Der Kölner Saal-Betreiber Marcus Sartory hat erst wenige Sitzungs-Absagen für Karneval auf dem Schreibtisch liegen.
Corona-KarnevalKölner Saal-Betreiber überrascht mit aktuellen Zahlen zu Sitzungs-Absage
Fast ist eigentlich alles wie immer kurz vor Weihnachten in den ehrwürdigen Sartory-Sälen an der Friesenstraße in Köln: Die Techniker sind unterwegs, es wird gehämmert und geklopft, denn es muss da fertig werden: Das Bühnenbild für die Session 2021/2022 unter dem Motto „Alles hät sing Zick“.
Genau da liegt aber der Hase im Pfeffer, denn wie wird der Karneval im Innenbereich in der kommenden Session aussehen? „Eine heikle Situation. Aber wir sind da und vorbereitet“, sagt Saal-Inhaber Marcus Sartory, der EXPRESS.de zunächst mitnimmt und das neue Bühnenbild erklärt: Eine Mutter sitzt im Home Office und wird vom Kinderdreigestirn gehetzt, ein Klopapier-Stapel in Dom-Format, eine Impfschnecke mit Deutschland-Mütze und natürlich eine Uhr mit „fünf vor zwölf“.
Ob und wie in ein paar Wochen auf der Bühne Karneval gefeiert werden kann – auch Marcus Sartory kann das nicht beantworten. Doch nach der Bitte des Festkomitees nach einer freiwilligen Absage der Vereine hat sich bei ihm im Büro zumindest diesbezüglich nicht viel getan. „Uns liegen fünf Absagen von ungefähr 40 Veranstaltungen vor“, erklärt er.
Die Bitte zur freiwilligen Absage habe ihn mehr als überrascht. „Damit werden jahrelange Geschäftsbeziehungen auf eine harte Probe gestellt.“ Denn der Saal-Betreiber ist in einer Zwickmühle: Auf der einen Seite muss er überleben, aber sollten die Vereine aus dem Kulturfonds nicht das nötige Geld bekommen, um die fälligen Gelder bei einer Absage an den Betreiber zu zahlen „wollen wir auch nicht der Totengräber der Vereine sein“, so Sartory.
Er habe sich entschlossen. „Wir werden erst die Rechnungen stellen, wenn die Vereine ihr Geld bekommen haben.“ Was aber, wenn Vereine überhaupt keine Unterstützung erhalten? „Dann sind wir in einer Zwickmühle, wo man sehen muss, dass man sich irgendwie einigt.“
Sartory Köln: Kritik an NRW-Entscheid
Keine leichte Situation sei das. Zumal der Karneval seiner Meinung nach im November seine Feuertaufe bestanden habe. „Es hat keine signifikante Inzidenz-Erhöhung danach gegeben. Das wollte man uns ja weiß machen, als die Bilder aus Köln als Sinnbild einer neuen Corona-Welle gezeigt wurden.“
Er sagt: „Man hat den Vereinen jetzt einen immensen Druck aufgebaut. Wenn der Ministerpräsident den Karneval so schützen will – warum wurde es denn nicht gleich von staatlicher Seite abgesagt?“, fragt sich Sartory als einer von vielen, die die Entscheidung in NRW kritisch sehen.