Der 33. Geisterzug war wieder von vielen politischen Botschaften geprägt. Unter anderem demonstrierte das „Netzwerk für Tiere Köln“ gegen Pferde im Rosenmontagszug. Ein Pferdeexperte widerspricht dieser Haltung.
Debatte um Pferde im ZochProtest-Aktionen an Rosenmontag geplant – Experte kontert Vorwürfe
Das Thema Pferde im Rosenmontagszug erhitzt seit Jahren viele Gemüter. Ein Bündnis aus verschiedenen Tierschutzorganisationen fordert vehement ein Verbot der Tiere, hat dies auch in einem offenen Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker geschickt.
Selbst der Geisterzug am Samstagabend (3. Februar 2024) wurde für deutliche Botschaften genutzt.
33. Geisterzug mit politischen Botschaften auf der „Schäl Sick“
Mehrere hundert Teilnehmende zogen dort als Gespenster oder Geister verkleidet durch die Straßen. Zum 33. Mal fand der alternative Karnevalsumzug, der gleichzeitig eine politische Demonstration ist, statt. Unter dem Motto „Mer klävve am Lävve – Jeister trecke för hück un murje“ ging es im Rechtsrheinischen um Umweltschutz, Klimawandel, Artensterben und Kriege in verschiedenen Regionen der Welt.
Unter der Devise „Mir Jecke bruche kein Pääder em Fasteleer“ und „Pferdefrei – Spaß dabei“ demonstrierte auch das „Netzwerk für Tiere Köln“ beim Geisterzug. Außerdem verteilte das Bündnis Rote Karten. Die sollen an Rosenmontag den Reiterinnen und Reitern gezeigt werden.
Hajo Jennes nimmt diese Aktionen inzwischen relativ gleichgültig zur Kenntnis. Der Reiterkorpsführer der Ehrengarde ist Pferdebeauftragter des Festkomitees Kölner Karneval. „Ich habe lange schon aufgegeben, die Tierschützer zu überzeugen, dass Pferde im Zug ein Muss sind“, sagt er zu EXPRESS.de. „Menschen, die Pferdeverstand haben, sehen das vernünftig“.
Jennes ist selbst Reiter und Pferdebesitzer. „Wir brauchen die Tiere im Zug, aber nicht wegen der Tradition“, sagt er. „Pferde haben an Präsenz verloren und das Kulturgut Pferd wird überall auf den Prüfstand gestellt, auch im Reitsport. Und jeder kann sich sicher sein, dass wir keine Tiere mitnehmen, die nicht geeignet sind.“
234 Pferde werden am Rosenmontagszug teilnehmen, das ist eine leichte Steigerung gegenüber 197 im Vorjahr, aber weit von früheren Zahlen (bis zu 450) entfernt. „Die Kontra-Stimmung macht viele madig“, sagt der Pferdebeauftragte. „Keiner will sich gerne als Tierquäler beschimpfen lassen“. Daher werde es auch immer schwieriger, Verleiher zu finden.
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Nach dem Kutschunfall im Zug 2018 wurden die Maßnahmen nochmals verschärft. So werden auch in diesem Jahr Gelassenheitsprüfungen durchgeführt. Richterinnen und Richter beobachten die Tiere und vergeben Noten. Sollte es zu Auffälligkeiten kommen, kann via Funk sofort reagiert werden.
234 Pferde werden am Rosenmontagszug teilnehmen
Für das „Netzwerk für Tiere Köln“ seien die „Leitlinien zum Umgang mit Pferden beim Einsatz in Karnevalsumzügen“ nur ein „Feigenblatt“. Beim Rosenmontagszug wolle man die Tiere an vielen unterschiedlichen Stellen filmen und dokumentieren. Zudem geht man an Veilchendienstag beim Kalker Zug mit, „um auf das Leid und das unkalkulierbare Sicherheitsrisiko beim Einsatz von Pferden in Umzügen hinzuweisen.“
Jennes kennt die Vorwürfe. Er sagt aber: „Die Pferde leben auch im 21. Jahrhundert. Sie sind Lärm von Autos und Maschinen gewohnt. Die abgeschiedene Wiese, auf denen die Tiere grasen, gibt es nicht mehr“. Zudem würden alle Pferde auf den Zugeinsatz vorbereitet – beispielsweise durch das Simulieren der Musik. Die Tierschützer bleiben bei ihrer Haltung: „Drei Dinge, die im Karneval nicht gehen: Altbier, Helau und Pferde“, lautet ihr Motto.