen, das Thema an sich zu verhindern. „Die Persiflage wollen wir nicht stoppen. Uns stört der Begriff Jesus im Titel. Der Missbrauch ist durch Menschen in der Institution Kirche verübt worden, nicht von Jesus. Stünde auf dem Wagen ‚Kirche liebt dich‘, wäre das Thema trotzdem getroffen und es würden nicht so viele Menschen verletzt“.