Die Stadt Köln sucht nach Alternativen, um den zu erwartenden Ansturm an Menschen an Weiberfastnacht zu kontrollieren. Gegen erste Pläne, die Massen in den Inneren Grüngürtel abzuleiten, regt sich Widerstand.
Zülpicher StraßeAngst vor Karnevals-Chaos 2023: Naturschutz-Verbände kündigen Widerstand an
Die Auswüchse, die die Karnevals-Feierlichkeiten am 11.11. im Kwartier Latäng mit sich gebracht haben, sollen sich nicht wiederholen. Die Angst, dass es an Weiberfastnacht 2023 zu ähnlichen Szenen rund um die Zülpicher Straße kommen könnte, ist aber groß.
Die Stadt Köln sucht Ausweichflächen für die feierfreudigen Jugendlichen und zieht unter anderem eine Festivalveranstaltung auf den Uniwiesen in Betracht, um an Karnevalstagen den Ansturm auf die Zülpicher Straße zu beschränken.
BUND Köln vor Karneval 2023: „Wir sind kampfbereit“
Dagegen laufen nun die Naturschutzverbände Sturm. „Wir sind kampfbereit“, sagte Vorstandsmitglied Dr. Helmut Röscheisen vom BUND bei einem Ortstermin am Dienstag (20. Dezember 2022). „Es ist jetzt Eile geboten. Weiberfastnacht naht, die Massen der Unter-30-Jährigen werden wieder kommen.“
Am 11.11. hatte die Polizei angesichts der Überfüllung der Zülpicher Straße die Menschen ins Landschaftsschutzgebiet des Inneren Grüngürtels abgeleitet. Die Folgen seien noch heute sichtbar, berichtete Anwohnerin Aleke Schücking. „Am Aachener Weiher wurden Flaschen auf Schwäne geworfen, die Tiere schwammen durch den Müll. Wir haben noch zehn Tage später Scherben aufgesammelt. Es spricht sich herum, dass man hier die Sau rauslassen kann, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen“.
In acht Wochen droht der nächste Ausnahmezustand. Am 16. Januar soll im Hauptausschuss der Stadt daher ein Konzept der Verwaltung präsentiert werden. „Wir fordern Stadtdirektorin Andrea Blome auf, sich über Weihnachten hinzusetzen und anschließend ein vernünftiges Sicherheitskonzept zu entwickeln, das seinen Namen auch verdient. Ich sehe keine Gründe, den Naturschutz im Grüngürtel aufzuheben.“
Ähnlich argumentiert auch Harald von der Stein, der Vorsitzende vom Naturschutzbeirat bei der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Köln. „Die Verwaltung könnte wieder Winkelzüge nutzen, um auch ohne Freigabe die Veranstaltung im Naturschutzgebiet durchzuführen. Dann werden wir den Beschwerdeweg einschlagen und Rechtsmittel einlegen“, so von der Stein. Bevor jedoch Gerichte bemüht werden, sollten lieber Alternativen erarbeitet werden.
Für den BUND sind die Ringe das perfekte Areal. „Der Rudolfplatz ist nicht weit weg. Durch ein attraktives Bühnenprogramm und ausreichend Sicherheitspersonal könnten Anreize geschafft werden. Der Grüngürtel muss an Karneval tabu sein. Wir wollen nicht, dass ein gesetzlich geschützter Raum beschädigt wird. Zudem verlangen wir ein Verbot von Glasflaschen“, sagt Röscheisen. „Am 11.11. mussten Hundertschaften der Polizei anrücken, um die Versäumnisse der Verwaltung auszubaden“.
Naturschutzbehörde der Stadt Köln nimmt auch Dreigestirn in die Pflicht
Von der Stein nimmt noch andere in die Pflicht: „Solche Veranstaltungen mit diesem Verwüstungspotential sind nicht zulässig. Warum positioniert sich das Dreigestirn nicht? Warum nicht die Karnevalsgesellschaften? Warum werden nicht Teile der Innenstadt vier Tage zu autofreien Zonen, damit dort gefeiert werden kann? Man könnte auch über Feste auf Bezirkssportanlagen sprechen, statt ins Grün einzugreifen.“
Klar ist, dass die beteiligten Verbände ganz genau hinschauen, wie die Stadt Köln den nächsten Großkampftag am 16. Februar 2023 in den Griff bekommen will. Es wird ein Wettlauf gegen die Zeit, um ein vernünftiges Konzept zu finden. Das Signal der Umweltschützer ist klar: Im Grüngürtel darf nicht gefeiert werden. „Wir können nicht über den Schutz der Natur hinwegsehen.“