Kurz vor RosenmontagDreigestirn legt bei seiner Bilanz noch mal ein paar Schwachpunkte offen

Prinz René steht auf der Bühne.

Prinz René kämpfte am Freitag (28. Februar 2025) bei seiner Bilanz mehrmals mit den Tränen.

Beim „Festmahl am Hofe des Kölner Dreigestirns“ ziehen die Tollitäten Bilanz. Rückblickend sind Prinz René, Bauer Michael und Jungfrau Marlis begeistert. Sie legen aber auch den Finger in ein paar Wunden.

Wenn drei Jecke innerhalb von wenigen Wochen die Herzen der ganzen Karnevalsszene erobern und mit Ovationen und minutenlangem Beifall gefeiert werden, dann müssen sie verdammt viel richtig gemacht haben.

Wenige Stunden nach dem Auftakt in den Straßenkarneval wurde am Freitag (28. Februar 2025) in der Flora bereits Bilanz gezogen. Das sogenannte „Festmahl am Hofe des Kölner Dreigestirns“ ist die Zusammenkunft der höchsten Karnevalsfunktionäre der Stadt und der Tollitäten der früheren Jahre.

Kuckelkorn: „Köln hat sich Weiberfastnacht von seiner besten Seite gezeigt“

Bei so viel geballter Karnevalskompetenz ist die Applauslautstärke daher durchaus ein wichtiger Indikator, um die Regentschaft von Prinz René I., Bauer Michael und Jungfrau Marlis zu beurteilen. Beim leckeren Dreigang-Menü, mit Rosa Wiesenkalb auf Kartoffel-Petersilienstampf als Hauptgang, wurde noch einmal über das Erlebte gesprochen.

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Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn blickte zunächst auf ein „schönes, buntes, geselliges Miteinander“ an Weiberfastnacht zurück. „Köln hat sich von seiner besten Seite gezeigt, alle haben respektvoll gefeiert. Verwaltung, Ordnungsamt und Polizei haben uns mit ihren Maßnahmen ein sicheres Gefühl gegeben, das hat sich auf unsere Gäste übertragen.“

Weil die StattGarde – mit Doppel-T, wie der Prinz gerne immer betont – die Dinge gerne anders anpackt, wurde beim feierlichen Treffen in der Flora auch das Protokoll mal ein wenig beiseitegelassen. Zunächst sprach Bauer Michael ausführlich über die emotionale Zeit, die am 11.11. für das Dreigestirn offiziell begann.

„Wir sind gut vorbereitet worden, auf die Emotionen kann man sich aber nicht vorbereiten. Dass die Strahlkraft des Kölner Dreigestirns auch bundesweit so wirkt, das hat uns alle ein bisschen überrascht“, sagte Michael Samm. Wie so oft in der Session nutzte das Trifolium aber auch diesen Rahmen, um den Finger in gewisse Wunden zu legen.

Bauer Michael beim Vortrag in der Flora.

Bauer Michael setzte für seinen Vortrag sogar extra die Lesebrille auf. Er würde es begrüßen, wenn sich der Karneval verstärkt für die Jugend einsetzen würde.

So gab der Bauer den Hinweis, dass die Terminplanung der Tollitäten überdacht werden könnte. „Ist es sinnvoll, ein Dreigestirn nach Mitternacht, wenn die Sitzung schon fünf Stunden dauert, noch auflaufen zu lassen? Hat das Publikum dann noch die Wertschätzung und Aufnahmefähigkeit?“ Auch glaubt er, dass das Festkomitee noch mehr Transparenz zeigen sollte, wie der Auswahlprozess eines Dreigestirns abläuft.

Auch in Sachen Jugendförderung gab es noch Klartext vom kölschen Buur. „Mein Wunsch geht dahin, dass man sich mehr um die Kinder, wenn sie 15, 16 werden, kümmert. Die Jugend sollten wir nicht verlieren, das ist ein ganz wichtiges Alter. Viele Vereine verlieren die Mitglieder im Alter von 13, 14 Jahren und erreichen sie erst wieder mit 40, 45, wenn sie im Beruf stehen. Die Zeit dazwischen ist sehr wichtig, damit wir die Jugendlichen nicht von der Zülpicher holen müssen. Kümmert euch um diese Jugend.“

Das Kölner Dreigestirn mit OB Reker und FK-Präsident Kuckelkorn.

Jungfrau Marlis, Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Prinz René, Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn und Bauer Michael (v.l.) beim Festessen in der Flora.

Das erste queere Dreigestirn der Stadt hat auch für ein enormes Medieninteresse gesorgt. „Ich hab noch nie so viel Regenbogen gesehen, nicht mal beim CSD. Auf den Orden, auf Fähnchen bei Sitzungen gab es Regenbogen. Das ist ein gutes Zeichen auch an die Community in Köln. Wir gehören zusammen, das finde ich sehr toll.“

Ein ähnlich zufriedenes Fazit zog auch Jungfrau Marlis. „Köln ist tolerant, bunt, weltoffen und nach sieben Wochen Regentschaft eines Regenbogen-Dreigestirns auch ein wenig stolz auf diese einzigartige StattGarde und die Community, die dahintersteckt. Bunter und friedlicher kann Fastelovend nicht sein, als wir ihn in diesem Jahr erleben.“

Das Dreigestirn mit seiner Equipe.

Das Dreigestirn richtete ein großes Dankeschön an die Equipe. Jungfrau Marlis, Prinzenführer Marcus Heller, Frank Rehfus, Adjutant der Jungfrau, Michael Palm, Adjutant des Prinzen, Prinz René, Morco Hollekamp, Adjutant des Bauern, Bauer Michael und Hoffriseur Mike Engels (v.l.).

Hendrik Ermen erinnerte auch nochmals an seine Namensgeberin Marie-Luise Nikuta. Der Freundeskreis „Levve un levve losse“ möchte am Rudolfplatz einen Platz und ein Denkmal für die Mottoqueen errichten. „Aber hier ist die Verwaltung in Köln sehr, sehr zurückhaltend“, klagte die Jungfrau. „Vielleicht kann unsere Tätigkeit als Dreigestirn da etwas bewirken. Es würde uns sehr viel bedeuten und täte Köln gut.“

Prinz René nutzte das gemeinsame Essen vor allem zum großen Dank an die Adjutantur. Denn im Gegensatz zum Dreigestirn, das nur eine Session seine Zeit für das Amt opfert, machen die Menschen im Hintergrund dies schon seit Jahren. „Es war ein fantastisches Miteinander. Mit all denen haben wir auf der siebten Etage der Hofburg auf engstem Raum, auch mit Stressmomenten, gelebt. Trotzdem hat es nicht ein böses Wort dort gegeben.“

Jetzt freuen sich die drei vor allem auf die Züge bei herrlichem Wetter. Die Schull- und Veedelszöch, erinnerte Prinz René, seien ein so wichtiges Element. „Jedes Jahr gehen 3000 Pänz mit. Unsere Schulen haben einen hohen Anteil an Migranten, wir haben 180 unterschiedliche Nationen in unserer Stadt. Einfacher als in den Schull- un Veedelszöch können wir nicht migrieren und Kinder in den Karneval integrieren.“