Die KG Rocholomäus feiert ihr 75-jähriges Bestehen. Bei einem außergewöhnlichen Jubiläumsprogramm gab es viel Lob und ganz spezielle Gäste.
Rocholomäus-JubiläumDiakon Willibert Pauels unterbricht Sabbatjahr für Spitzen gegen Kardinal Woelki
Als 1949 der erste offizielle Rosenmontagszug nach dem Krieg in Köln unter dem Motto „Mer sinn widder do und dunn wat mer künne“ ging, feierten in Bickendorf und Ossendorf die zwei Pfarrgemeinden St. Rochus und St. Bartholomäus zusammen Karneval. Aus dieser Tradition entstand die Karnevalsgesellschaft Rocholomäus.
Am Samstag (13. Januar 2024) feierte die KG ihre Jubiläumsmatinée zum 75-jährigen Bestehen im „BiOs Inn“. Es wurde ein besonderer Tag mit außergewöhnlichen Programmpunkten und ganz viel Gänsehaut zum Finale. „Hier ist Karneval erlebbar und für die Menschen erschwinglich“, sagte Festkomitee-Vizepräsident Lutz Schade.
KG Rocholomäus: Benedikt Conin ist erst der dritte Präsident
„Den Menschen kommen religiöse Inhalte abhanden. Dann entstehen Leerräume und es ich wichtig, dass sie vor Ort erreicht werden. Das Gute fängt im Kleinen an. Karneval in Köln stiftet Sinn und gibt den Menschen Halt. Ihr macht den Karneval stark im dritten Jahrhundert. Wir brauchen ihn, gerade in diesen Zeiten“, rief Schade den Rocholomäern zu.
Ex-Oberbürgermeister Fritz Schramma hob hervor, dass es bei der KG mit Friedel Haumann, Norbert Haumann und Benedikt Conin bisher erst drei Präsidenten gab. „Ich will nicht vom FC sprechen, aber es gibt auch andere Gesellschaften, die ihre Präsidenten fast wöchentlich wechseln.“ Zudem verwies Schramma auf die heiß begehrte Rocholomäus-Sitzung, die am 1. Februar im Sartory steigt.
„Tickets dafür sind auf dem freien Markt kaum zu erwerben. Die Warteliste ist nur mit einer FC-Dauerkarte zu vergleichen. Das Familiäre zeichnet die Sitzung aus, zudem das Spitzen-Programm. Außerdem herrscht eine besonders herzliche Atmosphäre, auch beim Publikum. Da kann sich die ‚Pripro‘ ein Beispiel nehmen.“
Fritz Schramma: KG Rocholomäus ist eine Bereicherung für die Stadt
Das Ehrenmitglied des Festkomitees kam aus dem Schwärmen nicht heraus. „Neben Karneval verdient die Gesellschaft Bestnoten für ihr soziales Engagement und die wirtschaftliche Solidität. Die Rocholomäer sind eine Bereicherung für unsere Stadt. Sie sind ein wahres Geschenk für Kölle“.
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Der Stellenwert der KG zeigte sich auch am Samstag beim hochkarätigen Besuch. Die Stadtkapelle Köln präsentierte eine musikalische Reise durch die letzten sieben Jahrzehnte. Vom „Trizonesien-Song“ über das „Camping-Leed“ bis zu „Mir schenke der Ahl e paar Blömcher“ reichte das Programm. Zwischendurch stimmte auch Ludwig Sebus, „das lebendige Testament der kölschen Werte“ (Conin) ein Medley an. Auch der 98-Jährige hob die Bodenständigkeit der KG hervor. „Das ist eine einzige Familie“.
Lediglich für das Rocholomäus-Jubiläum unterbrach auch Willibert Pauels sein Sabbatjahr, was er in dieser Session eingelegt hat. „Ich bin tatsächlich noch immer katholischer Diakon im Erzbistum Köln. Ich wollte Kardinal Woelki ein Fahrrad schenken. Das hat er nicht angenommen. Kein Wunder, es hat Rücktritt“, sagte der „Bergische Jung“. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mir mal Kardinal Meisner zurückwünsche“.
Pauels berichtete von seinen Erlebnissen beim Karneval im Sauerland und von Shitstorms, die ihn nach Auftritten erreicht hätten. „Mir wurde Rassismus vorgeworfen. Es hieß, wenn ein alter weißer Mann einen Bürger mit Migrationshintergrund imitiert, sei das eine diskriminierende, rassistische Äußerung. Wer das denkt, hat doch nicht mehr alle Latten am Zaun“.
Passend zum Jeckespill auf der Welt hatte er einen Rat: „Alle Diktatoren arbeiten mit terroristischer Angst. Wenn man aber über den Dingen steht und einen Witz macht, kann man sie belächeln und ist frei“.
Zum musikalischen Finale erlebten die 130 Gäste noch ein ganz seltenes Spektakel. Die Ex-Höhner Janus Fröhlich, Peter Werner und Hannes Schöner sangen mit dem Jugendchor St. Rochus „Echte Fründe“, „Ich ben 'ne Räuber“, „Kumm loss mer fiere“, die FC-Hymne und „Hey Kölle“. Seit 40 Jahren stehen die Höhner schon bei Rocholomäus auf kleinem Dienstweg auf der Bühne.
Auch von den Bläck Fööss, die schon vor 50 Jahren Konzerte im Pfarrsaal gespielt haben, waren mit Kafi Biermann und Bömmel Lückerath zwei Ex-Mitglieder vor Ort. Sie sangen „Mir han e Hätz für Kölle“, „Die kleine Saache“ und dann als Zugabe mit den Alt-Höhnern „In unserem Veedel“ und „Unsere Stammbaum“. Diese Momente hatten schon etwas ganz Besonderes.