Das darf als echter Paukenschlag gewertet werten: Nach knapp 200 Jahren lässt die Grosse von 1823 erstmals Frauen als ordentliche Mitglieder zu.
PaukenschlagKölner Traditions-Verein lässt erstmals Frauen als Mitglieder im Karneval zu
Köln. Lange Zeit bewegte sich in Sachen Frauen und Kölner Karneval sehr wenig, erst Vereine wie Colombinen, Goldmarie oder Schmuckstückchen brachten in den letzten Jahren Bewegung in der jecken Szene.
Jetzt hat ein Traditionsverein ein viel beachtetes Zeichen gesetzt: Zwei Jahrhunderte waren sie eine reine Herrengesellschaft, jetzt setzt die Grosse von 1823 neue Akzente! Auf der Jahreshauptversammlung wurde mit großer Mehrheit beschlossen, dass ab sofort auch Frauen in die Gesellschaft aufgenommen werden.
Köln: Grosse von 1823 lässt Frauen als Mitglieder zu
Rückblick: Seit Gründung des Vereins war es nur männlichen Personen ab 18 Jahren erlaubt, ordentliches Mitglied im Verein zu werden. Laut Mitteilung durften Frauen nur in besonderen Damenkomitees oder zu besonderen festlichen Anlässen Maskenbälle überhaupt besuchen.
Erst ab den 1880er Jahren durften Frauen bei einigen Gesellschaften Mitglied werden.
Das ändert sich also ab sofort bei der Großen von 1823: Allerdings weist man darauf hin, dass im Vereinsleben Frauen ja bereits sehr früh integriert wurden. Zum Beispiel bei Stammtischen und Familienausflügen. Aber eben nicht „ordentlich“ in dem für die Traditionsgesellschaft üblichen Frack.
EXPRESS.de erreichte Präsident Joachim Zöller: „Die Idee entstand vor Wochen bei einem Vorstandstreffen. Ich musste keine Überzeugungsarbeit leisten, im Vorstand war man sofort dafür."
Er erinnert sich noch an andere Zeiten: „Es gab immer mal wieder Bestrebungen, an die Satzung heranzugehen, beispielsweise um das Jahr 2000." Doch das wurde damals so abgewiesen: „Wir brauchen keine Hühner."
Das wird nun anders: Laut Beschluss sind jetzt alle Menschen ab einem Alter von 16 Jahren willkommen, die „das Leitbild der Großen verkörpern möchten und den gesellschaftlichen Wandel im Kölner Karneval ausgewogen zwischen Tradition und Moderne – auch weit über 2023 hinaus – unterstützen und fördern möchten“.
Wichtig für den Verein: „Zur Tradition gehört zwar auch die Weitergabe von Gepflogenheiten, Konventionen, Bräuchen und Sitten. Eine Tradition ist jedoch kein starres Gebilde.“
Somit entschloss man sich, das 200-jährige Jubiläum im kommenden Jahr zum Anlass zu nehmen, Frauen ebenfalls mit aufzunehmen.
Immer noch gibt es mehrere Vereine in Köln, die laut Satzung keine Frauen aufnehmen. Zum Beispiel die Roten Funken. Aber es gibt Umwege: Weil traditionsgemäß die Kölner Oberbürgermeister immer Mitglied bei den Roten Funken werden, ist Henriette Reker in der Litevka zugelassen.